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Aphorismus XI

Verfasst: 13.08.2015, 23:11
von Niko
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Verfasst: 13.08.2015, 23:58
von birke
sehr wahr, niko :) (wenn auch, wie ich glaube, nicht so neu, der gedanke...?)
lg
birke

Verfasst: 14.08.2015, 00:50
von Niko
Der gedanke mag nicht neu sein, diana. Aber wurde er schonmal in einen aphorismus gepackt? (Bin mir selbst nicht ganz sicher.)

Beste grüße-niko

Verfasst: 14.08.2015, 11:03
von birke
das weiß ich auch nicht, niko ... es ist nur so, dass ich beim lesen das gefühl hatte, dass mir dieser gedanke, dieses sinnspiel, nicht neu ist - aber dass es mir gefällt! :)
lg, diana

edit: wobei - wenn man es mal genauer betrachtet und wörtlich nimmt, ist es dann nicht das gleiche? beziehungsweise resultiert nicht das eine zwangsläufig aus dem anderen, und zwar in beide richtungen?

Verfasst: 14.08.2015, 15:33
von Niko
Sagen was man meint geht für mich in die richtung: Meinungsäußerung. Meinen was man sagt heißt für mich ganz genau formulieren.
Grundsätzlich steht sich beides nicht im weg, aber eine Meinungsäußerung ist ja oft beim denken ausgesprochen. Wenn man meint, was man sagt formuliert man genauer. Was zb. Verletzung und Missverständnisse minimieren hilft. :-)

Beste grüße-niko

Verfasst: 15.08.2015, 16:04
von Mnemosyne
Ich glaube nicht, dass das das gleiche ist: Die Formulierung legt ja eine zeitliche Reihenfolge oder sogar eine kausale Ordnung nahe. In diesem Sinn würde ich es aber gerade umgekehrt sehen: Es ist sinnvoll, sich um einen möglichst genauen Ausdruck dessen zu bemühen, was man meint - also zu "sagen, was man meint". Hingegen sollte man sich keineswegs der einmal gefundenen Sprachform, die ja immer noch unklar, ungenau, mehrdeutig, missverständlich, vorläufig sein kann verpflichtet fühlen und nun was man meinte mit dem verwechseln, was man gesagt hat - also "meinen, was man sagt". Wenn die Sprachform sich als inadäquat herausstellt, sollte man nicht den intendierten Inhalt an den vorliegenden Ausspruch anpassen, sondern seine Ausdrucksmittel verfeinern.

Verfasst: 15.08.2015, 16:07
von Mucki
Stimme dir zu, Merlin. Wenn man es genau nimmt, was Niko schreibt, müsste man dann evtl. zu etwas stehen, was man gar nicht gemeint hat (Missverständnis) oder müsste es geraderücken, etc.

Verfasst: 15.08.2015, 16:18
von birke
okay, dann relativiere ich, und sage, für mich ist es das gleiche.
wenn ich sage, was ich meine, dann meine ich auch, was ich sage.
ps wenngleich ich schon verstehe, dass es auch um ein sender- empfänger- problem geht.

Verfasst: 15.08.2015, 17:13
von Pjotr
Vom ersten spontanen Lesen an habe ich die beiden Taten so aufgefasst:

Tat 1: Aufzustehen und seine Meinung zu äußern, auch wenn sie unausgereift ist.

Tat 2: Ehrlich hinter dem zu stehen, was man äußert, oder es gegebenenfalls zu korrigieren.

Und dann die Bewertung: Tat 2 sei wichtiger als Tat 1.


Beispiel:

Das Recht auf freie Meinungsäußerung (Tat 1) ist ein hohes Gut. Das bringt aber nix, wenn die geäußerte Meinung (Tat 2) nicht ausgereift oder eine Lüge ist.


Schlusswort:

Letzendlich ist die Gewichtung auf Tat 2 paradox, weil diese gar nicht möglich ist ohne Tat 1. Aber trotzdem ist der Aphorismus verständlich, vor allem beim ersten Lesen, wenn man ihn schnell liest und nicht weiter grübelt, denn sonst verfängt man sich in diesem Paradoxon, das für das vom Autor Gemeinte an sich unerheblich ist. Dieses Paradoxon darf aber nicht fehlen, denn das ist ja gerade der Witz, das Originelle, an diesem Satz.


Gruß:

P.

Verfasst: 17.08.2015, 14:06
von Mnemosyne
Ich denke schon seit einer Weile darüber nach, bin mir aber noch immer nicht sicher, was es heißen kann, einen paradoxen Satz zu verstehen.

Ich vermute, dass der Ausspruch folgendes heißen soll: Es spricht weniger dagegen, einfach mal die Klappe zu halten - also nicht "zu sagen, was man meint" als _schuldhaft_ etwas anderes zu sagen als das, was man meint - also etwa zu täuschen oder absichtlich vage und zweideutig zu bleiben. Eine andere, wenn auch weniger griffige, Formulierung wäre dann: "Nicht jede Meinung muss man äußern, aber was man äußert, sollte in dem Moment, da man es äußert, nach bestem Wissen das ausdrücken, was man meint".

Aber meine Alternativdeutung von oben scheint mir dem Satz, wie er da steht, durchaus gerecht zu werden. Vielleicht hat er in diesem Sinn also nicht gesagt, was er gemeint hat?

Verfasst: 17.08.2015, 14:25
von Pjotr
Das Paradoxon liegt wohl allein in dem Wort "wichtiger". Wenn man dieses Wort nicht wörtlich nimmt, es stattdessen eher künstlerisch frei interpretiert und versteht, löst sich damit auch das Paradoxon auf, bei gleichzeitigem Erhalt der Verständlichkeit :-)

Das Wort "wichtiger" entfällt, wenn ich zum Beispiel das sage:

"Es spricht weniger dagegen, einfach mal die Klappe zu halten, wenn man nichts zu sagen hat."

Die Wichtigkeit dieser Aussage im Verhältnis zum Recht auf freie Meinungsäußerung spielt so keine Rolle mehr, sie steht nicht mehr zum Vergleich, und somit kann die Aussage nicht mehr paradox sein, jedoch bestens verständlich :-)

Ich meine, so könnte man das meinen.


Edit: Andererseits. Moment. Das Wort "wichtiger" ist in diesem Zusammenhang nicht notwendig paradox. Es schließt ja nicht aus. Es sagt nicht, dass das Recht auf freie Meinungsäußerung unwichtig ist. Es sagt nur, dass es weniger wichtig ist. Weniger wichtig als das richtige Reden, im praktischen Leben. Es ist kein logischer Ausschluss im Sinn von "wir brauchen richtiges Reden statt freie Meinungsäußerung". -- Ich nehme alles zurück, was ich oben bezüglich "Paradoxon" schrieb. Ich habe mich vertan. Meine Meinung war nicht ausgereift.



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