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(ohne Titel)
Verfasst: 10.08.2025, 23:01
von Amanita
bei meinem letzten Besuch
brachte ich dir
eine Novemberrose –
knorrig und
kleingewachsen
im vorwinterlichen Nebel
für einen Moment
schien die tiefe Sonne –
ließ das klare Rot
der Kronblätter leuchten
im stummen Raum
ich legte das Rosenbüschel
behutsam
in deine wächsernen Finger
und musste weinen
ich hatte nicht
an die Stacheln gedacht
Verfasst: 11.08.2025, 18:37
von taiga
vielleicht gehören die Stacheln am Ende doch dazu ...
ich überlege gerade, ob nicht "Dornen" angemessener wäre?)
Dein Gedicht läßt einiges in der Schwebe, und das gefällt mir gut.
Verfasst: 11.08.2025, 19:12
von birke
sehr schön, traurig-schön.... die stacheln (ja, rosen haben stacheln, keine dornen) stehen für mich hier für den tod, worauf auch vielleicht die wächsernen finger hinweisen... schön, dieses tiefe, klare rot im vergleich/ gegensatz dazu.
Verfasst: 11.08.2025, 20:55
von Amanita
Vielen Dank - Euch beiden!
Verfasst: 27.08.2025, 12:06
von OscarTheFish
Ich bin als Leser überzeugter, wenn in Gedichten Präzision zu finden ist. Mit "Stacheln" statt "Dornen" ist das erfüllt. Die "wächsernen" Finger deuten ein baldigen Tod an (Hautbefund). Ist der Stachel eine Art ungewollt aufgelöste "Erlösung"?
Verfasst: 30.08.2025, 10:10
von Amanita
Vielen Dank.
Nein, der Stachel deutet nur die Verbindung zwischen Rosen und Schmerz an ... "Erlösung" war nicht gemeint. Aber irgendwie gibt es ja so ein biblisches "Tod, wo ist dein Stachel". Diese Assoziation dürfte ggf. auch sein, war aber nicht intendiert.