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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Kurt
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Beitragvon Kurt » 04.06.2016, 00:21

Du bist stets besorgt
um Sicherheit;
deine Internet-Passwörter
erfüllen ihr Maximum;
wohnst in einem Tresor;
den Zahlencode bewahrst
du im Gedächtnis.

Dein Essen und alles Weitere
empfängst du durch
eine gesicherte Klappe.

Du gehst nicht aus;
es wäre viel zu gefährlich.
Ständig versucht jemand
bei dir einzudringen.

Alle glauben, du sitzt
auf einem Haufen Gold.
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 04.06.2016, 10:40

Eben habe ich dieses Gedicht gelesen: Ich bin hin und weg!

Mucki
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Beitragvon Mucki » 04.06.2016, 14:18

Horrorvorstellung von einem einbetonierten Leben, aber leider wohl für viele Realität.

Niko

Beitragvon Niko » 04.06.2016, 17:24

Den Trend, Englisch zu betiteln verstehe ich nicht und mag es auch überhaupt nicht.
Das Gedicht mag ich in seinem schnörkellosen stil sehr!

Best wishes - nico

Mucki
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Beitragvon Mucki » 04.06.2016, 18:09

Der englische Titel passt hier m.E. aber sehr gut. Wie würdest du das in Deutsch ausdrücken, Niko?

pjesma

Beitragvon pjesma » 04.06.2016, 18:24

wo ist logik einem gedicht englische name abzusprechen und dann auf englisch zu grüßen? keine ahnung was mit euch los ist. seit ihr in juni angekommen oder nicht?

Kurt
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Beitragvon Kurt » 05.06.2016, 01:24

Danke für eure Rückmeldungen, der Hitze an diesen Tagen trotzend.

LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

Niko

Beitragvon Niko » 05.06.2016, 02:57

Die Frage ist falsch Mucki. Es geht doch darum, dass man sich einen deutschen Titel wählt.
In diesem einen Fall wär es mir eventuell noch egal. Aber diese modeerscheinung nervt. Sieh dich mal um im Salon....

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 05.06.2016, 10:17

Die englische Sprache hat längst Einzug in die deutsche Sprache gehalten.

Einzelne Wörter versteht jeder.

Ich persönlich betitle oft so meine kleinen Gedichte, eigentlich um mich, irgendwie, darüber lustig zu machen.

Bei mir bleibt es bei dem Titel.

Manche deutsche Wörter, wiederum, sind völlig aus der Mode gekommen, wie "Stelldichein", oder "Steckenpferd".

Oder "Fernsprecher".

Als Titel käme nicht "portables Telefon" in Frage, auch wenn "handy" eine deutsche Erfindung ist.

Pablo Neruda hat, schon in seiner Jugend, ein Gedicht von ihm "farewell" betitelt.

Wörter einer fremden Sprache üben eine gewisse Faszination aus.

Interessant finde ich, dass manche deutsche Wörter sich trotz aller Anglizierung behaupten, wie "Wochenende", zum Beispiel, wobei sogar die Franzosen sich für "weekend" entschieden haben.

Solange es sich in der Lyrik auf den Titel beschränkt, sehe ich da keine Gefahr, nichts Ernsthaftes, dear Niko.

Niko

Beitragvon Niko » 05.06.2016, 11:43

Eine " Gefahr" sehe ich auch nicht. Eher die gedankenlose Abdrift in eine sich verbreitende ( un) Sitte. Es geht auch nicht darum, veraltete Worte aus dem Verkehr zu ziehen oder eben auch nicht. Ich weiß, daß vieles hip klingt, wenn es denn nur englisch ist. Das sehen wir bei stellenausschreibungen zb. und vielem anderen. Aber home Office ist auch nur ein hausarbeitsplatz. Nehmt doch mal spanisch oder italienisch...
Ich wehre mich nicht gegen Fremdsprachen oder deren Einzug ins deutsche Sprachgut. Mich nervt nur Sinnlosigkeit im Aufspringen auf sprachenhype- Züge. Englische Titel zu deutschen Texten.... Inwiefern ist es dienlich?
Aber....Das ist mein Ding und es muss ja niemanden weiter stören.
Zuletzt geändert von Niko am 05.06.2016, 11:47, insgesamt 1-mal geändert.

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 05.06.2016, 11:46

Mir geht es ebenso, Niko. Ich wollte vorhin auch etwas in diesem Sinn schreiben, aber man verstrickt sich da leicht in sinnlose Diskussionen. Auch ganz selbstverständliche Wörter wie Garage, schick, Distanz, Karton waren irgendwann mal auswärtige Manierismen, und trotzdem nerven mich oft die inflationär benutzten Anglizismen, besonders in deutscher Grammatik. "Hab ich downgeloadet" - haha.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
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(Ikkyu Sojun)

Niko

Beitragvon Niko » 05.06.2016, 12:02

Ja zefi, warum aber berufen wir uns auf die Anglizismen, die scheinbar unausweichlichen? Es gibt Unmengen Wörter auch aus anderen Sprachen, die Einzug in unsere Sprache hielten. Bureau ( Büro), Portemonaie, Haute Couture, novelle cuisine.....Unsere sprach war nicht mit einmal da, sondern hat sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt aus anderen Sprachen. Zb. Latein. Dagegen ist nichts zu sagen. Ich finde jedoch, dass gerade Poeten diejenigen sind, die das deutsche wort am intensivsten nutzen und in der Vielfältigkeit unserer sprache neue sinnzusammenhänge entschlüsselt. Das benutzen englischer Titel wirkt auf mich wie eine botox-spritze, die den Text dann frischer moderner und lebendiger ausschauen lässt. Mehr nicht.
Vielleicht ist es auch eine Sache des alter(n)s
Ich erinnere mich daran, dass mein Onkel schon vor 30 jahren über diese neumodische englische Sprache und die furchtbare englische beatmusik schimpfte.....

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birke
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Beitragvon birke » 05.06.2016, 12:16

hier passt der titel aber schon sehr gut. ich wüsste nicht, wie man das, was da alles drin steckt, so präzise im deutschen ausdrücken sollte. außerdem steckt im text selbst ja auch noch ein englisches wort...
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 05.06.2016, 12:22

@ birke: Internet, Code, Tresor und Maximum sind Fremdwörter (die erkenne ich als solche, vielleicht sind es noch mehr ;o)

Ich hätte - wenn es mein Gedicht wäre - einfach mit "Zuhause" übertitelt - ich weiß, das es nicht dasselbe ist wie "safehome", aber die mangelnde Präzision wäre in meinen Augen eher ein Vorteil. Das soll aber kein Änderungsvorschlag sein; ich hätte das Gedicht ohnehin nicht "so" geschrieben (bin ja auch nicht Kurt).
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