in der schieferung des tages erzählen wir liebe

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Werner
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Beitragvon Werner » 23.12.2015, 20:10

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Quoth
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Beitragvon Quoth » 25.12.2015, 19:48

Ein mondäner Text, heruntergebrochen aufs Virtuelle - d.h. die Reisen finden nur noch in der Suchmaschine statt, mit dem Eisvogel wird ein wenig Natur eingespeist, und zum Schluss werden Haar und Schulter des Adressaten /der Adressatin erwähnt. Erotisch? Oder routiniert durch die poetische Wurstmaschine gedreht? Ich weiß es nicht und wäre gern berührter von diesen fraglos nicht schlechten Versen!
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

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Werner
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Beitragvon Werner » 25.12.2015, 20:14

eine gute frage! wo findet in einem gedicht berührung statt, und wie bzw. wodurch?

Quoth
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Beitragvon Quoth » 26.12.2015, 09:53

Werner hat geschrieben:eine gute frage! wo findet in einem gedicht berührung statt, und wie bzw. wodurch?


Vielen Dank, Onkel Werner, für das Lob mit der "guten Frage"! Wo, wie und wodurch Berührung stattfindet (gleich drei gute Fragen), dafür gibt es weder Regel noch Rezept. Für mich kann ich immerhin sagen, dass ich aus Poesien, in denen ein jemand angeredet wird, leicht mal aussteige - weil ich finde, dass sie in einen Briefumschlag mit Postadresse gehören. Aber gut, diese Art von Liebesexhibitionismus ist so verbreitet, dass ich mich wohl daran gewöhnen sollte (bei Shakespeare mag ich ihn wegen des "thou"). Bei diesem Text habe ich das Gefühl einer recht kühl kalkulierten Mischung von Ingredienzien: Ein bisschen Duft der weiten Welt, ein bisschen Internet, ein bisschen Natur, eine Andeutung von Erotik - Punkt, Punkt, Komma, Strich - und fertig ist das Ge-dich! Daher mein Vergleich mit der Wurstmaschine, durch den Du erfreulicherweise kein bisschen gekränkt zu sein scheinst. Chapeau.
Gruß
Quoth
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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 26.12.2015, 10:49

Eine überraschende Fragestellung!

Wenn ich gleich zu Beginn von einer Suchmaschine im abgesicherten Modus lese, erwarte ich erstmal nicht dass es dem Autor auf "Berührung" ankommt. im Gegenteil drückt schon dieser Beginn die größtmögliche Distanz zu allem Gefühligen aus.

Im Zweiten Teil kommt dann die Erinnerung an persönliche Gespräche, aber selbst diese im Grunde sehr romantischen Bilder kommen seltsam distanziert rüber. Wenn Du Einsamkeit ausdrücken wolltest, ist dir das gelungen, aber der Gegensatz zwischen damals und heute wirkt blass. Als Leser kann ich die Vergangenheit nicht nach(träglich)-erleben.

Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

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Werner
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Beitragvon Werner » 26.12.2015, 19:23

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Hetti
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Beitragvon Hetti » 28.12.2015, 09:18

Werner hat geschrieben:eine gute frage! wo findet in einem gedicht berührung statt, und wie bzw. wodurch?


Hallo Werner,

meiner Meinung nach findet Berührung in einem Gedicht in der Regel statt, weil mir etwas bekannt vorkommt. In deinem obigen Test ist das z. B. Paris New York. Diese beiden Orte, in Verbindung mit einem bestimmten aktuellen Lifestyle, wie er in deinem Text, aber eben auch in der realen Jetztzeit suggeriert wird, erfordert Optimierung bei der Partnersuche, das zweit- oder drittbeste darf leider nicht mehr genommen werden. So war meine Reflexion.

Und was hat mich berührt: eben New York Paris: Lese ich doch in jeder Modezeitschrift oder sonstigen Magazinen diese Städtenamen am unteren Bildrand von Werbeseiten. Und diese Zeile löst etwas bei mir aus, so ist es gewollt von den Werbefritzen. Ich dachte, du nimmst als Autor meinen gesellschaftskritischen Hintergrund mit auf. So kam es, dass ich mich intensiver mit deinem Text befasst habe. Jedoch fand ich nichts mondänes, eher das Prononcieren des allgegenwärtigen Internationalen. Mondän ist ein irgendwie unzeitgemäßer Ausdruck finde ich, der aktuelle gesellschaftliche Phänomene nur sehr schwer oder vielleicht gar nicht beschreiben kann.

Den Titel Schieferung finde ich sehr passend. Schiefer wird gebildet, bei hohem Druck, aber das Gestein wird nicht gepresst, sondern es verändert sich, nimmt den Druck auf und es verändert seine Struktur.

Dinge, die dem Leser unbekannt sind, können ihn nicht berühren. Das kann zu Unverständnis führen. Es heißt ja nicht umsonst: Der Klügere gibt nach.

Liebe Grüße

Hetti

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 05.01.2016, 15:33

Hallo Werner,

hier ist der Titel wunderbar! Die erste Zeile fügt sich dann sehr überraschend an. Gefällt mir aber gut in diesem Kontrast, dem "ins Jetzt holen". Bis Zeile vier gehe ich mit, die Zeilen 5 bis 8 verlieren mich, sowohl klanglich, als auch inhaltlich. Es wirkt auf mich bemüht etwas inhaltlich unterbringen zu wollen, was aber dem Gedicht selbst nichts hinzugibt. Ich würde sie wohl streichen. :hide:

Den Eisvogel finde ich hier gut und auch nicht beliebig gesetzt, wie er in schwankender Beziehung steht zum Herz. Aber das "perlen" ist für mich eines dieser Worte, das mich nur selten überzeugt. Auch hier klingt es mir zu sehr nach der dichterischen Kitschkiste, gerade in Kombination mit den Versen. Und das ist hier so schade, braucht es das (für dich) wirklich? So gerne ich auch selbst diesen Bezug zum Schreiben in Gedichten habe, ich glaube man muss wirklich aufpassen, dass das nicht zum Selbstläufer wird. Und perlen, also bewegen sie sich denn auf einem Bild, das die Suchmaschine liefert? Ist es nicht eher das Festgehaltene, das Standbild, das Verharren, das dann dadurch auch Berührung wecken könnte, weil es etwas, ein Fehlen spürbar, sichtbar werden lässt?

Auch der Kranich ist gut gewählt und wie sich am Ende dann diese Ebenen begegnen. Nur erscheint und klingt mir die Schulter wie ein unnötiges Anhängsel, ein Zuviel.

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)


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