Verse von Zeit

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Rita

Beitragvon Rita » 18.01.2015, 06:46

Nun, da die Menschheitsliebe verloren
verlieren wir auch die Zeit, das Vermächtnis
zu kostbar, das die Mütter uns ließen
ihre und unsere Zeit

Sie flieht uns, sie hat keinen Anfang
kein Ende, kennt nicht den Schmerz
des Vergehens, unser Verweilen ist kürzer
als der Gedanke an sie

Nie hatten wir Zeit, doch nun,
da die Verheißung des Lichts eine Schimäre
nun, da wir uns seufzend selbst verlassen
nun haben wir Zeit

DonKju

Beitragvon DonKju » 18.01.2015, 17:14

Hallo Rita,

einige kleine fragen tun sich mir hier als leser auf: woher kommt der zusammenhang zwischen dem verlust der menschheitsliebe und der zeit? was ist das vermächtnis? die liebe zum menschen, dann bleiben aber 50% außen vor, wenn das nur mütter können ... das finde ich unfair. warum muss sich die verheißung des lichts (metapher für das jenseitige paradeis?) erst als trugbild erweisen, damit wir zeit haben? soweit mal ein konfuser leseeindruck und seine folgen

mit lg donkju

Rita

Beitragvon Rita » 18.01.2015, 21:04

Liebe Lisa, es ist ein Elend. Jetzt habe ich meinen Kommentar sogar im falschen Gedicht gepostet, und jetzt muss ich dich peinlicherweise noch einmal bemühen, diesen Leerpost zu löschen. Wenn man nicht dreimal hinsieht.
Ich bedanke mich freundlich. Rita
Zuletzt geändert von Rita am 19.01.2015, 05:51, insgesamt 1-mal geändert.

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birke
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Beitragvon birke » 19.01.2015, 00:05

(huch, da ist wohl etwas durcheinander geraten?)
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 19.01.2015, 00:13

Ich glaube, Rita bezieht sich auf Lyrillies' Kommentar zu dem Phantasmen-Gedicht.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Rita

Beitragvon Rita » 19.01.2015, 05:39

Ja, Zefira, das ist richtig, da bin ich durcheinandergeraten, weil ich zwischendurch zwischen beiden Gedichten gewechselt hatte. Huch, das ist dumm.

Ciao, Rita

Rita

Beitragvon Rita » 19.01.2015, 06:11

Lieber DonKju,

du fragst nach dem Zusammenhang von Menschheitsliebe und Zeit. Um die Frage zu beantworten: Weniger ein Zusammenhang als vielmehr eine Gemeinsamkeit, die darin besteht, dass beide uns verlorengegangen sind. Aber natürlich gibt es auch einen Zusammenhang, weil ja alles Geschehen immer irgendwie zusammenhängt. Die Frage nach dem Vermächtnis der Mütter würde ich beantworten, indem ich auf die uns geschenkte Lebenszeit verweise, den Anteil der Väter an unserer Geburt würde ich als eher gering bezeichnen. Insofern ist es nicht unfair, wenn ich nur auf die Mütter verweise.

Was nun die Verheißung des Lichts angeht, so ist habe ich hier eine Metapher benutzt, die alles einschließt, was wir Menschen unter Lebensglück im weiteren Sinne verstehen. Scheint mir aber verständlich. Ich würde mich weniger wundern, wenn du nach der folgenden Verszeile gefragt hättest: "nun, da wir uns seufzend selbst verlassen". Das tust du aber nicht, und ich muss annehmen, dass du die ganze Strophe nicht verstanden hast. Mit der dritten Verszeile spreche ich das Sterben des Menschen an, und da ist auch logisch, dass wir jetzt Zeit haben.

Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt und du kannst das Gedicht jetzt mit mehr Verständnis lesen.

Ciao, Rita

Rita

Beitragvon Rita » 19.01.2015, 11:57

ZaunköniG,

ich halte es für die allernormalste Sache der Welt, wenn man sich als Autor, und ich befinde mich ja hier nur unter Autoren, wenigstens ein kleines Polster an literarischer Bildung zulegt. Das gehört zum ABC. Muss nicht Benn sein, kann auch Mörike sein oder sonstwer. Bezüglich deines Ausrutschers, mein Kommentar wäre eine Frechheit, weise ich freundlich darauf hin, dass Lirillies sicher genug Mumm hat, mir das selbst zu schreiben. Deine Intervention braucht sie sicher nicht.

Rita

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 19.01.2015, 12:02

Rita,
weder Zaunkönig noch Lyrillies haben sich bisher in diesem Ordner geäußert.
Hast Du einen Virus auf dem PC oder warum passiert das immer wieder?
Zefira
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(Ikkyu Sojun)

DonKju

Beitragvon DonKju » 19.01.2015, 17:55

Hallo Rita,

zunächst hab' dank für die erläuterungen; dadurch wird zwar einiges klarer, für mich bleibt es jedoch durch den titel "verse von zeit" irritierend. und die "verheißung von licht" mag ich kaum in diesen grossen zusammenhang stellen, aber das ist wohl mein persönliches problem. man kann wohl sagen, dass sich in diesem fall intention des autors und erwartung eines lesers, nämlich meiner wenigkeit in persona, nicht genügend zur deckung bringen lassen. so was kann passieren und es kann für den autor wertvoll sein, wenn der leser das anmerkt

mit lg donkju
Zuletzt geändert von DonKju am 29.01.2015, 17:19, insgesamt 1-mal geändert.

Rita

Beitragvon Rita » 29.01.2015, 09:40

DonKju,

du hast natürlich recht, wenn das Gedicht auf einen Leser trifft, der noch nie Gedichte gelesen hat. Aber vielleicht würde ich für ihn ein eher "praktisches" Gedicht auswählen, dieses beschäftigt sich für ihn ja mehr oder weniger mit Abstraktem. Dafür hat ein Ungeübter wahrscheinlich noch kein Ohr, er braucht greifbare Momente mit Wiedererkennungswert.

Ciao, Rita

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nera
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Beitragvon nera » 29.01.2015, 11:24

in der ersten strophe wird mit der ersten zeile eine behauptung aufgestellt, nämlich dass die menscheitsliebe verloren sei. der autor spricht nicht von menschenliebe, sondern menschheitsliebe. also der gesamten menschheit ist die liebe abhanden gekommen. das wiederum bewirke, dass auch die zeit abhanden käme, die von müttern geschenkt wird. das hieße, dass kein leben mehr geschenkt würde. wobei die frage bleibt, wieso da nur mütter dran beteiligt sind und in wiefern unbedingt liebe dazu gehört, ein kind, eine lebenszeit in die welt zu setzen. das wort vermächtnis weist darauf hin, dass es unser recht ist zu leben, aber wenn die lebenszeit noch nicht mal angefangen hat, man nicht geboren ist, gibt es auch kein vermächtnis.
es könnte natürlich auch sein, dass das lyrische ich hier ein endzeitszenario beschreibt: also bei allen menschen bricht hass aus und sie erschlagen sich und rauben sich damit die zeit. soweit ist aber noch nicht. dieser text greift also vor in der zeit und spekuliert über die zukunft.

die zweite strophe beinhaltet philosphische gedanken zu dem zeitphänomen. sie wird erstmal personifiziert, die zeit und dass sie die menschen flieht. ebenso wird festgestellt, dass sie kein anfang und kein ende habe und keinen schmerz über das vergehen fühlte. ist das ihre aufgabe? sie ist eine dimension, in der wir uns bewegen. warum sollte sie uns also fliehen oder mitleid haben? dass unser verweilen kürzer ist, als die gedachte dimension zeit, liegt in unserer zeitlichen wahrnehmung?

die dritte strophe fängt wieder mit einer behauptung an. dass für die menschen die zeit nicht existent war. vielleicht meint das lyrische ich oder wir aber auch, dass die menschen immer das gefühl haben, sie hätten keine zeit. aber diese phrase "ich habe keine zeit" bedeutet nicht, dass die zeit nicht mehr existiert, sondern dass man keine zeit für bestimmte handlungen, wünsche usw. hat. dass wird hier wohl bedauert. aber es wird auch in bezug gesetzt mit dem verlust eines lebenstraums, einer verheißung, die sich nicht erfüllt hat und mit dem lebensende und mit dem daraus folgenden gewinn der zeit. die zeit, die in der ersten strophe verloren ging, dann nicht vorhanden war, weil auf der flucht, dann wieder nicht fassbar, weil ohne anfang ohne ende, ist dann plötzlich wieder da.

mir springt dieser text etwas zuviel in den verschiedenen dimensionen der zeit umher. das, was vielleicht die botschaft, die aussage des textes sein könnte, bleibt nur angeschnitten. science fiktion vermischt mit enttäuschter erwartung und nachdenken über die sterblichkeit, von allem etwas und in nicht fassbaren bezug gesetzt.

Rita

Beitragvon Rita » 29.01.2015, 12:32

Nera,

hab herzlichen Dank für den Versuch eines Textkommentars. Voraussetzung ist allerdings zuerst einmal Textverständnis. Mit dem ist es nicht weit her, wie ich leider feststellen muss, der Kommentar stellt Behauptungen auf, die völlig aus der Luft gegriffen sind. Als Beispiel sei nur genannt, dass der Verlust von Menschheitsliebe bewirke, dass auch die Zeit abhanden gekommen sei. Das steht aber so nicht in meinem Text, es ist nicht zu übersehen, dass die Kommentarschreiberin es so unlogisch gern hätte, wie behauptet wird, dann könnte sie den Text mit Fug und Recht abwatschen. Und so geht es weiter, es werden freihändig Dinge in Bezug gesetzt, die sich im Text nicht nachweisen lassen. Insgesamt, das ist nicht zu übersehen, geht die Kommentatorin nicht unvoreingenommen an den Text heran, sondern erfindet negative Textelemente und Bezüge, was vermutlich darauf beruht, dass der Text doch mehr verlangt vom Leser, als dieser zu bewältigen in der Lage ist. Nichtsdestotrotz, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, immer wieder versuchen, es wird schon werden.

Ciao, Rita

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nera
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Beitragvon nera » 29.01.2015, 12:45

tjy rita, so gehts einem, wenn man perlen vor die säue wirft! die riechen dann tatsächlich dran und fressen sie womöglich!

deine ersten zwei zeilen stellen sehr wohl einen bezug zueinander her, schon allein mit den wörtern "nun" und "auch".
aber rita wäre ja nicht rita? nicht wahr?
Zuletzt geändert von nera am 29.01.2015, 13:26, insgesamt 1-mal geändert.


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