Guten Morgen ihr alle
Ich werde jetzt einmal versuchen, diese Zeilen zu interpretieren. Hoffe es gelingt mir irgendwie, das Ganze klar und deutlich und ohne irgendeinen Wirrwarr zu erklären.
Stöberst schwarze Chronik, spürst die stillen Ängste
Diesen Vers kann man in meinen Augen so interpretieren (bzw. soll folgendes sagen): Chronik, also etwas Niedergeschriebenes bzw. in diesem Fall besser Erinnerungen belasten das lyrische Du–deswegen auch schwarze Chroniken, um zu symbolisieren, dass es sich bei diesen Gedanken um schlechte und negative Erinnerungen handelt. Folglich stöbert das lyrische Du wieder mal in der Vergangenheit, in Erinnerungen die versteckte Ängste aufleben lassen. Irgendetwas muss somit in der Vergangenheit passiert sein – was dies ist, wird jedoch nicht erwähnt, ist zweitrangig und unwichtig für den Leser.
tiefer kalter Wunden - schwer in Schemen hängend –
Diese Ängste reißen tiefe scheinbar verheilte Wunden erneut auf, belasten das lyrische Du, obwohl sie nur noch in Schemen vorhanden sind, obwohl die Erinnerungen nur mehr bruchstückartig in den Gedanken des lyr.Dus zu finden sind. Jedoch jedes Mal wenn sich das lyrische Du daran erinnert, werden die Wunden neu aufgerissen, werden die Schemen gelockert, wird die Belastung größer. Jedoch kann das lyr.Du nicht anders – es muss sich daran erinnern, diese Erinnerungen wurden aufgezwungen.
Frostig säumen Zähren eisern meine Traumwelt,
Hier kommt es jetzt zum Personenwechsel, dem Wechsel von der zweiten Person in die erste Person. Die Traumwelt soll hier nicht symbolisieren, dass das lyrische Ich schläft…sprich, das ganze spielt nicht abends ab sondern erneut in den Gedanken und Köpfen der Protagonisten. Dem lyrischen Ich wird klar, dass die Traumwelt niemals Realität werden kann bzw. wird. Deswegen auch die frostigen Zähren. Die Hoffnungen sterben, erfrieren und zerstören eisern, was das lyrische Ich sich insgeheim gewünscht hat – die Realität holt das lyrische Ich ein…die erwünschte Idylle zwischen lyrischem Du und lyrischem Ich wird eingefroren und zerstört.
sprengen zwischen Zwängen einzig wahres Sehnen.
Diese Erinnerungen lösen Zwänge aus, Vergangenheit verpflichtet das lyrische Du dazu, sich zu erinnern und diese Erinnerungen nehmen beide Protagonisten mit, zerstört die Gefühle, die zwischen den beiden entstanden sind. Schlechte Erfahrungen zerstören die Gefühle, die beide lange Zeit als wahr angesehen haben – die Hoffnungen auf ein Zusammensein, sprengen die Liebe.
Schadensgroschen, dem die Schmeichelei entglitt.
Den Beiden bleibt nichts anderes als das Verwenden klischeehafter Floskeln, da sich keiner der beiden einreden will, dass es eigentlich kaum noch Hoffnung gibt. Man tröstet sich gegenseitig dadurch, zögert den Supergau immer wieder aufs Neue raus.
Stotterst sachlich kahle Phrasen falschen Schneides.
Hier wieder der Wechsel in die zweite Person – die zweite Person redet immer davon, dass es doch noch eine Hoffnung gibt, jedoch wirkt dies nicht wirklich überzeugend – der Mut und der Wille sind da, jedoch ist dem lyr.Du klar, dass es nur ganz wenig Chancen gibt, dass es eigentlich sehr unwahrscheinlich ist, dass die Verbindung noch länger hält – sprich…gespielter Mut, der von leeren Phrasen begleitet wird – nüchtern runtergebetet sollen eine Beziehung retten.
- großes Hemmnis grundlos letztlich Fjorde fordert –
Hier wird den beiden klar, dass die Liebe eigentlich stirbt dass es keinerlei Chancen gibt auf Versöhnung – dass man die Liebe wegwirft in tiefe unüberwindbare Schluchten – oder anders ausgedrückt…die Liebe ist kurz davor zerstört zu werden, endgültig beendet zu werden…ich denke aber ich muss hier vermutlich die Verwendung der Fjorde erklären – Hauptverbreitungsgebiet der Fjorde ist Norwegen, ein Land, mit dem man in erster Linie Kälte und niedrigere Temperaturen verbindet – sprich: die Liebe erfriert langsam und stürzt mehr oder weniger über diese Fjorde, diese von der Eiszeit geformten Schluchten – Eiszeit der Gefühle – die geforderten Fjorde.
Meines Glaubens Zweifel heizen schwarze Ernten,
Man könnte von einer Art seelischen Freitod sprechen – die Zweifel des lyrischen Ichs an den kahlen Phrasen aus V.6 treiben die erste Person in eine Art Gefühlsfreitod – sprich: die Liebe und Zuneigung wird einfach vergessen…verheizt und vernichtet wie man es mit einer Fehlernte machen würde. Man beginnt bereits mit der Verdrängung, der Verarbeitungen der Geschehnisse, die letztendlich alles zerstört haben
alsdann klare Wortwahl kindlich Flammen reinigt
Und jetzt kommt es zur Aussprache, man versucht zu retten, Freundschaft zu erhalten, welche durch klare und vorsichtige Wortwahl gesichert werden soll und dabei die Wunden und Sorgen die man sich gegenseitig immer wieder geschlagen hat, langsam heilen zu lassen – kindlich Flammen reinigt – Verliebtheit und Naivität wird erstmals durch absolute Klarheit abgelöst – die rosa Brille wird abgelegt und man trennt sich.
- Kaltmacht ohne frommen Wunsch auf Sicherung-
Die Gefühle erstarren, werden
Kalt gemacht – getötet – ohne einen Blick zurück zu werfen, ohne Erinnerungen zu sichern, denn diese sind eigentlich der Grund, warum alles in Brüche ging.
Ich hab es geschafft – hoffe ich konnte das Rätsel auflösen.
Lg Kamelot