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orientalische ballade

Verfasst: 20.03.2016, 17:49
von Klimperer
das gedicht
paulovnia tomatosa
(blauglockenbaum)
west-zentral china
blüht im frühling

Verfasst: 23.03.2016, 08:07
von pjesma
im frühling blüht doch nach der regel alles mögliche, auch wenn nicht immer und grad überall :-)

Verfasst: 23.03.2016, 18:02
von Zefira
Ich weiß nicht, ob es so gemeint ist, lieber Klimperer, aber die letzten vier Zeilen wirken auf mich wie von einem dieser Etiketten abgeschrieben, die an Jungpflanzen im Garten-Discounter gehängt werden - und zusammen mit dem Titel (Ballade!) und der ersten Zeile hat das Ganze für mich etwas sehr Humorvolles, geradezu Dadaistisches.
Ich muss an Artmann und seinen "poetischen act" denken.

„Es gibt einen Satz, der unangreifbar ist, nämlich der, daß man Dichter sein kann, ohne auch irgendjemals ein Wort geschrieben oder gesprochen zu haben.
Vorbedingung ist aber der mehr oder minder gefühlte Wunsch, poetisch handeln zu wollen. Die alogische Geste selbst kann, derart ausgeführt, zu einem Act von ausgezeichneter Schönheit, ja zum Gedicht erhoben werden."

Verfasst: 24.03.2016, 08:56
von Klimperer
Danke, liebe Pjesma, für deine Rückmeldung. Lyrik und Scherz, Geist und Witz, Ernst und Spiel, alles gehört zu den intellektuellen Beschäftigungen, mit denen der Mensch versucht, sich sein Dasein sinnvoll vorzustellen. Ohne ein Augenzwinkern wäre Vieles nicht möglich.

Verfasst: 24.03.2016, 08:59
von Klimperer
Danke, liebe Zefira, für deine Rückmeldung.
In der Tat, ich habe die Beschreibung dieser Pflanze abgeschrieben, wobei ich damit das Gedicht verwoben habe. Die Aussage lautet: Das Gedicht blüht im Frühling.

Verfasst: 24.03.2016, 15:46
von pjesma
bin hier mit mehreren aussagen nicht ganz einverstanden, aber ich lass es lieber... vor allem poetisches "handeln" ist dämlich, mit entschuldigung. an meiner pflanze die grad noch nicht verreckt ist hab ich mir ein memo für selbst aufgeklebt wie ich das sehe und immer sah mit poesie, wenn's hilft. "ich bin durchs Leben gegangen dinge berührend und nicht BEZWINGEND, und es ist mir zugeflogen, die ganze schönheit im detail. so sollte es auch sein. poesie braucht worte. und wenn die worte die zeit brauchen um sich zu kristalisieren, dann nehm ich mir die zeit. alles anders ist hokuspokus und das hokuspokus brauch ich nicht. "
pjesma

Verfasst: 24.03.2016, 22:17
von Zefira
Na ja, liebe pjesma, das ist ein Zitat und nicht von Klimperer, und vor allem gehört es ja in einen viel größeren Zusammenhang ... aber ich wollte es auch nur am Rand erwähnen. Artmann hat das sicher nicht so gemeint, dass es ein Akt ausgezeichneter Schönheit sein kann, wenn man sich in der Nase popelt. ;o)

Verfasst: 24.03.2016, 22:40
von ZaunköniG
Ich denke dass auch deine Berührung, Piesma, als eine poetische Handlung aufgefasst werden kann, um die Poesie zu gewinnen (ohne sie zu er- oder zu bezwingen).
Vielleicht geht es mehr um eine Haltung, als um eine Handlung, aber auch die fliegt den wenigsten Menschen einfach zu, sondern will eingenommen und kultiviert werden.

Verfasst: 25.03.2016, 09:38
von pjesma
irgendwie rede ich eine andere sprache.

Verfasst: 25.03.2016, 10:52
von Klimperer
Liebe Pjesma:

Ich versuche, dich zu verstehen.

Ich glaube, dass alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, eine andere Sprache sprechen. Jeder Mensch ist anders.
Ich habe einmal gelesen, dass niemand wiederholt dasselbe Wort in identischer Weise zwei Mal.
Das betrifft den phonetischen Aspekt, aber wir alle wissen, dass da selbe Wort gegensätzliche Bedeutungen haben kann, dass ein Schimpfwort, liebevoll gesagt, ein Kosewort sein kann.
Ist das Hokuspokus?
Ich würde sagen ja, das ist Magie.
Hokuspokus ist eine Volkstümliche Verbalhornung der Worte des Priesters bei der Messe, bei dem Ritual, in dem ein Stück Brot sich in den Leib Christi verwandelt: Hoc est corpus meum.

"Poesie braucht Worte" -schreibst du. Ich gebe dir Recht

Aber kann man nicht ein Gedicht auch mit wenigen Worten schreiben? Vieles der Fantasie des Lesers überlassen?

Du sagst, dass Worte Zeit brauchen, um sich zu kristallisieren.

Nun, was mein Gedicht anbelangt, ich habe dafür fünf Jahre gebraucht.

Dieser Blauglockenbaum gibt es wirklich, bei mir um die Ecke. Es muss sehr alt sein, es ist im Grunde ein ehemaliger Baum, den man auf einen einzigen Stamm reduziert hat. Jemand hat daran einen Zettel festgemacht, auf dem Steht, wie er heißt und woher er kommt.

Jedes Mal, im Frühling, wird er von so vielen großen, glänzenden Blättern bedeckt, dass, wer es nicht weiß, nicht ahnt, dass er, im Grunde, nur ein alter nackter Stamm ist.

Ist das nicht Hokuspokus?

Verfasst: 26.03.2016, 11:43
von pjesma
nu gut, carlos. poesie schreiben so wie man atmet, damit kann ich leben. schönes merken, augenblicke auffangen, reifen lassen und dann aufschreiben. aber handel mit poesie zu verbinden ist mir nicht so geheuer. poetische momente sollten poetische momente bleiben; sie sind unverhandelbar :-)
lieben gruß, pjesma