Ein Schrei in der Nacht

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Louisa

Beitragvon Louisa » 22.04.2006, 14:09

Nachts, wenn so viele schweigend klagen
und die Blumen mit der Erde schlafen
sieht man in die Sterne.

Im Gedanken: -Idyllisch- und doch ferne.

Doch wenn dann einer plötzlich schreit
ruft man geschwind den Streifenwagen

Die Sirenen fauchend blau
ersticken bald das Schreien
kein Klagelied, Verzweiflungsmelodie
die jetzt leise in Tulpendüften liegt
wie eine bitt´re Quelle schnell versiegt.

Ruhig schlummern pflichtbewusste
ungestörte Seelen wieder ein...

Man denkt sich zusammen mit der Stille:
Vielleicht lag in diesem Weinen
nur ein lautes Fragen
nach einem Grund, nach einem Ort-

Bis die Stille plötzlich zu mir meint:

Du, wir werden alle einmal schreien.
Zuletzt geändert von Louisa am 25.04.2006, 10:23, insgesamt 7-mal geändert.

Iris

Beitragvon Iris » 22.04.2006, 18:01

nach Mitternacht? hoffentlich nicht.

Ich könnte mir liebe Louisa das ganze etwas verdichteter und gekürzt irgendwie besser vorstellen, es ist mir etwas zu langatmig, der Anfang zumindest. Du verstehst bestimmt, was ich meine. Die Idee finde ich gut, auch die Hinführung zur Schlußprognose oder -prophezeihung.

Doch wenn dann ... benörgele ich mal

wenn, wenn, wenn benörgele ich ebenfalls, auch wenn es bewußt so gesetzt ist.

Den Schluß finde ich am besten. Da kann ich gar nicht meckern.

Ich hoffe, Du kannst etwas mit meiner Kritik anfangen

LG Iris

Julek

Beitragvon Julek » 23.04.2006, 21:33

Hier holen sie keine Streifenwagen, aber es kümmert auch so niemanden, wenn da einer schreit -

Das Thema deines Gedichts spricht mich direkt an, mein Fenster geht hinaus auf einen riesigen Hof, da geht's manchmal nach 12 auch noch ziemlich laut zu, und nicht immer lustig.

Ich wünsche einen ruhigen Abend

Julek

rockandrollhexe

Beitragvon rockandrollhexe » 24.04.2006, 07:37

Das kommt mir sehr bekannt vor, denn in meiner Gegend ist soetwas an der Tages(Nacht)ordnung.

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 24.04.2006, 10:56

Liebe Louisa,

das Thema finde ich spannend. Doch mir gehts wie Iris: Ich meine auch, es müsste sprachlich gestrafft und verdichtet werden.
Einige Ideen:

Sagt man nicht "in Gedanken"?

Die Wenn-dann, wenn, wenn- Sätze in Aussagen umwandeln

Für mich könnte der kursive Satz in der dritten Strophe wegfallen, die Information, dass jemand den Streifenwagen holt, reicht für mich aus.

Das "Gespräch" mit der Stille am Schluss ist eine interessante Idee.
Auf mich würde der Schluss aber auch stark wirken, wenn die beiden letzten Verse wegfielen.

Vielleicht kannst Du was damit anfangen.

Liebe Grüße

leonie

hwg

Beitragvon hwg » 24.04.2006, 11:09

Hallo Louisa!

Zu allererst: Ich an Deiner Stelle würde an diesem überaus gelungenen Gedicht k e i n e e i n z i g e Zeile ändern! Die "fauchend blauen Sirenen" bilden einen guten Kontrast zum "in die Sterne schauen". Die grundsätzliche Aussage des Gedichts, so wie ich sie verstehe, besitzt Allgemeingültigkeit. Der poetische "Touch" macht die Verse zusätzlich lesenswert!

Lieben Gruß! §blumen§

Louisa

Beitragvon Louisa » 25.04.2006, 10:07

Hallo liebe Leserinnen und Leser!

Eigentlich habe ich mich bei diesem Gedicht schon wieder in meine selbstkritische Höhle zurückgezogen, weil mir die Sprache selbst nicht ganz zusagt.

Da die Aussage aber anscheinend doch einen gewissen Reiz in sich trägt, werde ich jetzt versuchen es zu überarbeiten (auch wenn hwg es so stehen lassen möchte).

Und: Das ist wirklich passiert. In letzter Zeit treffe ich generell auf so viele Menschen, die vollkommen verzweifelt sind ("...Es ist ein Weinen in der Welt...") und ich dachte man sollte diese eine Unbekannte nicht einfach vergessen, vielleicht liest sie das hier ja (sehr unrealistisch)...

Außerdem regt mich dieses Kleinbürger-Dorfbezirk-Leben in meinem Umfeld schon geraume Zeit auf O:).

Vielen Dank und leise Grüße, Louisa

PS: Die Frau weinte und schrie irgendwann: "Matthias, wo bist du?"-Das hört sich für manche Ohren vielleicht albern an, mich hat es aber berührt.

steyk

Beitragvon steyk » 25.04.2006, 11:24

Hallo Louisa,
wie bei allen Texten liest ihn der eine Leser so und der andere so. Es ist wie mit dem Geschmack. Wäre die Welt nicht langweilig und die Diskussion tot, wenn wir sie alle mit gleichem Blick sehen würden? Ich finde deinen Text aussagekräftig, wenn auch stilistisch kleine Änderungen nötig wären - aber das solltest du selbst entscheiden.
Gruß steyk


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 71 Gäste