dafür

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 07.02.2015, 21:05

Wohlan
Zuletzt geändert von Niko am 18.05.2018, 19:07, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Elsa
Beiträge: 5286
Registriert: 25.02.2007
Geschlecht:

Beitragvon Elsa » 13.02.2015, 09:37

Die Welt ballert auf uns ein mit Negativem. Es scheint, als gäbe es keine Hoffnungsmeldungen mehr, da verkrieche ich mich auch in die Kissen, und sage, wie viele es tun: Ich kann nichts dagegen tun.
Dann kommt das Schulterzucken und die Gleichgültigkeit, um sich selbst zu bewahren.

So lese ich deinen Text. Ich mag ihn, er sagt aus, was mich umtreibt.

LG
ELsa
Schreiben ist atmen

Benutzeravatar
Hetti
Beiträge: 485
Registriert: 31.03.2011
Geschlecht:

Beitragvon Hetti » 13.02.2015, 11:13

Lieber Niko,

mir gefällt der Text auch sehr gut. In vier Strophen fasst du zusammen was in mir nagt und brodelt und weint. Aber nicht explodiert. Vielleicht irgendwann demnächst mal implodiert. Für dieses Implodieren, bzw. die Phase, die ihm vorangeht, genau dafür hast du die Worte gefunden.

Liebe Grüße
Dede

Quoth
Beiträge: 1853
Registriert: 15.04.2010
Geschlecht:

Beitragvon Quoth » 15.02.2015, 17:26

Hallo Niko,
ich habe, offen gestanden, ideologische Bauchschmerzen, lese ich den Text. Er beklagt sich larmoyant über Freiheit und Wohlstand, gerade als ob sie Übel wären. Bekannt war mir dies Syndrom aus der Studentenbewegung, die die "repressive Toleranz" (Herbert Marcuse) anprangerte - und von früheren DDR-Autoren, denen seit der Einheit die staatliche Repression fehlte, an der sie sich abarbeiten konnten. Mit diesem "alles ist erlaubt" kamen sie nicht zurecht, aber der sozialistische Realismus des "Bitterfelder Wegs" - um den herumschreiben zu müssen, das inspirierte!
In der ersten Strophe würde ich "niemand braucht etwas / von sich preiszugeben" bevorzugen.
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

Kurt
Beiträge: 1270
Registriert: 30.09.2011

Beitragvon Kurt » 15.02.2015, 19:44

Joor, und Niko macht Kunst aus bzw. in der Misere. Da hätte der olle H. Marcuse seine Freud dran gehabt. Ein entlastender Ausweg (vielleicht?)

K.
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

Niko

Beitragvon Niko » 15.02.2015, 20:32

hallo in die runde,
es freut mich, dass dieses gedicht euch zum kommentieren verleitet hat. für mich sehr interessant, wie unterschiedlich er ankommt.

@ kurt und Quoth:

es gibt hier in göttingen eine hauswand, an der ich immer stehen bleibe. nicht, weil das haus so herrlich ist. im gegenteil. ein abwrackender altbau. auf dieser weiß verputzten wand hat jemand vor jahren einen spruch gesprayt: "Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit"
mein text will nicht den finger legen auf die ach so böse gesellschaft voller wohlstand und freiheit. ich bin ein nur bedingt politischer mensch und erst recht kein politischer schreiber. ich würde eventuell gerne, aber das finde ich ebenso schwierig wie ein erotisches gedicht. entweder wird es banal oder vulgär. der gute dazwischen-weg ist sehr schwierig. mein gedicht will eher ein ausdruck des empfindens. ein darstellen wirkung einzelner fakten auf den menschen. ich schreibe "uns" und nicht "ich". weil es aus meiner sicht eine sache ist, die sich auf die gesamte gesellschaft bezieht. also verhält es sich so, wie hetti in ihrem kommentar ausführte.
mich würde interessieren, ob auch "preisgeben" grammatikalisch korrekt ist.

@hetti und elsa,
danke, dass du das geschrieben hast, hetti. das trifft den nagel auf den kopf. und auch dir elsa. auch in deinem kommentar spiegelt sich das wieder. das freut mich sehr!

beste grüße - niko

Quoth
Beiträge: 1853
Registriert: 15.04.2010
Geschlecht:

Beitragvon Quoth » 15.02.2015, 22:15

Zwiebelfisch hat geschrieben:Nach dem Vorbild "Sie muss davon ja nichts erfahren" wird "Sie braucht davon ja nichts erfahren" gebildet. Dies gilt aber nicht als salonfähig. In gutem Deutsch heißt es nach wie vor: "Sie braucht davon ja nichts zu erfahren."
Also auch nicht als Blauer-Salon-fähig! :-)
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

Benutzeravatar
birke
Beiträge: 5457
Registriert: 19.05.2012
Geschlecht:

Beitragvon birke » 15.02.2015, 22:43

puh, das scheint so ein grenzfall zu sein mit diesem "brauchen".
bei der verneinung kann es synonym zu müssen verwendet werden, wie das beispiel von zwiebelfisch, welches quoth zitiert, zeigt. aber bei der positiven verwendung: "sie muss davon erfahren" funktioniert es nicht ("sie braucht davon (zu) erfahren" ist nonsens.)
deshalb denke ich, braucht braucht das zu ;-) grammatisch vertretbarer (oder "salonfähiger" ;-) ) ist es wohl auf jeden fall.
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 12 Gäste