Liebe Muciki, lieber Kurt,
vielen Dank für euer Feedback.
Also zu rätselhaft. Ich beschreibe die Gefühle eines Menschen, mich, der ein Ziel erreicht hat. Um einen inneren Kampf oder Unzufriedenheit geht es jedoch nicht. Ich selber habe kürzlich ein hart erarbeitetes, nur durch langfristiges Engagement realisierbares Ziel erreicht, dass mir sehr wichtig gewesen ist. Über meine Empfindungen jetzt tausche ich mich derzeit viel mit Menschen aus, die ähnliches erlebt haben.
Die Metapher eines Zieleinlaufs finde ich geeignet. Ich erlebe es gerade so, dass sich jahrelanges Energiemanagement und Balancieren hinsichtlich meines Ziels + Teilzeitjob + Minifamilie, zusätzlich Motivieren und auch Verzicht wie ein Panzer um mich gelegt haben. Der Panzer wurde nun abgeschraubt (Ritter) und ich befinde mich im Widerstreit. Natürlich bin ich glücklich, stolz, ein anderer Mensch scheint sich zu zeigen. Aber eben auch ein taubes Gefühl. Der Alltag pulsiert noch nicht. So geht es auch einem Läufer nach einem ungewöhnlich langen Lauf. Auf der Auslaufstrecke, die hinter dem Ziel liegt fühlt sich der Körper evtl. fies an, man möchte weinen, was nichts daran ändert, dass man glücklich ist.
„..Ist wie über Wasser zu gehen“: Obwohl ich aus einem bewusst atheistischen Elternhaus komme und ich auch nicht mehr in der Kirche Mitglied bin (mit 14 hatte ich mich taufen und konfirmieren lassen), hat mich die christliche Religion immer begleitet! Ist so. Und die Geschichten der Bibel stehen für mich oft als Metapher für Ereignisse in meinem Leben, ohne dass ich sie mit sozialen Konstrukten wie Jesus oder Gott in Verbindung bringe.
„über Wasser gehen“ ist ein großartiges Gefühl. Man fühlt sich stark, sicher, zuversichtlich und aufgehoben in der Welt. Aber dennoch: wie gefährlich ist es über Wasser zu gehen. Man kann einbrechen, untergehen, sterben. Eine schlimme Vorstellung. Und beides erlebt jemand, der ein großes Ziel erreicht hat. Jeder Sieg ist fragil. Es gab ein vorher, es gibt ein jetzt, es gibt ein später.
„innen ist nichts, um das du dich sorgen müsstest“. Das „I“ von innen zieht vielleicht zu vielleicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich. Die soll nämlich auf dem „sorgen“ liegen. Und das Enjambement ist absichtlich so gesetzt. Ein Vakuum tut sich auf, kein Energiehaushalten mehr, auch Balancieren fällt weg, nicht mehr verzichten, sondern ….was eigentlich. Nicht mehr sorgen. Aber wer sagt eigentlich, dass Sorgen dazu gehören? Ist es das lyrIch, oder die Eltern, die Gesellschaft, wer? Das jetzt nur noch nebenbei, aber dennoch wichtig: mein plan für die Zukunft ist, mehr Spontanität zuzulassen.
Ja, dass alles wollte ich in den sechs Zeilen ausdrücken

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Das Enjambement ist bewusst so gesetzt. Ich war eigentlich sehr glücklich darüber, bin aber für Anregungen sehr offen.
Ganz liebe Grüße
Dede