Vertraue Nicht - oder auf dem Weg des Lebens

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
KarolineJasper

Beitragvon KarolineJasper » 05.09.2016, 19:57

Vertraue nicht,
Meine Wiege der Sicherheit -
ist Vergangenheit.


Worte,
die wie Schläge zerstören,
was einmal ein Ganzes.


Keine Hand ausgestreckt,
kein Friede -
schmerzlich der Ruf nach Ehrlichkeit.


Vertraue nicht,
suche das Schattengesicht -
und lerne.

Karoline
Zuletzt geändert von KarolineJasper am 09.09.2016, 18:14, insgesamt 1-mal geändert.

Niko

Beitragvon Niko » 05.09.2016, 23:31

Hallo karoline, schön dich lyrisch anzutreffen. Ich selbst traue mir prosa nicht zu, sie zu schreiben, und noch weniger, sie einzuschätzen und über ihre güte, ihre Qualität zu urteilen.
Lyrik ist ein Feld, auf dem ich mich etwas! sicherer bewege. Etwas!!!!

Gleich hinter der ersten Zeile würde ich mir einen Punkt oder ein Komma wünschen. Aufgrund deiner ansonsten durchgezogen Zeichensetzung wäre es folgerichtig.
Die Behauptung in den Zeilen zwei und drei lassen mich etwas konfus zurück, weil ich auf die Frage "warum ist das so?" keine Antwort finde.

Hinter "kein Friede" ist was mit der Zeichensetzung komisch.
Wenngleich mir das gesamte gedicht ein bisschen zu allwissend daher kommt mag ich die letzte Strophe sehr!
Ich freue mich, dich lyrisch kennengelernt zu haben und hoffe auf mehr lyrik von dir!
Herzliche Grüße - Niko

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 05.09.2016, 23:38

Hinter "kein Friede" ist was mit der Zeichensetzung komisch.


Ich glaube, da sollte erst der Gedankenstrich hin und dann das Komma statt ungekehrt. Aber ich weiß nicht, ob das eine Regel ist.
Sicher ist jedenfalls, dass zwischen Wort und anschließendem Komma kein Leerfeld kommt, dagegen hinter dem Komma immer.

Grüße von Zefira
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birke
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Beitragvon birke » 06.09.2016, 09:39

warum überhaupt zwei zeichen...? ich würde mich wohl für eines entscheiden in den letzten beiden strophen.

schmerzliche gedanken... wobei ich wie niko an den zeilen zwei und drei hängenbleibe und mich frage: aha, ist das so? diese behauptung kommt mir etwas zu dogmatisch rüber... (ist ja sogar auf zwei arten lesbar: einmal "die vergangenheit ist die wiege der sicherheit" oder aber "die wiege der sicherheit ist vergangen(heit)".)
ebenso ergeht es mir mit der letzten zeile... (lehrer zum schüler: "lerne!" ;), ich wünschte, hier käme das gedicht ohne diesen hinweis aus) - vielleicht eher ein "lesen" im gesicht... das "schattengesicht" wiederum gefällt mir als bild gut!

lg
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Beitragvon Pjotr » 06.09.2016, 11:43

Die "Wiege der Sicherheit" interpretiere ich als "gut behütendes Elternhaus". Im Lauf des Lebens vergeht diese Phase.


P.

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Beitragvon birke » 06.09.2016, 12:22

Pjotr hat geschrieben:Die "Wiege der Sicherheit" interpretiere ich als "gut behütendes Elternhaus". Im Lauf des Lebens vergeht diese Phase.


P.

ja. aber manche menschen erleben diese phase ja nicht einmal, oder aber viel zu kurz ... und unter umständen fehlt diesen menschen von vornherein jegliches vertrauen... aber vielleicht finden sie es später ja doch noch mal?
deshalb finde ich diese verallgemeinerung schwierig. oder zumindest fragwürdig.
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Beitragvon Pjotr » 06.09.2016, 12:36

Merkwürdigerweise empfinde ich diese Zeilen als Ratschläge des Autors an sich selbst, nicht als Verallgemeinerung. Warum? Vermutlich weil mir der Text von Anfang an als etwas speziell persönliches vorkommt, nicht als etwas allgemeines. Warum? Vermutlich weil mir klar ist, dass nicht alle Kinder in der Welt gut behütet sind. Daher können diese Zeilen von Beginn an nicht allgemein gelten.

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Beitragvon birke » 06.09.2016, 18:26

interessant, pjotr :-)
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KarolineJasper

Beitragvon KarolineJasper » 07.09.2016, 11:48

Hey ihr, zunächst muss ich sorry sagen, dass ihr auf Antwort von mir warten musstet. Lächel* " Zeit" ist endlich.
Danke also an Niko, Zefira, Birke, und Pjotr.

Ich muss sagen, all das was ich von euch lese gefällt mir immer besser, Geschichten, Gedichte, Zeilen, ich entwickle gerade ein " Zu Hause " Gefühl. Zu Hause in der Welt der Buchstaben und Töne, der Zeilen und Geschichten, der Kommata, Bindestriche. Ich denke wir alle haben Zugang zu Dingen, die nicht für jeden sichtbar sind auf dieser Welt. Uns eint die Empathie zum geschrieben Wort. Warum ich euch das schreibe?
Weil es verstanden wurde von euch - mein Gedicht. Zum Anfang und alles nacheinander, aber euer Verstehen hat mich tief berührt.


@ Zeichensetzung: Niko/ Zefira : Selbstverständlich ist meine Zeichensetzung nicht korrekt, im Grunde gibt es das so gar nicht. Niko, mit der ersten Zeile hast du recht, dort habe ich das Komma vergessen.
Dieses Zeichen, - und dann ein weiterer Text habe ich mir vor Jahren in langen Sätzen mit vielen kleinen Zwischensätzen angewöhnt, ist definitiv ein Fehler in der Grammatik, Birke hat recht wenn sie sagt eigentlich reicht ein Zeichen. Für mich allein ist es ein verdeutlichen dieser Situation, - ein inne halten,- Luft holen, - den Gedanken die Freiheit zu geben, um dann wieder den nächsten Gedanken zuzulassen. Eine Weile schon, versuche ich es mir abzugewöhnen, denn es ist für andere, - unverständlich :-)

@ Die Wiege der Sicherheit: Ja damit ist die Kindheit gemeint. Ich hatte eine unbeschwerte wilde Kindheit. Ein Mädchen in Lederhosen, wild, voller Temperament und Lebenslust. Irgendwann später, eines Morgens wachst du auf, deine Knie sind heil, keine Beulen und bist erwachsen. Von nun an gehst du allein weiter, gutgläubig, naiv, aber voller Freude.
Dann lernst du: Das Leben lehrt dich die Dinge, die du brauchst oder auch nicht. Aber im Verlauf dieses Lebens, erhälst du etwas, ein Geschenk, Namens Erfahrung.

@ Pjotr: Ja dieses Gedicht ist ein Ratschlag, eine Mahnung an mich. Das Schattengesicht sind die Menschen, die es nur vorgeblich gut meinen, die eine Maske tragen, hinter der sich oftmals anderes verbirgt. Einen Großteil meiner Erlebnisse, so sie denn besonders sind, meiner Erfahrungen, schmerzliche oder auch mal zornig oder ironisch, verarbeite ich in Geschichten oder Gedichten, dies war eines davon.

Vielen Dank an euch alle, dass ihr euch mit meinen Zeilen auseinander gesetzt habt. Mit der Zeit besuche ich eure Ordner lese, lerne und sage euch meine Gedanken zu euren Geschichten oder Gedichten. Darauf freue ich mich...

Herzliche Grüße
Karoline

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Beitragvon Pjotr » 07.09.2016, 12:10

Servus Karoline,

zuerst erinnerte mich das ",-" an ein Preisschild ... 29,- Euro oder so ...

Um es richtig zu setzen, bräuchtest Du es nur umzudrehen:

kein Friede -,

Gedankenstrich vor Komma. Ganz normal.

Da ich mich für ausgefallene Bilder interessiere, muss ich nochmal nachfragen, wie ich mir ein Mädchen in Lederhosen vorstellen muss: Waren das bayrische Hosen oder eher welche á la Jim Morrison?


Ahoy

Pjotr

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Beitragvon Zefira » 07.09.2016, 12:14

Meine Tochter hatte so eine in Rot, als sie in den Kindergarten ging. Ich finde die toll und sie sind unverwüstlich. *unanständig dazwischenruft
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Beitragvon Pjotr » 07.09.2016, 12:18

Schönes weinrot.

Als Kleinkind musste ich schwarze tragen, aus hartem, glattem Leder. Ich litt darin so arg, ich wehklagte ohne Ende, fühlte mich wie Diogenes in der Tonne ...

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Beitragvon Zefira » 07.09.2016, 12:27

fühlte mich wie Diogenes in der Tonne


Wieso? Dem ging's doch sehr gut da drin!
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Beitragvon Pjotr » 07.09.2016, 12:43

Gut, schlechtes Beispiel. Anders ausgedrückt: Ich fühlte mich wie eingegipst in eine Steinhose, mit einem Hautabstand so groß, dass Pflaumen durchrollen konnten. Das ganze aufgehängt an Hosenträgern, und angestrichen in metallic-schwarz.


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