Blauer Salon

der himmel legt sein leichentuch über die erde
frau holle macht überstunden
herr holle indes nimmt reißaus
fliegt er mit seiner geliebten in den süden
ins land des ewigen frühlings
ins land der klavierstimmer
die blockflöte spielen lernen
schneeweiß
werden seine haare
auch dort

Werner, das Leichentuch gefällt mir. Allerdings widerstrebt mir, weil ja nicht alles darunter tot ist. Wie wäre es mit: Der Himmel wirft sein Leichentuch über den abgestorbenen Fichtenwald vor meinem Fenster, oder so. (Korrekterweise Bestand, wäre aber zu kleinflächige Vorstellung.

LG Kurt

Vielleicht trifft der abtrünnige Herr Holle sich mit seiner Erdenfreundin unbeobachtet im toten spaziergängerfreien Fichtenwald. Jedoch hat der Herr nicht daran gedacht, dass seine Alte durch die Wipfel blicken kann. Und sie sieht die Beiden, wird wütend - er ist für Frau Holle gestorben - und sie schüttet Schnee über das Gebiet als wärs ein Leichentuch. Aber dass die ansich freundliche Frau Holle die ganze Erde, also auch mich mit ins Leichentuch packt, nee, will hoffen, ich bin nicht gestorben für sie.

LG Kurt

ich muss noch dazu sagen, dass "Herr Holle" nicht ganz meine erfindung ist, auch wenn ich ihn früher schon mal in einer art weihnachtsgeschichte verwendet habe (siehe meine HP unter "Prosa", dort "Verschnupft (Eine Erkältung im Anzug)" ... http://www.weimar-mazur.de/prosa/ ... ).

Und, der Text ist quasi gewidmet, dem "Erfinder" von Herrn Holle. Herrn Holle und den Klavierstimmer (der heißt Kolhaas), letzterer gibt auch Blockflötenunterricht, habe ich aus Wolfgang Hildesheimer: Lieblose Legenden (1952, Suhrkamp Verlag, Frankfurt), dort in "Der hellgraue Fühjahrsmantel", meine absolute Lieblingsgeschichte, "ausgeliehen". Ein bisschen also ist der Text inspiriert?!

Und, gut, dass die Holles Leute wie Du und ich sind. Das macht sie letztlich sympathisch.