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Ein Geist in den Gewölben

Verfasst: 08.08.2018, 15:53
von Kurt
In den Katakomben
des Instituts versteckten
sie Hans-Heiner
der mit den Kiemen
und sein Mund war
ein Fischmaul
immer mit nach unten
gezogenen Winkeln
mit fischiger Pupille
glotzte er mich an wie
erstaunt aus einem
Oversized-Aquarium
verriet er mir mit
sonoriger Stimme
er sei aus der Retorte
und irgendwie sei seine
Kiemenanlage entartet
gewesen und er könne
nur noch im Wasser leben
hier unten fütterten sie
ihn einmal am Tag wortlos
ließen sie ihn zurück hielten
ihn aus humanitären Gründen
am Leben beklagte er sich und
ich bot mich an ihn täglich
einmal zu besuchen da könne
er sich aussprechen (erstaunlich,
funktionierte bei ihm
unter Wasser) die Seele
befreien er aber hatte Angst
seine Trauertränen könnten
hervorbrechen das Becken
überfluten und es würde
ihn mitreißen auf den
Boden der Menschen

Verfasst: 08.08.2018, 16:02
von birke
gruselig und traurig. gut geschrieben!
(hab gerade "das fünfte kind" von doris lessing gelesen, starkes buch, irgendwie erinnert mich dein text ein wenig daran.)
lg
birke

Verfasst: 08.08.2018, 23:47
von Kurt
Danke, Birke. Du liest so ein Buch wohl durch bis zu Ende. Habe ich noch nie geschafft. Tolstois Auferstehung in jungen Jahren fast bis zur Mitte gelesen. Precht, das wäre schon eher etwas für mich.

LG Kurt