Liebe Birke,
du spielst mit dem Gedicht auf die Redewendung an: Krauser Kopf - krauser Sinn. Wobei ich die zweite Strophe durchaus in eigene Zusammenhänge bringe. Ich bringe das "Krause" für mich mit dem Neudenken, dem Querdenken, dem Denken in noch nicht gedachten Momenten in Verbindung. Aber genau daran mangelt es diesem Gedicht meiner Ansicht nach.
Zur 1. Strophe:
Ein Aufruf, sich gegen den Krauskopf (übertragen: das "krause" Denken) nicht zu wehren. Hier erklärst du zuviel, wenn du auch noch darauf hinweist, dass es sich um die Haare handeln würde - was sonst außer Glatze oder Hut trägt man auf dem Kopf? Wie gesagt: auf, nicht im Kopf.
Zur 2. Strophe:
Hier redest du vom "Kopfweg", der hinter den Grashalm führen würde, und dahinter sähe man ein Rot. Bisschen rätselhaft der Grashalm (Graswurzelbewegung? Das Gras wachsen hören?), erklärt sich mir nicht. Den Kopfweg ordnest du negativ ein, das impliziert, man solle wie der kleine Prinz mit dem Herzen denken, ein bisschen naiv, will mir scheinen. Naiv insofern, als du damit der Harmonie das Wort redest, indem du die Widersprüchlichkeit von Prozessen negierst, die ihre eigenen Kriterien haben. Beim Rot wird es mir noch rätselhafter. Die Erklärungen in der Klammer verdeutlichen für mich nichts.
Mit den nächsten beiden Versen kann ich nichts anfangen, sie sind vielleicht zu weit hergeholt, jedenfalls erschließt sich mir ihre Notwendigkeit nicht. Mögen andere sie deuten.
Die nächsten fünf Zeilen beziehen sich wieder auf den "Krauskopf":
über dem auge
wölkt, wölbt sich
zuweilen
ein lockiges gedicht
in rot oder grün
Das ist poetisch, hinterfragen darf man das natürlich nicht, "wölken" finde ich gut, einfach deshalb, weil dein Gedicht insgesamt den Beweis für das Unklare, das Nebulöse abgibt, also selbst etwas Krauses hat. Vielleicht nur eine Überlegung: Das Krause beschreibt man am besten mit dem Nichtkrausen, genauso wie man das Brot mit dem Hunger beschreibt. Aber das ist ja nicht neu.
Ciao, Rita