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Schmalz

Verfasst: 20.12.2015, 17:49
von Quoth
In meinem Deutschkurs sitzen Muslime und Christen
aus Albanien, dem Kosovo, dem Jemen.
Ich brachte ihnen Plätzchen mit, und da sie alle Kinder haben,
nahm ich „Backe, backe Kuchen“ mit ihnen durch.
Darin kommt bekanntlich „Schmalz“ vor,
und man kann es auch nicht durch Butter ersetzen,
weil dann der Reim auf „Salz“ fehlt.
Die Muslime schauten einander grinsend an,
als sie erfuhren, aus welchem Tier Schmalz gewonnen wird.
Nun frage ich mich: Ist Schmalz
Bestandteil der deutschen Leitkultur?

Verfasst: 20.12.2015, 17:58
von Zefira
aus welchem Tier Schmalz gewonnen wird.

Haben Muslime ein Problem mit Gänsen?
Und die Veganer in dem Deutschkurs hätten Dich in der Luft zerrissen :mrgreen: :mrgreen:

Fazit: Man kann's nicht allen recht machen - deshalb versuch's besser erst gar nicht.
Adventliche Grüße
Zefira

ps. Ich hätte ohnehin ein anderes Gedicht gewählt - das "gel" am Schluss kapieren oft nicht mal Deutsche.

Verfasst: 20.12.2015, 18:23
von Pjotr
Welches "gel" meinst Du, Zefira? Und wo ist Dein schöner Avatar hinverpufft? Hat da jemand den Zauberstab falsch bedient?

Verfasst: 20.12.2015, 18:53
von Zefira
Das ist der Knipper, Pjotr, erinnerst Du Dich nicht mehr?

Und ich kenne den Kinderreim so:

Backe, backe, Kuchen,
der Bäcker hat gerufen.
Wer will guten Kuchen backen,
der muss haben sieben Sachen:
Eier und Salz, Butter und Schmalz,
Milch und Mehl, Safran macht den Kuchen gel.

Das "gel" musste ich jedem Kind, mit dem ich das je gespielt habe, extra erklären.

Die Kater sprechen es anders, aber m.W. falsch.

Verfasst: 20.12.2015, 22:24
von Pjotr
Doch, Knipper, ich erinnere mich.

Aber das "gel" verstehe ich auch nicht, ich, als älteres Kind. Ist das verwandt mit Haargel und Gelatine?

"Gell" würde ich verstehen, gell.

Verfasst: 21.12.2015, 10:09
von Zefira
Pjotr, denk an Safran, wozu nimmt man den in der Küche? Richtig, zur Gelbfärbung - bei Paella zum Beispiel. Wobei der hier in dem Kinderreim angesprochene Kuchen auch ohne Safran sehr gelb gewesen sein dürfte - es handelt sich wahrscheinlich um ein fettiges Backwerk, da sowohl Schmalz als auch Butter drin sind, und man hat kein Backpulver, muss also sehr viele Eier nehmen, damit der Kuchen aufgeht, und der wird dann ohnehin recht "gel".

Verfasst: 21.12.2015, 10:22
von ZaunköniG
"gel" oder "gehl" sind alte Formen von "Gelb", wird so nur nur noch in dieser Redewendung (Safran macht den Kuchen ge(h)l ) verwendet.
So wie "kreucht und fleucht" eigentlich ein lange veraltete Form vom "kriecht und fliegt ist", sich aber als Redewendung wegen des Reimes erhalten hat.
"Safran macht den Kuchen gel." habe ich auch schon als Einzelsatz gehört, aber erhalten hat er sich vermutlich wegen dieses Uralt-Kinderreimes.

Verfasst: 22.12.2015, 10:24
von Quoth
Vielen Dank, ZaunköniG, für die philologische Aufklärung über das Wort gel.
Aber auf die Kernfrage, die ich mir stelle, hat bisher niemand zu antworten gewagt.
Hm.
Wahrscheinlich war es eine dumme Frage! :rolleyes:

Verfasst: 22.12.2015, 12:09
von Pjotr
War die Frage nicht eine rhetorische? :-)

Warum grinsen die Muslime eigentlich in dieser Situation?

Verfasst: 22.12.2015, 13:08
von Zefira
Wahrscheinlich weil sich sich in ihrem Vorurteil bestätigt fühlen, dass Deutsche Schweinefresser sind.
Nur wie gesagt, das Gänseschmalz bleibt dann außen vor.

Verfasst: 22.12.2015, 14:28
von Pjotr
Ja, aber sie könnten jetzt denken, dass in den Plätzchen, die sie essen sollen, ebenfalls Schmalz drin ist. In den Gesichtern würde ich dann eher Ekel vermuten als Grinsen.

Verfasst: 22.12.2015, 16:03
von ZaunköniG
Hm, gehört alles zur Leitkultur, was ein jemals ein Deutscher in Schrift oder Bild festgehalten hat?
Und nur dieses?
ist "Backe, Backe, Kuchen", wesentlicher als Pipi Langstrumpf oder Dr. Schiwago?
Als das Christentum gar oder die arabischen Zahlen?

Wie Pjotr, kann ich so eine Frage nur als rhetorische ernst nehmen.

Gruß
ZaunköniG

Verfasst: 22.12.2015, 16:32
von Amanita
Hallo Quoth, da von deutscher LEITkultur die Rede ist in Deiner Frage, konnte ich das auch nur ironisch(-rhetorisch) auffassen. Klar, als die Menschen noch vielfach ländlich lebten und an Nahrungsmittel-Überfluss noch nicht zu denken war, war das Schlachtfest ein Fest ... weil es energiereiche Lebensmittel verfügbar machte. Und das war ein Bestandteil der (Alltags-)Kultur.
Heutzutage sind wir bekanntlich nicht mehr darauf angewiesen. Die "kulturellen" Vorstellungen hinken allerdings hinterher. Wer heute - aus welchen Gründen auch immer - kein Fleisch isst, bekommt irgendeinen, meist bösen Kommentar (auch wenn er/ sie NUR das sagt und nicht missioniert). Ob das aber Kultur ist, wage ich zu bezweifeln; ich nenne es Gewohnheit.

Verfasst: 22.12.2015, 17:12
von ZaunköniG
Hallo Amanita,

Ich würde eher sagen, dass die kulturellen Vorstellungen auseinanderlaufen, sich diversizieren, auch, aber nicht nur durch Zuzug.
Sind die Kommentare gegen Vegetarier und Veganer wirklich boshaft? Oder ist es eher ein necken und foppen, wie es Kirchgänger, Raucher oder "langhaarige Bombenleger" auch "ertragen" müssen? Das Andere reizt oft zum Spott, aber nicht immer ist es wirklich boshaft gemeint.