[wenn der himmel weiß]

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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birke
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Beitragvon birke » 28.02.2023, 14:48

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wenn der himmel weiß
wie schnee
verschwimmen wir
am horizont nicht sichtbar
wachsen zeilen in die nacht
dunkelblau
ist nur ein traum
aus kornblumen und tinte
wo verzeihen hände
besser als auf papier
und auf haut
schreiben wir gedächtnis

.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Nifl
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Beitragvon Nifl » 04.03.2023, 17:43

Großartiger sinnlicher Text. Reines unverdorbenes Weiß lässt sich verführen vom geheimnisvollen Dunkelblau der Nacht. Einem Traum. Schön wie der weiße Bogen, rein aber auch leer, beschrieben wird, die Farben und Metaphern wieder aufgegriffen werden, sich quasi manifestieren. Der Sinn des Fühlens bleibt in Erinnerung. Auch eine christliche Note schwingt mit durchs Verzeihen, denn sobald man lebt, sündigt man, so die Lehre, der ich allerdings kritisch gegenüberstehe.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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birke
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Beitragvon birke » 05.03.2023, 10:27

vielen dank, lieber nifl, freut mich,
und interessant, dass du eine christliche note wahrnimmst, an die ich nicht dachte, die aber sehr wohl je nach lesart mitschwingen kann, durchaus, ja. auch ich stehe dem (ganzen religionsdings) allerdings kritisch gegenüber. (wobei es ein bemerkenswerter, bedenkenswerter gedanke ist, dass wir "sündigen" schon allein dadurch, dass wir leben, wenn man "sündigen" im sinne von "wir schaden der erde, der natur" verstünde.)
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