Marie

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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leonie
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Beitragvon leonie » 28.07.2012, 13:58

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Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.07.2012, 22:48

Hi Sam,
Sam hat geschrieben:Bäte man mich aufgrund deines Gedichtes das Thema anzugehen, so änderte ich das Wort "Todesstrafe" in "Lebensstrafe", und würde von diesem Begriff aus versuchen, den Faden zu entrollen.

das finde ich einen sehr interessanten Ansatz.

Liebe Grüße und schön, dich zu lesen!
Gabi

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 29.07.2012, 22:50

Ja, der gefällt mir auch!

scarlett

Beitragvon scarlett » 29.07.2012, 22:51

jepp!

Gerda

Beitragvon Gerda » 29.07.2012, 22:55

Guter Ansatz vom Sam ... das musste noch raus, auch wenn ich auf dem Koffer sitze. :-)

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leonie
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Beitragvon leonie » 31.07.2012, 09:27

Lieber Sam,

ja, das ist interessant, Dein Ansatz. Trotzdem habe ich im Moment keine Idee zur Umsetzung. Hat jemand anders eine?

Es tut mir Leid, dass ich nciht mehr angemessen reagieren kann vor meinem Urlaub. Ich habe das Gefühl, ich müsste ganz neu ansetzten.

Danke trotzdem an Dich und an alle, die "mitgedacht" haben!

Liebe Grüße

leonie

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 31.07.2012, 09:33

leonie, solche Themen brauchen tatsächlich Zeit - zumal sie (ja leider) nicht so schnell veralten.

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 31.07.2012, 13:15

Liebe Leonie,

dass sich diese Diskussion entwickelt, finde ich bereits sehr anregend. Ob das nun ein Gedicht, mit dem ich als Gedicht etwas anfangen kann ist eine andere Sache.

Sam, ich freue mich auch, wieder etwas von dir zu lesen. Und deinen Ansatz "Lebensstrafe" könnte ich sofort ausrollen.

Ich erinnere mich noch an die Zeiten, als ich voll und ganz davon überzeugt war, meine (anscheinend vererbbare) Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte ´die ja als Grund zur "Entfernung" nicht gilt - keinem Kind zumuten zu wollen. Das hat sich dann geändert, aber stets wachte eine innere Stimme und ich war mehr als glücklich einen Sohn ohne Behinderungen zur Welt gebracht zu haben.

Eine sichtbare, hörbare, vernehmbare -eben- behindernde Behinderung ist immer ein Problem, was auch immer darüber an frommen Worten gesagt werden mag. Es ist eine Sache während des Gottesdienstes nett zu Behindernden zu sein und dann mit den Kumpeln in Urlaub zu fahren.

Für die Trisomie-behinderte, inzwischen über vierzig Jahre alte Tochter eines Cousins, war der Verzicht auf Sexualität ein wahres Drama. Sie konnte das, was sie liebte, begehrte, nicht bekommen. Nie. Dann gibt es Familien, Menschen, die ihre Behinderten (vor allem mit Trisomie) besonders "lieben". Ich frage mich oft, was hinter der oft erwähnten Liebe zu den behinderten Menschen steckt und bin da sehr misstrauisch. Der Wunsch danach, der Bessere, der Klügere, der Stärkere zu sein, scheint mir für viele solche Beziehungen ausschlaggebend. Man möchte im Paar als der Großzügigere dastehen.

Die Lebensstrafe des Behinderten besteht darin, dass ihm auf der einen Seite erklärt wird, dass jeder Mensch zählt und niemand ausgegrenzt werden darf, und er eben auch nicht ausgegrenzt wird. Das deckt sich jedoch nicht mit der realistischen Erfahrung, die der behinderte Mensch in Schulen, öffentlichen Transportmitteln etc. macht. Dort werden ihm Schimpf- und Spottworte zugerufen, dort sitzt er allein, dort läßt man ihn ... hängen.

Das ist eine Erfahrung wie jede andere auch, denn sie kann in gewissem Maße jeden treffen. Nur bei der angekündigten Behinderung weiß man es im Voraus.

Da stellt sich doch die Frage: will ich diese Lebensstrafe über mein Kind verhängen?

Tut mir leid, zum Gedicht selbst werde ich später noch etwas chreiben.
lG
Renée

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 31.07.2012, 14:14

Meine Tochter hat gerade ein Praktikum in einer Behindertenwohngruppe hinter sich, und was sie erzählt, deckt sich nicht genau mit dem, was Du schreibst, Renée.
Natürlich hast Du auch nicht ganz unrecht, schließlich sprechen wir von "Behinderungen", also etwas, das den Alltag/ dessen "Ausübung" - mehr oder weniger - behindert. Eine Freundin von mir hat ein Down-Kind, das gar nichts "kann" außer Laufen; es ist also wirklich schwerstbehindert. Aber genau das kann uns allen, die wir hier im Forum aktiv sind, schon morgen passieren, sei es durch einen Schlaganfall. In einem gesellschaftlichen Klima, das so etwas nicht innerhalb von "Normalität" akzeptieren will, sondern, im Gegenteil, sogar das Durchschnittliche als nicht genügend schön/ attraktiv brandmarkt (und zu allen möglichen Verschönerungsmaßnahmen schubsen will), kriege ich Gruselgefühle - denn so müssen wir nicht nur Hirnblutung etc. selbst fürchten, sondern die Tatsache, dass wir der Gesellschaft eine Last sein werden, die sie sich möglichst vom Leibe halten will. Heißt: Die Diagnosemethoden werden immer differenzierter ausfallen - war nicht letztlich im Gespräch, dass man Alzheimer lange vor Ausbruch erkennen kann, ohne aber ein Mittel dagegen zu haben? -, wir werden also immer weiter in unsere individuelle medizinische Zukunft blicken können. Und dann? Zahlen die Krankenkassen nicht, wenn man "trotzdem" ... (lebt)? Was "darf" sein, was nicht?
Ich habe vier Kinder bekommen, und zwar deutlich jenseits der immer wieder gern verbreiteten Altersgrenze. Das Thema vorgeburtliche Diagnostik war also über Jahre präsent für uns. Wir haben uns dagegen entschieden, in erster Linie weil wir nicht an den "perfekten Menschen" glauben (wollen!) und es im übrigen eine Menge Fehldiagnosen - so oder so - gibt (von denen man ja nicht unbedingt immer erfährt). Es gibt hier ein Gedicht von mir - viewtopic.php?f=43&t=11286 - das eine andere Seite zeigt, die m. E. oft vergessen wird. Ein gesundes Kind, das wegen einer Fruchtwasser-Untersuchung starb, kann ich auch noch "bieten", der Fall ereignete sich in meiner Bekanntschaft.

Bei o. g. Freundin hätte es eine Fehlgeburt werden sollen, aber der medizinische Fortschritt hat das verhindert: Sie musste monatelang liegen, es gab weitere Maßnahmen, das Baby zu halten.

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 31.07.2012, 19:55

du hast mich möglicherweise ganz falsch verstanden, Amanita. Ich selbst lebe sehr zufrieden mit mir und einer Behinderung, die minimal ist. Ich plädiere keineswegs für Selektion. Im Gegenteil. Nur mag ich nicht Dinge beschönigen. Meine Kindheit war extrem hart, meine Jugend fast härter. Erst im Alter scheinen sich Falten und Narben gnädig zu vermischen, nie war ich so frei und ohne Minderwertigkeitskomplexe. Ich lebe gern, denke aber, man sollte den Realitäten ins Auge schauen.

lg
Renate


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