Nun

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 09.06.2006, 23:49

die kinder
waren groß

wir sind älter

deine augen
die gleichen
mein mund auch

wir lachen

jetzt fängt
es an

Herby

Beitragvon Herby » 10.06.2006, 00:25

Hi moshe,

ich stehe vermutlich beharrlich auf dem Schlauch des Verständnisses, aber warum ist der erste Satz in der Vergangenheit ( waren groß ) und der zweite im Präsens ( sind älter )? Ich bleibe immer am "waren" hängen. :???:

LG Herby

Gast

Beitragvon Gast » 10.06.2006, 08:43

Ja, moshe, mir geht es ähnlich wie Herby, ich leiste ihm dann Gesellschaft beim auf dem Schlauch stehen.

Mir fiel auf, schon bei deinem Gedicht "Dort", dass du immer rätselhafter und sparsamer wirst.
Da geht so weit, dass sich deine letzten Texte meinem Veständnis generell verschließen, d. h. auch, dass ich nichts zur Form sagen kann, weil mir ein tieferer Sinn verborgen bleibt.
Gedichte, die Erklärungen und Beschreibungen dessen, was der Dichter den Lesenden sagen wollte, sind mir immer ein wenig suspekt. ;-)
Ich "verlage" von einem so kurzen Text, dass sich mir eine Bedeutung oder Pointe je nach dem, spätesntens nach 5xligem Lesen erschließen...
Insofern, muss ich wiederholen was ich bei "Dort" schrieb, es ist mir "Ein wenig zu wenig"...
Ich vermisse Tiefe, sinnhaftigkeit.
Vielleicht spielst du ein wenig mit uns?
Möglicherweise steht gar nicht so viel in den Zeilen und alle versuchen hier mehr oder minder krampfhaft eine tiefe Bedeutung zu finden???

SEHR ratlos. :-s

Liebe Grüße
Gerda



Lass doch das Gedicht selbst sprechen, bitte.

steyk

Beitragvon steyk » 10.06.2006, 08:48

Lieber moshe,

da haben wir es wieder einmal ;-)
Meine Texte sind einigen (zum Glück nicht allen) zu lang, deine Texte werden immer kürzer.
Ich muß mich meinen Vorkommentatoren anschließen. Nicht immer liegt in der Kürze auch die Würze.

Ein schönes Wochenende
Stefan

Last

Beitragvon Last » 10.06.2006, 09:02

Hallo Moshe,

da ist ein altes Ehepaar, das auf ein erfülltes Leben zurückblicken darf und sein (gemeinsames) Alter genießt. Liebend alt werden scheint als schön empfunden zu werden. Die Kinder stehen als Symbol für das Leben des Paares, das etwas Gutes hervorgebracht hat (wobei ich auch nicht die Zeitform verstehe), "deine augen die gleichen mein mund auch" steht für das gegenseitige Kennenund Verstehen. Diese beiden Aspekte sind es, die lachen lassen und optimistisch stimmen, das Leben ist noch (lange) nicht vorbei (wahrscheinlich weil die Pflicht/ Arbeit erfüllt ist und nun das Vergnügen ansteht).

Ich empfinde das als interessant und gelungen, bis auf diese Vergangenheitsform in Strophe 1, so klingt das ja fast, als wären die Kinder tot :???:

Herby

Beitragvon Herby » 10.06.2006, 09:06

Hallo in die Rätselrunde ;-)

Es ist nicht so, dass ich in moshes Versen keinen Sinn erkennen würde. Ich verstehe den Text so, dass ein Paar, nachdem es bisher nur für die Kinder gelebt hat und diese nun groß, d. h. aus dem Haus sind, nun zu für sich zu leben beginnt.

Nur bleibe ich auch jetzt wieder am "waren" hängen. Mal sehen, vielleicht hilft ja ein :coffee: ...

Einen schönen Tag allerseits
wünscht

Herby

Gast

Beitragvon Gast » 10.06.2006, 09:18

... wenn das, was last und Herby aus deinen Zeilen lesen, lieber moshe, wäre es mir gerade deshalb zu düftig...

Auch meine einzige Idee, im übrigen, war jener Ansatz.

Liebe Grüße
Gerda

Cornelia

Beitragvon Cornelia » 10.06.2006, 09:35

Lieber Moshe,

ich mag Gedichte, die sehr viel Raum für eigene Interpretationen lassen - und sehe bei diesem Thema die Offenheit für den Rest vom Leben.

.....die "Vergangenheit " zu Beginn des Gedichtes kann stilistisch natürlich auch durch die Vergangenheitsform ausgedrückt werden....

antworte doch bitte einfach

Liebe Grüße
Cornelia

Iris

Beitragvon Iris » 10.06.2006, 09:48

Hallo moshe,

ich würde einfach schreiben:

die kinder
sind groß

wir älter ...

dann ist es schlüssiger und sogar noch kürzer ;)
der inhalt bleibt, es ist alltäglich und mir fehlt hier etwas besonderes in dieser alltäglichen realität irgend etwas kleines ...

liebe grüße an die füße iris

Louisa

Beitragvon Louisa » 10.06.2006, 09:54

Hallo moshe!

Ich finde das viel leichter zu verstehen als Dein letztes und mir geht es gerade anders als Gerda: Ein Gedicht fesselt mich oft erst dadurch, dass es meinen Kopf zum Nachdenken anregt.

-Ich glaube (anders als Last), dass die beiden sich in die Augen sehen und das vielleicht das einzige ist, was noch nicht unter der Zeit "gelitten" hat.

Dieses Paar wird sich bewusst, dass es zu Ende geht. Es erinnert mich ein wenig daran: http://www.martmannia.de/Gedichte/_Erich_Fried__/Erich_Fried_Gedichte/Index_E_-_G/Frau_Welt/frau_welt.html

Ansonsten finde ich es wunderbar! Ich mag solche Themen. Schön, moshe!

(Das mit den Kindern ist vielleicht einfach nur eine Rückschau. Vielleicht setzt Du einen Punkt dahinter...)

Morgengrüße, louisa

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 10.06.2006, 10:04

Hallo zusammen

Zu den Verständnisschwierigkeiten;

Ich verstehe den Satz "Die Kinder waren groß" so, dass die Kinder des Paares tatsächlich schon seit einiger Zeit erwachsen geworden sind, daher die Vergangenheitsform.

Erst jetzt realisiert das Paar, dass ihre Kinder nicht mehr klein sind, behandelt sie wahrscheinlich jetzt anders, begreift die Situation, der sie sich möglicherweise zuvor verschlossen haben. Liege ich richtig, hat moshe in dem Satz "wir sind älter" zu Recht in der Gegenwart geschrieben. Erst jetzt sind die Eltern symbolisch älter geworden, weil sie es sich eingestanden haben.

Dem Paar alles Gute im neuen Leben...

Jürgen

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 10.06.2006, 10:24

Entschulldigt, daß ich erst jetzt antworte, aber hier ist heute Shabat und da schlafe ich immer sehr lange, bin immer noch nicht ganz fertig damit, dehalb nur kurz jetzt:

Gurke hat recht.

bis nachher

moshe.c

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 10.06.2006, 14:40

Guten Morgen!

Was ich zum Ausdruck gebracht habe, ist folgendes:
Wenn man jung ist, trifft man sich, verliebt sich, usw.. Man ist zu zweit und mit sich beschäftigt. Dann kommen Kinder und Jahrzehnte voller Aktivität. Anschließend sind die Kinder keine mehr und man kann sich wieder auf die Zweisamkeit besinnen.
Noch nie gesehen, wie verliebt ältere Menschen wieder sein können?

Das es so eine Debatte hier gibt, hätte ich nicht erwartet, freut mich aber und ich bedanke mich besonders auch für Kritik.

Tja, warum meine Gedichte im Moment so kurz ausfallen, weiß ich auch nicht, ist keine Absicht. Vielleicht hängt es ja mit der Sonne zusammen: Je höher sie am Himmel steht, desto kürzer mein Schatten.
Der 21. Juni ist ja nicht mehr weit!

so long

moshe.c

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Beitragvon Lisa » 10.06.2006, 20:25

Hallo moshe,
ich finde nicht, dass sich durch die Kürze deiner Gedichte sich der Sinn verschließt...ich habe es - ähnlich wie einige andere - gleich (für mich) erschließen können. Ein schönes Thema, ein liebevoller Blick...mir gefällt dieser Text sehr.

Das "waren" würde ich dennoch in ein "sind" ändern, ansonsten müsste es ja wie im englischen die bis zur Gegenwart andauernde Zeit mit "sind geworden" erzählt werden, oder? Das waren ist für mich sprachlich verwirrend ohne klar den Sinn zu transportieren, den Gurke erklärt hat. Zudem ginge er nicht verloren, wenn dort sind stünde.

Liebe Grüße,
Lisa


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