gestrandet

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 27.08.2016, 22:07

gestrandet


gedankenwellen
die auf mich zusprühen
wieder wegrollen
lassen strandgut zurück

weiß nicht ob es brauchbar ist
hab den koffer zu eng gepackt
und zu schwer

die steine von gestern
ziehen mich tief ins wasser

die gedankenflut ebbt langsam ab
ich bin still

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 31.08.2016, 17:55

is' nix? Dann lösche ich es besser ...

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 31.08.2016, 18:35

Nach der vierten Zeile wird die Sprache zu unelegant, finde ich, es entsteht zuviel Alltagsgrammatik. Und da sind zuviele Wörter.

Die 5. Zeile könnte man direkt als Frage formulieren. Und schlanker machen.

Und die Flut kann nur fluten, nicht ebben. Bestenfalls ebbt die Ebbe. Also allein die Gedanken ebben schon. Nicht die Gedanken-Flut. Ohnehin könnte man statt "langsam ebben" ein genaueres Bild malen, am besten ohne das Wort "langsam".

"Ziehen mich tief ins Wasser" -- das klingt auch etwas lasch, zu bildlos, zu unoriginell, für meinen Geschmack.

gedankenebbe
ich bin still.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 31.08.2016, 23:03

Danke!

Niko

Beitragvon Niko » 31.08.2016, 23:56

gestrandet

Alternative..
(als gedankenanstoß)

gedankenwellen
die auf mich zusprühen
wieder wegrollen
lassen strandgut zurück

ob es brauchbar
der koffer zu eng gepackt
ist zu schwer

steine von gestern
ziehen mich tief ins wasser

gedankenwellen
verebben langsam
ich bin still

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 01.09.2016, 07:43

Amanita hat geschrieben:Danke!

Verstehst Du, was ich meinte? Stimmst Du zu? Lehnst Du es ab?


Beispiel "Tiefe":

An was für ein Bild oder Gefühl denkst Du dabei? Was ist da unten? Sind da Anglerfische mit Leuchten? Ist da Schwärze? Kälte? Überdruck? Sauerstoffmangel? Was bedeutet "Tiefe" hier?

Ich würde versuchen, das genauer abzubilden, aber dennoch in eleganter Form, und in originellen Worten.


Beispiel "zu schwer":

Zu schwer wofür? Und wie sieht das aus, wenn der zu schwer ist? Wie fühlt sich Deine tragende Hand an? Schmerzt sie? Schleift der Koffer am Boden? Male aus der Schwere ein lyrisches Bild, würde ich vorschlagen.


Beispiel "brauchbar":

Was würdest Du mit etwas brauchbarem machen? Brauchbar wofür? Was siehst Du da für Gegenstände? Auch wenn sie viele sind, dann greife eines heraus und verbildliche das für den Leser, würde ich vorschlagen.


Kurz gesagt: Mehr Bilder, Bilder, Bilder.


Zur Inspiration (keine Qualitätsansprüche, nur konzeptionelle Anstöße):

"[...]
lassen strandgut zurück"

sind das vasen? bücher?
in der vollen kiste, die luft verdrängt
ich sinke

die steine von gestern
mit mir auf korallen

gedankenebbe
ich atme

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 01.09.2016, 22:11

Vielen Dank an Euch zwei. Ich überlege noch - auch, ob ich so viele Bilder wirklich haben will.

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birke
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Beitragvon birke » 01.09.2016, 23:56

hi amanita, mir gefällt das gut. ich brauche hier auch keine weiteren details, oder bilder, die entstehen automatisch durch deine worte und details (strandgut) kann ich mir als leser gut für mich selbst denken.
frage mich nur, ob wellen sprühen? sie rollen eher, oder?
als schlusszeile könnte ich mir einfach das wort "stille" vorstellen, weil es noch mehr impliziert als "ich bin still"... (was obendrein etwas negativ klingt, oder ist das gewollt?)
lg
birke
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 02.09.2016, 07:48

Hallo birke,

das sprühen könnte sich doch eher auf Gedanken/ Ideen beziehen? Auf mich zu-rollen wäre mir als Einstieg zu heftig. Oder gäbe es noch ein anderes Verb? (Eine Doppelung möchte ich auch vermeiden ...)

Ja, der Schluss "soll so" - indifferent sein.
Was sagst Du denn zur vorletzten Zeile? Kann eine Gedankenflut abebben? Oder was wäre besser?

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birke
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Beitragvon birke » 02.09.2016, 08:32

hallo amanita, hm, ja, verstehe. eine welle kann ja schon auch sprühen, wenn sie "strandet", vielleicht aber besser "mir zusprühen" anstatt "auf mich zusprühen"...?
und ja, natürlich kann eine flut abebben, meine ich. damit habe ich kein problem :)
sonnigen gruß!
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 02.09.2016, 09:08

Vielen Dank, birke.

Kleines Problem: Ich würde "mir zusprühen" vermutlich nicht sagen - wenngleich es mich in "fremden" Texten überhaupt nicht stören würde.

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 02.09.2016, 09:13

gedankenbrandung
sprüht mich
verzieht sich
lässt strandgut zurück

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Werner
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Beitragvon Werner » 02.09.2016, 16:54

du hast es selbst gesagt: is nix.

das auf mich zusprühen kommt schlecht, dieser gedanke ist nicht ganz so sprühend, wie er dir vorkommt, auch die umständlichen relativkonstruktion (die auf mich ...) finde ich nicht so doll, warum nicht gleich direkt aktib (... sprühen auf mich zu)? alles etwas bemüht und mit bekannten bilder geht es weiter (steine die tief ziehen usw.), das mit dem eng gepackten koffer kapiere ich gar nicht, lass das eng gepackte einfach weg, mal ein versuch / ein vorschlag:

wellen gedanken
rollen auf mich zu
und wieder weg
lassen zurück
strandgut
unbrauchbar
ein koffer schwer
darin steine von gestern
ziehen mich tief
ins wasser
eine flut
gedanken ebben ab

stille
gestrandet


???

(und drucke das "stille / gstrandet" fett, quasi als titel des gedichts)

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Werner
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Beitragvon Werner » 02.09.2016, 16:58

und sage jetzt bitte nicht, das sei ein anderes gedicht und nicht deines?!


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