Die erniedrigten Farben im Film
Die halbleere (halbvolle) Gaststätte
Die nüchterne Hoffnung
Es werde tatsächlich Licht
Und ein Aufruhr im Herzen:
Noch ist es nicht zu Ende
Nur der Klang eines gesättigten Tages
der mit dem Altwerden spielt
verschwindet hinter der Sonne
am Ende des Himmels
(In Wahrheit: Regen
Und nicht bestellte Linsensuppe
Eine Schüssel voll Befangenheit
aus der ich löffle, tapfer vielleicht, jedoch ohne
Zivilcourage)
Die erniedrigten Farben im Film
Ein tragikomischer Teil in Klammern, der mit der Linsensuppen-Zeile den vorausgehenden Poesiefaden unerwartet in die nüchterne Wirklichkeit zieht, aber eine gepflegte Sprache weiterführt. Reizender Kontrast zur Linsensuppe, die so furchtbar geschmeckt haben muss, dass man sie nur mit großer Tapferkeit hat schlucken können; und das Personal scheint nicht den Eindruck gemacht zu haben, Linsensuppenbeschwerden annehmen zu wollen. Im Grund ist der Unwille, sich zu beschweren, ein gesunder Unwille. Er ist so groß wie der Wille, geliebt zu werden -- von Menschen, die man selber liebt. Also ist der Mangel an Courage zugleich eine Liebeserkärung an den Linsensuppenkoch. Hat doch auch einen Wert.
Die "erniedrigten Farben" habe ich spontan als entsättigte Farben aufgefasst. Der Begriff gefällt mir -- "erniedrigte Farben". Habe ich noch nie gehört, klang mir aber sofort einleuchtend, beziehungsweise eingräuend. Passt dann auch zu der geringen Sättigung durch jene Linsensuppe. Die ja auch ein bisschen wie eine Knastmahlzeit wirkt. Knastmahlzeiten sind auch erniedrigend. Man kann es wenden wie man will, die Kreise der Bedeutungen schließen sich.
Zuletzt geändert von Pjotr am 14.03.2019, 21:52, insgesamt 1-mal geändert.
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 7 Gäste