Kritische Stimmen

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Epiklord
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Beitragvon Epiklord » 16.09.2023, 13:33

Kritische Stimmen aus
Tier- und Menschenwelt


Als Sternenstaub
gefallen,
aus der Unendlichkeit,
gestrandet
hier Endlich,
sagt sich der Leuchtkäfer,
glutvoll Erfüllung finden,
zündet sein Licht an;
Glühwürmchenhoffnung;

so segelt er durch liebliche Nacht,
aus luftiger Traumperspektive
ein böses Erwachen:
seine Eva war nackt und kroch herum,
bodenständig,
ein Schneckerl, dem Genuss auf
schleimiger Spur.

*
Die junge Biene flog von Nektarquelle zu
Nektarquelle, frohlockte:
“Das Leben ist süß.”
Ein Bienenfresservogel packte sie, beförderte sie zu
seinem Sitzport, knetete sie durch, mundgerecht, und
quetschte das Gift aus dem Stachel.
Da wusste die Biene, was ihre Mutter gemeint hatte,
als sie die Warnung aussprach:
“Das Leben ist kein Zuckerschlecken.”

*
Ich erkannte den Schmerz.
Von unten aus festverbauter Fresspyramide
gesehenen, wurde der Koala, welcher nicht mehr ist,
vom Eukalyptus getötet, der nicht mehr war;
der Wolf ohne Lamm, Reh und Mäuschen,
sei ein Nichts, klagte der Himmel.

*
Seine Frau besuchte ihn täglich auf dem Friedhof.
Ich sagte, es sei nicht nur seine Asche durch den Rost
gefallen, sondern ebenso alles, was sie an ihn erinnerte,
seine besondere Art, das Ich, dessen Träume, von
denen er ihr erzählt hatte. Sie könne auch zuhause
bleiben; hier auf dem Friedhof würde
sie ihm nicht begegnen.

*
Und über mir Verwesungsgeruch,
als du mir dein Senkblei zuwarfst,
meine Seele auszuloten.

Die Hoffnung, einst frisch und grün,
war welk geworden;

muss dringend gewässert werden.

***

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