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Sisyphos

Verfasst: 26.02.2023, 14:32
von Amanita
schon wieder fiebrig
über die Felsenstiegen
hinab und hinein
in die tiefen Gründe

was ich dort sammle wiegt schwer –
Muskeln und Nähte reißen
während des Aufstiegs
verschwimmen die Augen im Schweiß

auf glatten Klippen
zittern die Füße
mein Steinrucksack zieht mich
höllenwärts

komm – hör‘ ich dich
kannst wie Sisyphos lachen
ich habe dir ein Geländer gespannt
am Abgrund vorbei

Verfasst: 28.02.2023, 14:20
von birke
das finde ich sehr gut, amanita, einzig das "höllenwärts" würde ich vielleicht noch mal überdenken, ist mir zu wertend, und reißt mich mit seiner stark belegten bedeutung irgendwie aus dem text, obwohl zwei zeilen später sisyphos auftaucht.

Verfasst: 28.02.2023, 17:15
von Amanita
Liebe birke, vielen Dank!
An diesem Wort klebe ich nicht, aber ich hab' nichts anderes! "tief" gibt es ja schon. Und fies soll es ja auch sein ... Hast Du Vorschläge?

Verfasst: 28.02.2023, 17:43
von birke
eine idee hätt ich, wie wäre es, wenn du die zeilen 3 und 4 an diese stelle setzt? eigentlich passen sie doch eh noch nicht so recht an den anfang, wo es ja wohl zunächst um den aufstieg geht..?

Verfasst: 28.02.2023, 18:12
von Amanita
Liebe birke, das verstehe ich jetzt nicht. Erst Abstieg (um den Stein oder was auch immer einzusammeln), dann wieder Aufstieg usw.
So jedenfalls mein "Konzept".

Verfasst: 28.02.2023, 20:34
von birke
ah, verstehe, denkfehler meinerseits... ich hatte so gelesen, dass die steine beim aufstieg gesammelt würden. aber ja, sisyphos... ergibt schon sinn so.
du könntest es aber vielleicht splitten, in der ersten strophe nur "hinab und hinein" schreiben, so dass die "tiefen gründe" dann später erst (statt "höllenwärts") auftauchen. (oder alternativ auch umgekehrt, auch möglich)

Verfasst: 02.03.2023, 12:06
von Amanita
... und was mache ich nun mit dem höllenwärts?? :?:

Verfasst: 02.03.2023, 14:01
von birke
wenn dir meine ideen nicht zusagen, weiß ichs auch nicht... so lassen? :)

Verfasst: 02.03.2023, 15:09
von Pjotr
Ich würde das alles so lassen in seiner drastischen Dynamik und auftürmenden Theatralik. Ich denke, Amanitas Lyrik-Stil ist sonst eher leise und verschleiert, ähnlich wie ihre Malerei -- und dieses Gedicht zeigt nun einen anderen Stil; es ragt heraus aus dem bisherigen amanitaschen Övre, was Birkes Empathie mit dem bisher Gewohnten kurz verwirrt hat vielleicht :-)

Ich würde da keine Kompromisse machen. Das Kleine klein, das Große groß. Ich finde beide Stile für sich gut. Wenn es nichts zu mischen gibt, mische es nicht.