Für ihre neue Wohnung
brachte ich ihr Skulpturen
und Riesenvasen mit Sträußen drin,
die sie in die Ecken stellte.
Sie füllt immer erst die Ecken,
sagt, es wären Schlupfwinkel
für Spinnen und Trolle, die
darin ihr Unwesen trieben.
Wenn ich bei Madame übernachte,
sehe ich die Augen der Spinnen und
Trolle durchscheinen zwischen den
Blättern der Rohrkolben, und hinter
den Figuren blitzen sie hervor.
Madame baut ein Nest II
Für ihre neue Wohnung
brachte ich ihr Skulpturen
und Riesenvasen mit Sträußen drin,
die sie in die Ecken stellte.
Jene sind in Madames Nest
ausgeschlossen. Sie füllt immer
erst die Ecken, sagt, es wären
Schlupfwinkel für Spinnen und
Trolle, die darin ihr Unwesen trieben.
Wenn ich bei Madame übernachte,
sehe ich die Augen der Spinnen und
Trolle durchscheinen zwischen den
Blättern der Rohrkolben, und hinter
den Figuren blitzen sie hervor.
Madame baut ein Nest I + II
Danke, Klimperer und Aram,
ich weiß gar nicht, wie ich dazu kam, sich plötzlich darüber Gedanken zu machen, warum bei vielen Leuten diese großen Vasen oder irgendwelche Figuren in den Ecken stehen. Als erstes denkt man, aus rein pragmatischen Gründen. Dann stellte ich mir die Frage, könnte es auch deswegen sein, weil Ecken etwas unnatürliches sind, an die man aneckt und sie instinktiv zustellt. Deswegen auch die Überschrift „Madame baut ein Nest“, weil ein Nest ja rund ist. Und die Spinnen hält sie von ihrem Nest fern, indem sie ihnen ihre bevorzugten Schlupf-Winkel, die Ecken, attraktiv gestaltet.
Ich wollte ursprünglich einen kl. Prosatext darüber machen, verwarf es jedoch gänzlich. Einen Tag später wollte ich doch noch mal an den Gedanken anknüpfen, hatte ihn aber schon vergessen und kam erst nach längerem Grübeln wieder darauf. Und da sagte ich mir, ich müsse ihn nun notieren, vielleicht könnte er doch noch irgendwann von Interesse sein. Tats dann halt in vorliegender Gedicht-Manier. Über Basteleien am Text will ich momentan nicht lamentieren.
LG Kurt
ich weiß gar nicht, wie ich dazu kam, sich plötzlich darüber Gedanken zu machen, warum bei vielen Leuten diese großen Vasen oder irgendwelche Figuren in den Ecken stehen. Als erstes denkt man, aus rein pragmatischen Gründen. Dann stellte ich mir die Frage, könnte es auch deswegen sein, weil Ecken etwas unnatürliches sind, an die man aneckt und sie instinktiv zustellt. Deswegen auch die Überschrift „Madame baut ein Nest“, weil ein Nest ja rund ist. Und die Spinnen hält sie von ihrem Nest fern, indem sie ihnen ihre bevorzugten Schlupf-Winkel, die Ecken, attraktiv gestaltet.
Ich wollte ursprünglich einen kl. Prosatext darüber machen, verwarf es jedoch gänzlich. Einen Tag später wollte ich doch noch mal an den Gedanken anknüpfen, hatte ihn aber schon vergessen und kam erst nach längerem Grübeln wieder darauf. Und da sagte ich mir, ich müsse ihn nun notieren, vielleicht könnte er doch noch irgendwann von Interesse sein. Tats dann halt in vorliegender Gedicht-Manier. Über Basteleien am Text will ich momentan nicht lamentieren.
LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
Danke, Amanita, mir geht's genauso wie dir mit der/dem Notiz/Gedicht. Und schön, mal übereinzustimmen, obwohl es ja in diesem Fall nicht im positiven Sinne in Bezug aufs Werk geschieht. Klimperer und Aram gefiel es zu meinem Erstaunen aber in der aktuellen Darstellung. Nun ja, aber letzten Endes ist man, glaube ich, zufrieden damit, wenn es einem auch gefällt. D. h., muss es noch irgendwie verändern bzw. versuchen ein paralleles Gedicht daraus zu bauen.
LG Kurt
LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
Bei mir würde das Prinzip nicht funktionieren, denn in zugestellten Ecken finde ich immer am meisten Spinnen. Deshalb habe ich das Gedicht spontan so gelesen, dass Madame die Spinnen und Trolle sogar gern hat und die Figuren und Vasen deshalb aufstellt, damit sich die Spinnen und Trolle dahinter verstecken können.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Der Witz ist ja, dass Madame die Ecken zustellt, und sich so vor Spinnen und Trolle sicher fühlt, die ja sonst darin Unterschlupf finden könnten. Aber gerade dadurch verschafft sie den Eindringlingen einen attraktiven Lebensraum, der Madame in ihrem Nest jedoch tatsächlich vor ihnen schützt.
LG Kurt
LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
► Text zeigen
ein gelungener lyrischer text ist nicht ganz selten auch um einiges vielschichtiger/bedeutungsnuancierter als vom autor intendiert; d.h. er deutet noch weitere, eventuell auch unbewusste ebenen an - nicht als sammelsurium von 'auch noch möglichen' bedeutungen, sondern als konzise tiefenschichtung. das ist m.e. hier der fall. (..vielleicht sagt carl ja noch was zu diesem text.. ich finde, er kann sowas viel besser ausdrücken als ich.)
das läuft in der regel nur teilbewusst - ein solcher text kann auch hingerotzt sein oder notizzettelmontiert, er ist jedenfalls inspiriert - er trägt was in sich/drückt etwas aus, das auf mehreren ebenen übereinanderliegt - mehr als kausalität, sowas wie fernöstliche weltbetrachtung, die alles sich in allem spiegeln sieht.
zumindest verstehe ich das viel eher unter (einer) lyrik als rein emotionalrational komponierte wortbildgebäude.
wer bei diesem text die zweite und dritte strophe zuwenig unterschiedlich findet, liest vielleicht auf prosa-art ..und überliest auch dabei noch was - lyrisch aber könnten die beiden strophen unterschiedlicher kaum sein. ein guter teil des witzes liegt in den neuen elementen, die in s3 auftauchen. ihre überlänge durch die mehrzeile ist herrlich im ausdruck der durchscheinend und hervorblinkend auftretenden präsenz der troll- und spinnenwesen, 'wenn ich bei madame übernachte'.
wirklich sehr gern gelesen.
Mir war nur klar, wenn ich Madame die Ecken zustellen ließe mit den beschriebenen Gegenständen, und das dürfte auch Madame gewusst haben, würde sie sich lediglich vor dem Anblick der Tiere schützen können und nicht davor, dass jene die Ecken besetzten; also so ungefähr nach dem Motto, was ich nicht weiß macht mich nicht heiß. Und wenn LyrI die Viecher im Dunkeln sieht, so konnte es nur in seiner Einbildung geschehen sein, die nicht zustande gekommen wäre, wenn Madame ihn nicht auf den Umstand mit den Spinnen und Trollen gebracht hätte. Und wie gesagt, ich fand den Gedanken interessant an die Vermutung, Mensch liebt keine Ecken.
Ein Leser, der sensibel für philosophische Fragen ist, der, was weiß ich, sich mit wittgensteinschen Sprachspielen auskennt oder sich so Fragen stellt wie: Wenn ich die Augen zumache, ist die Welt dann noch da, usw., der kann möglicherweise viel mehr mit dem Text anfangen. Für mich wäre natürlich am Schönsten, wenn ich mit dem Text zufrieden gewesen wäre, und gleichzeitig der philosophische Leser. Ich werde dies Textgebilde am Besten so belassen, weil es Klimperer und dir, Aram, gefallen hat und wegen deines erläuternden Kommentars. Werde wohl dennoch parallel ein Gedicht mit selbiger Thematik versuchen.
LG Kurt
Ein Leser, der sensibel für philosophische Fragen ist, der, was weiß ich, sich mit wittgensteinschen Sprachspielen auskennt oder sich so Fragen stellt wie: Wenn ich die Augen zumache, ist die Welt dann noch da, usw., der kann möglicherweise viel mehr mit dem Text anfangen. Für mich wäre natürlich am Schönsten, wenn ich mit dem Text zufrieden gewesen wäre, und gleichzeitig der philosophische Leser. Ich werde dies Textgebilde am Besten so belassen, weil es Klimperer und dir, Aram, gefallen hat und wegen deines erläuternden Kommentars. Werde wohl dennoch parallel ein Gedicht mit selbiger Thematik versuchen.
LG Kurt
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