Freundin

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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leonie
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Beitragvon leonie » 17.06.2013, 20:28

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Mit ihr
(Erinnerng an Hilde Domin)

Unnütz geh ich
mit ihr vorüber
an grünblaugold winkenden Ulmen
und lese in den Blättern
der Rosenkrone am Boden,
ob Hoffnung sei.

Wie mir schwindelt
im Nest
auf der äußersten Spitze des Zweigs,
wie ich mich sehn nach dem
Klicken des Riegels
am Abend
.

Durch Katakomben irr ich
das kleine Licht in der Hand,
bis ich die Stimmen wieder höre
der verlierbaren Lebenden
und der unverlierbaren Toten.

Dass es anders anfängt
zwischen uns allen

wünsche ich mir
und halte dem Wunder
leise
die Hand hin.

Ich geh den schmalen Weg
über den Köpfen der Toten
,
zu denen auch sie gehört.

Die Laternen jedoch:
sie leuchten noch
wortentflammt
in den Herzen am Wegrand.

Eines davon
ist meins.


Motive aus:

Wie wenig nütze ich bin
Bitte
Nur eine Rose als Stütze
Die schwersten Wege
Abel steh auf
Nicht müde werden
Gleichgewicht
Zuletzt geändert von leonie am 23.06.2013, 11:28, insgesamt 2-mal geändert.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 19.06.2013, 15:16

Hallo, Du Anonymer!

Deinen Tonfall finde ich schön.

Vieles ist mir allerdings immer noch rätselhaft, auch nach mehrfachem Lesen. So kriege ich den Titel nicht richtig untergebracht, und ebensowenig das "unnütz" am Anfang. Schönes, fast vergessenes Wort, aber ich denke doch, dass man sich in Gegenwart einer Freundin, eines Freundes eben nicht unnütz fühlt.
Es klingt alles nach Abschied (von der Freundin) - aber dann kommt doch ein "Wunder" (was für eines?), dem das Ich leise die Hand hinstreckt. Die Stelle mag ich, aber ich kriege sie eben auch nicht in den gesamten Zusammenhang.

Die letzte Strophe mag ich auch, wobei ich "die" Herzen (statt "in den Herzen") bevorzugen würde, um den Ort nicht zu genau zu bestimmen.

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 20.06.2013, 00:13

Ich fürchte, die Freundin ist tot ...
Das "unnütz" am Anfang sehe ich als Adverb, bezogen auf das Gehen, nicht auf die Sprecherin/den Sprecher des Gedichts.
Es gefällt mir sehr, hat eine ganz eigene, stille Stimme. Das Nest auf der äußersten Zweigspitze ist ein wunderbares Bild.

Grüße von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.06.2013, 01:23

Nach meiner Lesart geht es hier um Sterbebegleitung. Da ist so viel Hoffen noch zu Beginn, doch dann eben auch das Sterben. Und dass die Gestorbene für das LI lebendig bleibt im Herzen.
Wunderschön geschrieben. Es berührt mich.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 20.06.2013, 11:52

Danke, das hilft mir weiter, ja, so könnte man es lesen.

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leonie
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Beitragvon leonie » 20.06.2013, 12:43

Hallo Ihr,

danke für die Rückmeldungen. Nun will ich doch etwas dazu sagen, damit es nciht so aussieht, als wolle ich mich mit fremden Federn schmücken. Das Gedicht enthält viel Zitiertes aus Gedichten von Hilde Domin. Es ist eine Erinnerung an sie. Inzwischen habe ich noch manches daran geändert. Vielleicht bekommt der ein oder andere ja Lust, mehr von ihr zu lesen...



Mit ihr

(Erinnerng an Hilde Domin)

Unnütz geh ich
mit ihr vorbei
an grünblaugold winkenden Ulmen
und lese in den Blättern
der Rosenkrone am Boden,
ob Hoffnung sei.

Wie mir schwindelt
im Nest
auf der äußersten Spitze des Zweigs,
wie ich mich sehn nach dem
Klicken des Riegels
am Abend.

Durch Katakomben irr ich,
das kleine Licht in der Hand,
bis ich die Stimmen wieder höre
der verlierbaren Lebenden
und der unverlierbaren Toten.

Dass es anders anfängt
zwischen uns allen
wünsche ich mir
und halte dem Wunder
leise
die Hand hin.

Ich geh den schmalen Weg
über den Köpfen der Toten,
zu denen auch sie gehört.

Die Laternen jedoch:
sie leuchten noch
wortentflammt
in den Herzen am Rand.

Eines davon
ist meins.



P.S. Sehr seltsam, ich meine, mich als anonymus eingeloggt zu haben, aber der Beitrag erscheint unter meinem Namen. Vielleicht kann jemand es verschieben, wenn sowieso klar ist, dass es von mir ist. Dann kann ich die Änderungen einarbeiten...

Liebe Grüße

leonie

ecb

Beitragvon ecb » 20.06.2013, 21:16

Irgendwie plagt mich, was du da zu deinem Vorgehen sagst, leonie - direkte Zitate, darf man das so einfach?
Sollte man die Zitate nicht kennzeichnen, vielleicht durch Kursivsetzung?

Liebe Grüße
Eva

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.06.2013, 21:52

Habe den Autor auf dich geändert und Faden verschoben, leonie.

Liebe Grüße
Gabi

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birke
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Beitragvon birke » 20.06.2013, 22:59

das hat was, leonie, sehr schön, stimmungsvoll.
dennoch teile ich evas bedenken - zitate solltest du unbedingt kennzeichnen!
und - wenn es um hilde domin geht, unbedingt erwähnen, wie du es auch in deiner neuen version tust.

soweit ...

lg,
birke
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

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leonie
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Beitragvon leonie » 23.06.2013, 11:28

Hallo Ihr,

danke für die Rückmeldungen. Es ist ein wenig schwierig mit den Zitaten, weil ich manches umgestellt habe, aber ich habe jetzt versucht, es kenntlich zu machen. Außerdem habe ich die Gedichte genannt, aus denen Motive genommen sind.

Ich dachte, wenn man etwas Eigenes damit macht, sei es okay. Aber so ist man auf der sicheren Seite....

Liebe Grüße

leonie


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