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Du gehst. Du lächelst.

Verfasst: 04.04.2018, 22:13
von Amanita
Du gehst.
Auf meinen Lippen
liegt der Geschmack von Kreide.
Moment! Alles ist leise
und eingetrocknet mein Mund
meine Stimme –
wenn ich deine Hand
hielte, ganz kurz
würde mein Blut warm
an die Herzwand klopfen.

Du lächelst.
Dein Haar erzählt
noch unsere Geschichten
(so lang ist es)
du schulterst den Rucksack –
ich lächle eckig zurück
und schließe die Tür
die Zähne, den Mund
ich trinke Erinnerung.

Verfasst: 06.04.2018, 01:49
von birke
finde ich wunderbar. sagt mir sehr viel.
fragte mich, ob am ende statt "trinke" auch "schlucke" passen könnte... weil zu beginn der mund ja eher trocken ist. aber das trinken ist wertfreier oder sogar positiver, zeigt vielleicht auch eine entwicklung in der begegnung.

Verfasst: 06.04.2018, 06:53
von Ylvi
Du gehst. Du lächelst.

Du gehst.
Auf meinen Lippen
liegt der Geschmack von Kreide.
Moment! Alles ist leise


Das gefällt mir sehr, auch klanglich. So wäre es für mich konzentriert und stark, nachhallend. Der Rest erzählt aus.

Verfasst: 06.04.2018, 08:13
von Amanita
Hallo Ylvi, danke für diesen Vorschlag. Ich würde auch kürzen, ja, (denn fabulieren möchte ich nicht), aber so wäre es mir doch zu arg gekappt.

Hallo birke, danke für Deinen Kommentar. Das Trinken habe ich bewusst gewählt, so gegen den trockenen Mund; "Schlucken" wäre mir entweder zu negativ oder zu "medizinisch".