ich bin verliebt in jedes deiner worte

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Elsa
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Beitragvon Elsa » 01.05.2010, 10:19

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ich bin verliebt
in jedes deiner worte


trink deine verse
traumverlorn
bade ich darin

wenn der maimond
langsam hochsteigt
hüll ich dich ein
in warmes abendrot

.
Schreiben ist atmen

Niko

Beitragvon Niko » 01.05.2010, 10:58

hallo elsa!
der titel des gedichtes erzählt mir persönlich schon zuviel, ist mir zu konkret und nimmt zuviel vom folgenden text vorweg. das finde ich schade. mit der ersten strofe erreichst du mich nicht. "trinke deine verse", "traumverlorEn (e- fehlt) und "bade ich darin" sind mir zu platt und schon viel zu oft bedient in der schreiberei.
der eindruck wäre vielleicht milder, gäbe es die zweite strofe nicht. denn die ist sehr lyrisch für mich. das einzige, was mir hier auffiel war: "langsam hochsteigt" das "hoch" empfinde ich hier als zuviel. aus zweierlei gründen: erstens sträubt es sich etwas gegen den ansonsten sehr schönen sprachrhythmus, zum zweiten ist es doppelt gemoppelt (mir fällt der fachausdruck grad nicht ein). steigen ist immer mit hoch verbunden. aber die zweite strofe ist wunderschön. ich würd die erste strofe nochmal komplett überarbeiten. die die lyrische schere zwischen den beiden strofen finde ich zu groß.
aber trotz der "mäkeleien": das gedicht lesen ist alleine der zweiten strofe wegen schon mit genuss verbunden!

liebe grüße und einen schönen 01. mai: Niko

Max

Beitragvon Max » 02.05.2010, 12:38

Liebe Elsa,

wäre das Gedicht für mich würde ich es vermutlich mögen - man mag es ja immer ein wenig gebauchpinselt zu werden ;-).

Als Außenstehender habe ich ein paar Einwände.
Anders als Niko kann ich mir die Überschrift als solche vorstellen. Es gibt Gedicht von Kunze, in denen beinahe alles in der Überschrift steht und es ist manchmal eine interessante Umkehr der Gewichte.
Schön finde ich auch

trink deine verse


Schwieriger ist
traumverlorn


das ist mir mit oder ohne "e" zu schematisch. Ich habe es vermutlich zu oft gehört, in immer etwas anderen Kontexten, und so hat es seine Genauigkeit eingebüßt.

Mit dem "hochsteigt" geht es mir ähnlich wie mit Niko - das "hoch" ist mir zu viel ... es erinnert mich zu sehr an die kalte Wut, die in einem hochsteigt. Die letzten beiden Zeilen sind natürlich schön, aich wenn sie die Frage aufwerfen, was denn das lyr. Ich eigentlich ist (in Abedrot hüllen kann doch wohl nur die Sonne).

Wie gesagt: Wenn es fü mich wär ... ;-)

Liebe Grüße
Max

Quoth
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Beitragvon Quoth » 02.05.2010, 12:56

Hallo, Elsa,
merkwürdig, dass Ihr Lyriker das "Du" so liebt ... Es hat den von Max dargestellten Effekt: Als eigentlich nicht angesprochener Leser versetzt man sich einmal in die Rolle des Angesprochenen, dann wieder registriert man, dass man hier (indiskreterweise) in eine zärtliche Beziehung hineinschaut. Schreibe ich den Text versuchsweise um in "Ich bin verliebt in jedes seiner Worte" und ersetze die zweite Person immer durch die dritte, wird was völlig anderes daraus: Er gewinnt für mein Gefühl an Effektivität - denn der Leser ist nicht zwischen den zwei Rollen des Angesprochenen und des indiskreten Betrachters hin und hergerissen, sondern bekommt eine klare Mitteilung über die Beziehung des lyrischen Ich zu einem Dritten.
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 02.05.2010, 17:32

Hallo Elsa,

was Quoth bezüglich des "Du" schreibt, finde ich interessant, bei mir tritt der Effekt nicht ein. Ich scheine eine Lyrikerin zu sein. .-) Ich fühle mich nicht angesprochen, von daher schwanke ich auch nicht. Wenn es in der dritten Person stünde, würde sich für mich die Beziehung zwischen LIch und LDu, bzw. hier zu Beginn seinen Versen, wesentlich distanzierter zeigen. Das innere Gespräch, denn ich lese es nicht als etwas "ausgesprochenes", würde verloren gehen und es müsste auf einer ganz anderen Ebene betrachtet werden, die Stimmung, der Klang würde sich ändern. Auch hätte ich dann eher das Gefühl, dass sich das Gedicht von seiner Haltung her an den Leser, oder LIch an einen Zuhörer wendet, ihm erzählt, etwas nach außen gekehrt wird, was Quoth ja auch schreibt.
Quoth hat geschrieben:bekommt eine klare Mitteilung über die Beziehung des lyrischen Ich zu einem Dritten.
Das passt hier für mich jedoch überhaupt nicht.
Wenn, müsste es für mich auch aus der Ich-Perspektive herausgelöst werden, also "sie ist verliebt in jedes seiner worte", aber auch das wäre für mich hier weit weniger wirkungsvoll und stimmig.

Ich habe beim Titel eher überlegt, ob du nicht die Zeilen/Verse dort mithineinnehmen müsstest. Denn die Behauptung in jedes Wort des anderen verliebt zu sein, lässt es für mich schon wieder kippen, dass ich die Lüge darin sehe. Es geht doch um seine Zeilen/ Verse, also das Niedergeschriebene?

Ich würde den Titel auch in eine Zeile stellen. Durch den Umbruch erscheint die zweite Zeile fast wie eine Zurücknahme. Also "ich bin verliebt", was erst einmal in Aussicht stellt, dass es um eine Person geht, dann folgt aber der Nachsatz, den ich dann eher lese wie, "nicht in dich, nur in deine Worte". Und ich vermute mit dieser Betonung war es nicht gedacht?

Bezüglich des traumverlorn geht es mir auch so, dass ich das hier nicht neu, Elsaisch gefasst sehe, und dass es mir so ein wenig "leer" vorkommt. Mit der ersten Strophe habe ich aber auch die Schwierigkeit, dass ich die Verknüpfung zwischen Badewasser und trinken irgendwie unangenehm finde, aber vielleicht geht das nur mir so. :eek:

Was eine schöne Spannung für mich hineinträgt, ist die Beziehung zwischen Titel und zweiter Strophe. Wie aus dem Verliebtsein in die Worte, dann eine Umhüllung der Person wird. Wie sich die Verliebte am Ende als Sonne sieht und nicht als kleines aufschauendes Hascherl. .-)

Für mich wäre es in diese Richtung sehr rund und maimondig. :-)

ich bin verliebt in jede deiner zeilen

und wenn der maimond
langsam steigt
hüll ich dich ein
in warmes abendrot


Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 02.05.2010, 19:50

Liebe Elsa,

da die erste Zeile auch als Aufforderung gemeint sein könnte:

trink deine (eigenen) verse!

kippte für mich die Stimmung ins ungewollt komische.

Der Maimond hat in diesem Jahr wunderschön ausgesehen. Insgesamt würde ich eher noch mehr Naturmetaphern zur Umschreibung des Gefühls verwenden. Dieser schlagertextartige Titel ist mir persönlich einfach zu kitschig. Aber wir hatten darüber ja schon gesprochen - bei Liebeslyrik empfindet das jeder anders.

Dir einen schönen Mai und liebe Grüße

fenestra

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 03.05.2010, 10:10

Liebe SalonerInnen,

ich danke euch sehr für eure EInschätzung, die mir in Summe zeigt, dass an der Str. 1 einiges schief ist, ich werde mich dransetzen! Ich antworte für den Moment nur in "Bausch und Bogen", weil ich ein paar Zeitprobleme habe und entschuldige mich dafür.

Liebe Grüße
ELsa
Schreiben ist atmen


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