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Einöde

Verfasst: 05.03.2018, 17:39
von Amanita
Einöde


alles ist schweigsam

wir

die Weite

der Weg
der plötzlich verendet
im stumpfen rasierten Gras

mutig gehen wir
weiter
wissen in Wirklichkeit nicht
wohin

Karte und Kompass
haben wir nicht –

ein einziges Haus
in vier Stunden
wir sehen hin
es antwortet nicht
(dieses tote Holz)

alles ist gleich:
überall stürzt der Himmel
auf kurzes Gestrüpp
das fußhoch
vom Winter gebleicht
eher grau als grün ist

hier steht ein Wasser
da ein Sumpf –

ein paar von uns weinen
einer schreit irre Minuten lang
in die Landschaft

als er den See sieht
mit einem Punkt
einem Boot

wir rufen und winken –

und dann
ist alles schweigsam

wir
die Weite
der See
der Fremde

bringt uns
ins Leben zurück

Verfasst: 06.03.2018, 05:44
von Hetti
Liebe Amanita,

das finde ich ganz groß!
Beim Lesen entstehen Bilder, Gedanken, eine Geschichte entwickelt sich vor meinem inneren Auge. Das sind natürlich meine Bilder, meine Gedanken und meine Geschichte mit meinen Bezügen. Mich interessiert, was dich zu diesem Text inspirierte?

Eine Irritation kommt auf ,,,,wissen in Wirklichkeit nicht.......Das "in Wirklichkeit" weist nach meiner Lesart auf eine weitere Ebene, die "unwirkliche". Was bei dem Text ja durchaus denkbar ist. Falls aber nicht: Ist die Formulierung "...wissen nicht wirklich wohin..." auch eine Option?

Aber - finde ich toll.

Liebe Grüße
Hetti

Verfasst: 06.03.2018, 08:27
von Amanita
Liebe Hetti, hab herzlichen Dank.

Ja, an der Stelle könnte man noch feilen, finde ich auch. An sich gefällt mir Dein Vorschlag auch, nur ... klingt er nicht zu umgangssprachlich?
Ich wäre auch offen für andere Möglichkeiten, vielleicht hat ja jemand noch eine Idee?