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Petra
Verfasst: 01.03.2016, 03:17
von Estragon
damals die züge
sie tranken
sie tranken uns weg
sie trennten worte
sie sägten an unseren augen
sie legten sich auf die schienen und
lebten weiter in uns fort
Verfasst: 01.03.2016, 08:53
von Klimperer
Dieses Gedicht spricht mich an.
Vielleicht verbindet der Autor diese Erinnerung mit der Frau des Titels.
Damals tranken die Züge, so war es früher, als die Lokomotive immer wieder Wasser nachtrinken mussten.
"Sie tranken uns weg", so wie man einen Glas Sekt ausleert, im Gedanken an eine Person.
"sie trennten Worte", ja, die Abschiedsworte am Bahnsteig.
Estragon vermischt Wirklichkeit und Fantasie, Erinnerung, Wiederleben des Erlebten in der Erinnerung.
"sie legten sich auf die Schienen und...." hier erwartet man, dass sie sich schlafen legen, aber er macht eine schöne, überraschende Wendung.
Dabei könnte man auch an die Eisenbahnschwellen denken, die zu schlafen scheinen. "Durmientes", die Schlafende, heißen sie auf Spanisch.
Verfasst: 03.03.2016, 11:23
von Quoth
Für mich gibt es außer den von Klimperer aufgezeigten eine weitere Perspektive in dem Text, nämlich die Doppeldeutigkeit des Wortes "Züge".
Damit können Eisenbahnzüge gemeint sein.
Aber auch Züge - Kolonnen - von Menschen, die vorüberziehen.
Augen, an denen gesägt wird, erblinden.
Oder prägt sich ihnen etwas sehr tief ein?
Ja, auch mir gefällt der Text.
Verfasst: 03.03.2016, 11:47
von birke
und ich sehe noch andere "züge":
gesichtszüge
oder auch den zug beim trinken ("er nahm einen tiefen zug")
... ein feiner text.
lg
birke