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Esskultur

Verfasst: 19.04.2006, 17:45
von Tobi
Ein Herr, mit Namen Tim van Haalen,
erforschte weltweit Esskultur.
So kam er zu den Kannibalen
und spürte, wie man dort verfuhr:

Die brachten gleich den Hordenkessel,
entzündeten ein Feuerchen,
befüllten seinen „letzten Sessel“.
Tim macht’ ein großes Bäuerchen.

Dann überkam ihn kaltes Grausen,
als sie ihn banden, vierzehn Mann.
Und in des Grauens kurzen Pausen
ging ihn des Frackes Sausen an.

Nun kam es, wie es kommen musste,
- das Wasser war inzwischen heiß -
allmählich fehlte ihm die Puste
und er verbrannte sich den Steiß.

Tim konnte so in seinem Leben,
das kurz und letztlich auch riskant,
sein Wissen nicht mehr weitergeben,
an jemanden mit mehr Verstand.

Tobi :grin:

Verfasst: 19.04.2006, 22:42
von Jürgen
Hi Tobi

Bei dem musste ich schmunzeln.

MfG

Jürgen

Verfasst: 19.04.2006, 23:44
von Herby
Von den Kelten zu den Kannibalen ( oder umgekehrt ? ) ... ;-) Dieser Text ist ja nun - um im Bilde zu bleiben - leichter verdaulich als der andere. Habe ihn auch, wie Jürgen, mit Schmunzeln gelesen, und diesmal bis zum Schluss.

Eine Frage nur: hat dieser bedauernswerte Herr von Haalen denn noch gespeist, bevor er selber verspeist wurde? Ich frage wegen des Bäuerchens. Oder ging's hier um den Reim?

Aber gerne gelesen! O:)

LG Herby

Verfasst: 20.04.2006, 11:23
von Tobi
Hallo Herby,

danke für Deine Offenheit!

Das "Bäuerchen" sollte verharmlosend zum Ausdruck bringen, dass der Gute, entschuldige den Ausdruch, einfach "kotzen" musste.

Aber ich merke schon auch, dass ich gelegentlich bestimmte Worte einsetze, damit es sich eben reimt.

Vielleicht komme ich ja noch einmal von diesem "Reimzwang" weg.

Dir eine gute Restwoche
und sei lieb gegrüßt

Tobi :grin:

Verfasst: 21.04.2006, 14:53
von woitek
Hallo Tobi,

auch ich fand deinen Text sehr lustig...ja sogar inspirierend. :mrgreen:

Ein alter Stamm von Kannibalen
war abgemagert, ausgedürrt,
in leeren Artefaktregalen
nur alter Knochenschmuck noch klirrt.

Doch welch ein Glück ein Europäer,
genauer, aus den Niederlanden,
der lief genau in einen Speer,
er hatte wohl was missverstanden.

Das Fest war groß, die Mahlzeit lecker,
die Menschenfresser alle satt,
die Reste uns'res groß Entdecker,
der Häuptling um den Hals häng'n hat.

Sehr gern gelesen
LG Woitek

Verfasst: 24.04.2006, 15:32
von MarleneGeselle
Hallo Tobi,

mit Grinsen gelesen, einfach zu gut. :mrgreen:

Bleibt für die wissbegierige Hobbyköchin nur die Frage: "Wie würzt man Niederländer?"

Liebe Grüße
Marlene

Verfasst: 26.04.2006, 16:09
von hwg
Grüße Dich Tobi!
Mir gefällt Dein Gedicht sehr gut.

Das "Bäuerchen" macht mich etwas nachdenklich. Bei uns bezeichnet man, wenn ich es als kinderloser Junggeselle richtig interpretiere, damit den Schluckauf eines Kleinkindes, welcher durch sanftes Klopfen auf den Bauch besänftigt wird. Möglicherweise liege ich aber mit dieser "Erklärung" voll daneben.
Vielleicht klärt uns eine kompetente Leserin oder Autorin, weil Mutter,
diesbezüglich auf? :???:

Verfasst: 26.04.2006, 19:29
von Lisa
Hallo Tobi,

:mrgreen: vorallem das Ende ist schön!


Wie wäre es an dieser Stelle für den Satzbau statt:

Und in des Grauens kurzen Pausen
ging ihn des Frackes Sausen an.


zu sagen:

fing ihm der Frack zu sausen an


Liebe Grüße,
Lisa

Verfasst: 26.04.2006, 19:45
von Herby
Liebe Lisa,

hier muss ich dir heftig widersprechen! :sad: Gerade diesen Genitiv finde ich im Kontext herrlich! Ich muss aber gestehen, dass ich für diesen Kasus eine Schwäche habe und gegen sein Aussterben ankämpfe, wo ich kann. ;-)

Tobi, bitte nicht ändern!

LG Herby

Verfasst: 26.04.2006, 20:33
von Lisa
Da ich den Genitiv auch liebe (nur nicht an dieser Stelle :-$ ), gebe ich nach :!: :grin:

Verfasst: 26.04.2006, 20:40
von Tobi
Liebe Lisa, lieber Herby,
danke für Eure Mühe mit meinen Texten!
Sicherlich habt Ihr beide recht, denn man kann es auch so schreiben,
wie Lisa es vorgeschlagen hat. Beides gefällt mir gut.

Nochmals danke und Euch eine gute Zeit bis demnächst!

Tobi :smile: