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Altern

Verfasst: 16.09.2016, 14:06
von Amanita
Altern

ich fühle mich eingehüllt
von der Zeit
wie ein faltiger Mantel
liegt sie auf meiner Haut

ich mag es nicht glauben
dass mich gestern
Gott angesprochen hat

ich fragte
wie viele Jahre
zog meinen Mantel glatt

Verfasst: 16.09.2016, 22:33
von Eule
'zogen' ?

Verfasst: 16.09.2016, 22:53
von Amanita
nein, nein: ich zog ...

Verfasst: 17.09.2016, 09:03
von Nifl
Lasche Vergleiche mag ich in der Lyrik selten, du bist doch frei, was zwängst du dich ein? 'Als ein faltiger Mantel'
Und Imperfekt statt Plusquamperfekt für angesprochen, also 'ansprach'. Das bringt es für mich auch stimmungsmäßig näher. Und hinter Jahre muss für mich unbedingt ein 'noch', ohne ist es eh nur eine Taschenspieleroffenheit.

Grüße

Hi,

Verfasst: 17.09.2016, 12:06
von Kurt
Amanita, ich kanns nur so lesen:

Altern

ich fühle mich eingehüllt
von der Zeit
wie ein faltiger Mantel
liegt meine Haut

ich mag es nicht glauben
dass mich gestern
der Tod angesprochen hat

er fragte
wie viele Jahre
ich zog meinen Mantel glatt

Verfasst: 17.09.2016, 12:51
von birke
oh ja, kurt!

das dachte ich auch, dass ja der faltige mantel wohl die haut ist?
und den tod finde ich noch eindrücklicher hier als gott. aber das mag eine glaubensfrage sein ;)

noch eine kleinigkeit, auf das "es" in der ersten zeile der zweiten strophe könnte man evtl auch verzichten...

ansonsten ... guter text!

lg
birke

Verfasst: 17.09.2016, 13:25
von Amanita
Oh, hier hat sich ja was getan. Erstmal vielen Dank an alle, für alle Vorschläge.

Ich hab mal versucht, das Meiste zu beherzigen ... aber man kann es nicht einfach austauschen ...



Altern


fühl' ich mich eingehüllt
von der Zeit

oder ist sie ein faltiger Mantel
den ich tragen muss

ich mag es nicht glauben
gestern sprach mich Gott an

ich fragte
noch wie viele Jahre

zog meinen Mantel
für kurze Zeit glatt

No

Verfasst: 17.09.2016, 16:00
von Kurt
Birke, ich glaube, wir sind uns einig darüber, dass der Mantel die Haut ist. Eine Art Fremdkörperempfinden, weil die schrumpelnde Haut nicht zu dem alternden vitalen Menschen passen will. Wurde einem von der Zeit geschneidert. Nun kommt der Tod/Gott und fragt, wie alt. Man erschrickt, zieht seine Haut glatt, als wenn man sagen wollte, ich bin noch nicht alt, es ist nur meine Haut. Ich muss mich entschuldigen, dass sie so ungebügelt erscheint. Oder so ähnlich. Tolle Metaphern, lustige Komponente. Steht viel zwischen den Zeilen, was gute Literatur ausmacht.

Und was macht Amanita NUN draus, Birke? Eine Wurst! Na, denn.

LG Kurt

Verfasst: 17.09.2016, 16:03
von Amanita
Na, dann alles zurück :rolleyes:

hoh

Verfasst: 17.09.2016, 18:46
von Kurt
Amanita, ich kenne nur wenige Gedichte. Das hier von Sarah Kirsch mit humorvoller "Wende" finde
ich ganz hübsch. Humorvolle Lyrik ist wohl weniger verbreitet.

https://www.youtube.com/watch?v=0BZN4kVV0s8

Verfasst: 17.09.2016, 19:32
von Amanita
Wie kommst Du denn jetzt da-rauf?

Verfasst: 17.09.2016, 22:46
von Eule
Vielleicht einen Doppelpunkt bei ... ich fragte: ?

Verfasst: 17.09.2016, 22:58
von Amanita
ja, so etwas überlege ich jedes Mal - aber dann müsste ich wohl auch die anderen Zeichen setzen?

Verfasst: 17.09.2016, 23:32
von Eule
Konsequenz sollte nicht gegen stilistische Vielfalt ausgespielt werden ... aber die Urheberrechte liegen sowieso bei Dir, welche Stilmittel Du auch verwendest.