von allen bösen geistern verlassen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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birke
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Beitragvon birke » 22.05.2023, 00:13

.

du in meinem kopf
und ich im garten
höre den vögeln zu
wie sie melodien tragen
flauschig wird mir zumute
in diesen tagen
heller musik
im grün deiner stimme
werde ich weit

.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Nifl
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Beitragvon Nifl » 22.05.2023, 18:51

oh, ein flauschiges Idyll, zum Verweilen schön…
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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birke
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Beitragvon birke » 23.05.2023, 10:10

lieben dank!
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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OscarTheFish
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Beitragvon OscarTheFish » 16.06.2023, 14:21

Der Frühling übergehend in den Frühsommer ist eine inspirierende Zeit. Das wird hier angestoßen!
Ein paar ausgewählte Werke zur Stillung weiterer Neugier:
AKUTES ABDOMEN, OBWOHL WIR BLIND SIND, SCHMUSEREI, MUCH ADO ABOUT FUJI.
Gedichte von: Der beste Dichter der Welt und XRayFusion.

jondoy
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Beitragvon jondoy » 29.06.2023, 00:16

hab mir das da ausgesucht für nen com

der titel gefällt mir,
dessen aussage, die hat was, bringt dieses gefühl allein schon perfekt auf den punkt, um dass es diesen zeilen vielleicht geht,

kuck es mir auf diesem wortbild mal an,
es schwebt im Foto ein bischen schräg
wie seine augen glänzen,

du in meinem kopf
und ich im garten,

das sagt allein schon alles,
mehr worte bräuchte es gar nicht auf dem foto

du in meinem kopf
und ich im garten,

und die vögel,
die zwitschern derzeit jeden morgen und
jeden abend, was das zeug hält,
weil es so früh hell ist und so spät hell ist,
jedenfalls haben die sich ne menge zu erzählen, in diesen hellgeschwängerten Überlängetagen,

wie sie melodien tragen,
so hört es sich für mich nicht an,
deckt sich nicht so mit meiner wahrnehmung,

der kosmos ist ihr dirigent, die sonne sein dirigentenstab,
sobald er seine sonne anhebt ins firmament, geht vielleicht die nachtigall schlafen,
erwacht ne große vogelschar, es wird viel gemurmelt
in den bäumen unter der blauen stunde über den anbrechenden tag

flauschig wird diesem auf dem foto eingefangenen gefühl, wenn es an das du denkt,

meinen assoziationen kämen bei dem wort flauschig wohl als erstes waschmittelwerbung in den sinn,
wie sich ein flauschiges gefühl wohl anfühlt, frag ich mich,
vielleicht wie ein weiches federleichtes sommerbett
in das man sich am liebsten reinschmeisst,
weil es auch noch so gut duftet,
und sich einem im kopf alles vor leisem du dreht,

so schlecht war die deutsche nationalmanschaft noch nie,
sie ist von allen bösen geistern verlassen,
seit sie nur noch du denkt,
gedankenversunken steht sie in ihrem rasengarten,
weil ihr der ball plötzlich luft ist,
in diesen tagen heller musik,

im grün deiner stimme
werde ich weit

....für mich eine etwas fremd wirkende bildersprache, sie will auch einen Tick zu viel erklären,

ich würde das gefühl auf dem zeilenfoto sinnbildlich lieber vom baum fallen lassen,
mit einem lächeln im gesicht,
anstatt zu erklären,

im grün deine stimme,
und mein herz wird weit

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 29.06.2023, 07:53

jondoy hat geschrieben:im grün deiner stimme
werde ich weit

....für mich eine etwas fremd wirkende bildersprache, sie will auch einen Tick zu viel erklären,

ich würde das gefühl auf dem zeilenfoto sinnbildlich lieber vom baum fallen lassen,
mit einem lächeln im gesicht,
anstatt zu erklären,

im grün deine stimme,
und mein herz wird weit


Hmm, auf mich wirkt die Bildsprache nicht fremd oder zu erklärend.

Ein Garten kann braun sein, oder schwarz, oder, wenn er nur aus Blumen besteht, gelb, rot, blau. Wenn der Text nun das Wort "grün" hinzugefügt bekommt, halte ich das fürs Zielbild schon für eine notwendige Ergänzung. Hinzu kommt dadurch noch diese schöne, räumliche Weite durch die Formulierung "im grün deiner stimme"; ähnlich wie das Blau, als Hauptwort, die Weite des Himmels oder Ozeans verbildlicht, empfinde ich hier das Grün, als Hauptwort, wie ein eigener Kosmos. Und dann kommt noch etwas dazu. (Das ist sehr verdichtet.) Dieses Visuelle verschmilzt mit dem Akustischen. Die Farbe ist nicht nur im Auge, sie ist auch in einer Stimme. Sehr sinnlich. Und dann die endgültige Verschmelzung: Das bis hierhin gelesene visuell-akustisch Verschmolzene ist dasjenige, worin das lyrische Ich selbst zum Kosmos wird. Stünde da nur "du in meinem kopf und ich im garten", könnte das Zielbild sogar wie eine Trennung wirken statt wie eine Verschmelzung, wenn ich als Leser diese Verschmelzung nicht selber erfinde. Erfände. Erfönde.

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birke
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Beitragvon birke » 29.06.2023, 09:51

.
lieber jondoy, vielen dank für dein ausführliches feedback, das ist schön und immer wieder interessant für mich. :)

freut mich, dass der titel dir zusagt [wobei die deutsche nationalmannschaft wohl doch eher von allen guten geistern verlassen scheint?!? ;)]

wie sie melodien tragen
,
so hört es sich für mich nicht an,
deckt sich nicht so mit meiner wahrnehmung,


ahh, doch, mit meiner schon, einige, ich glaube, besonders die amselmännchen, singen immer wieder gleiche tonfolgen, wenn man das mal genauer (akustisch) beobachtet, ist das sehr witzig, und interessant. klar, da sind auch die vielen gespräche. aber eben auch der gesang. :)

dieses:

jondoy:
im grün deine stimme,
und mein herz wird weit


sagt ja nun etwas ganz anderes als in meinem gedicht und das hast du, lieber pjotr, nun trefflich beleuchtet, ja, es ist vor allem die farbe in der stimme, um die es geht, die öffnet, die weit macht.

danke euch! :blümchen:
.
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OscarTheFish
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Beitragvon OscarTheFish » 10.07.2023, 14:20

Schöne weiche Zeilen für und in einer angenehm freundlich energetischen Naturzeit. Es trägt die Leichtigkeit wie selbstverständlich.

Schade finde ich nur, dass der Titel (zumindest des Fadens) etwas kontrapunktartig dagegensteht. Die Kraft der positiven Energie des Gedichts hätte eine passender schwingende Überschrift verdient wie "von allen guten Geistern beseelt". Ich rege nur an.
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birke
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Beitragvon birke » 11.07.2023, 10:48

oh, danke, oscar-fish, auch für deinen ersten kommentar!
ja, der titel steht natürlich schon bewusst in kontrast zum gedicht und impliziert, dass es offenbar mal anders war...
und leicht ironisch natürlich, schafft eine gewisse distanz?
trüge das ganze einen anderen, positiven [positiv formulierten] titel, wäre es vielleicht etwas zu idyllisch?
ich sinniere mal noch. danke.
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