Elegie für X.
R. gebührend
Man erkennt ihn nicht,
überall ist er, an jeder Ecke,
an jeder Kreuzung,
in jedem von uns,
abgeschottet von der Menge,
von der Realität, unwirklich
wie Jungfrau vor der Zeugung...
Verborgen und unsichtbar
hinter dem Schleier
der Brust wie Vernunft.
Jener, der nach ihm sucht,
stellt fest, er hat es schwer
wie das Gewicht am Kreuz,
sein Körper wiegt wie ein Bucht,
gehängt an den Ufern,
Schwer ist und vergeblich
die Gabe der Habe, die Hingabe
der Nägel unter dem Gewicht,
bist du echt ein Christ?
Man erkennt dich dann
an jeder Ecke, Kreuzung,
auf- und ab- und unmerksam
unsere Schuld richtest
du dich ein, an, richtest
uns ge-, gewollt
den Tod, die andere Ohrfeige
von der linken Hand
bist du im Not?
Bist du Feige?
Bist du ein Warst
oder bist du ein Ist?
Bist du ein Christ?
Man erkennt es nicht,
an jeder Ecke, an jedem Kreuz,
sehen wir dich ein und aus,
wie Fehler, die ohne Garaus
zuzusehen sind,
Bist du denn blind?
Denn haben wir nicht
schon uns, ohne dass
wir uns nicht wissen,
nicht wissen müssen,
wo und worum...
Man erkennt dich nicht,
überall im All,
an jeder Ecke,
an jeder Bekreuzigung,
In der Brust wie Warze
beschwert das Kreuz
die Luft des Atmens
wie ein Seufzer,
ein schweratmender
Kreuzer im Hafen 0,
endlich Irgendwer,
Christus bist du!
Wo Nord- und Ost-
an der Rest sich trifft,
an jeder Kreuz(ig)ung,
in jedem Treffpunkt
Wo mehr als zwei sind,
versammelt und einsam,
bist du, mit allen Vieren
kriechend am Kreuz
wie ein Wurm am Blatt,
wie ein Soldatenlos...
Frisst du Erde, jetzt
und irgendwann,
Bist du es und wenn nicht
was denn dann?...
Elegie für X.
Hallo Mirazh,
ein Text, der in sich und seinen Bildern, Gedanken kreist und kreuzt und sich um Fragen, das Erkennen windet. Unabhängig davon, wie man es inhaltlich betrachtet, in wieweit man den Gedanken folgen kann, die Suche und (inneren) Widersprüche werden gut sichtbar.
Möchtest du, dass wir ins Detail gehen, oder eher eine Rückmeldung zum Gesamteindruck?
Denn haben wir nicht
schon uns, ohne dass
wir uns wissen, wissen
können, wo und warum
Die zweite Stelle, an der ich völlig hänge, ist diese:
wie Fehler, die ohne Garaus
zu sehen sind,
Was meinst du mit "Garaus"?
Liebe Grüße
Flora
ein Text, der in sich und seinen Bildern, Gedanken kreist und kreuzt und sich um Fragen, das Erkennen windet. Unabhängig davon, wie man es inhaltlich betrachtet, in wieweit man den Gedanken folgen kann, die Suche und (inneren) Widersprüche werden gut sichtbar.
Möchtest du, dass wir ins Detail gehen, oder eher eine Rückmeldung zum Gesamteindruck?
Bei dieser Strophe zweifle ich, ob ich das richtig verstehe. Ohne nicht-wissen, weiß man und ohne nicht-wissen-müssen, muss man wissen? Aus dem Kontext heraus würde ich eher erwarten:Denn haben wir nicht
schon uns, ohne dass
wir uns nicht wissen,
nicht wissen müssen,
wo und worum...
Denn haben wir nicht
schon uns, ohne dass
wir uns wissen, wissen
können, wo und warum
Die zweite Stelle, an der ich völlig hänge, ist diese:
wie Fehler, die ohne Garaus
zu sehen sind,
Was meinst du mit "Garaus"?
Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Man erkennt es nicht,
an jeder Ecke, an jedem Kreuz,
sehen wir dich ein und aus,
wie Fehler, die ohne Garaus
zuzusehen sind,
Bist du denn blind?
wie Fehler, die, ohne dass man jemandem den Garaus macht, zu sehen sind?
wie Fehler, die, ohne dass man ihnen den Garaus macht, zu sehen sind?
wie Fehler, denen man, ohne ihnen/jemandem den Garaus zu machen, zuzusehen hat?
Auch wenn ich es spannend finde, wenn Worte neu/anders verwendet werden und darin sicher Potential liegt, aus dem man in der eigenen Muttersprache nicht so leicht schöpfen kann, ist es hier für mich ein bisschen zu verquer. (Im Text hat es noch ein paar andere, ähnliche Stellen, die sich aber leichter entschlüsseln lassen.)
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
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