wenn ich still bin

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 31.03.2010, 07:59





barfuß sitze ich am tisch, rühre salz in den tee
von den haaren tropft es auf die fliesen
die sonne scheint

ich schaue mich um, betrachte die wände, die straße, meine hände
halten die welt flach, wenn ich still bin
bleibt es still

aber das meer ~ wie es zieht und wie ich bleibe
heute früh war mein erster gedanke: du
wärst eine welle







[align=right]aus dem lyrischen Dialog[/align]
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Herby

Beitragvon Herby » 31.03.2010, 19:48

Liebe Flora,

wollte nur schnell loswerden, dass ich diesen Text in der Tiefe seiner Bilder wirklich fein finde. Gut, dass du ihn auch hier eingesetzt hast, denn im lyr. Dialog habe ich ihn wohl übersehen.

Herzlich
Herby

Rosebud

Beitragvon Rosebud » 31.03.2010, 20:21

.
Zuletzt geändert von Rosebud am 26.06.2015, 17:47, insgesamt 1-mal geändert.

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leonie
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Beitragvon leonie » 31.03.2010, 21:01

Liebe Flora,

ich sehe einen Morgen am Meer, sehr früh im Sommer. Das lyrIch war schon schwimmen, die Haare tropfen und es rührt Salz in den Tee. Für mich kann Salz da eine Metapher für vieles sein.

Ich finde, Du beschreibst das mit der Stille sehr schön. Weil man doch oft selbst der Auslöser einer Unruhe ist. Durch Aufstehen, sich bewegen, Laute produzieren, etc. In diesem Fall sehe ich das lyrIch als eine Art Stilleben vor mir. Es hält die Stille, die um es herum ist, mit ein.

Der letzte Abschnitt: eine Liebeserklärung, das Du und seine Entsprechung zum Meer in der Bedeutung für das lyrIch. Insofern eine Liebeserklärung nicht nur an das Du, sondern auch an das Meer.

Das hat mir schon im lyrDialog gefallen und tut es hier immer noch!

Liebe Grüße

leonie

Max

Beitragvon Max » 31.03.2010, 21:34

Liebe Flora,

da war ich wohl länger nicht mehr im Diallog. Das Gedichht finde ich ganz super gelungen. Welche Ebenen sich hineinlesen lassen, haben ja schon die anderen beschrieben. Was mir sehr grefällt ist, dass sie zusammenspielen, sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern sich gegenseitig versträrken, so dass ein ein feines, aber festes Ganzes entsteht.

Sehr gerne gelesen
Max

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 01.04.2010, 14:28

Hallo Ihr,
oh, das freut mich. Dank euch für die schönen Rückmeldungen. :-)
(Ich habe es auch noch aus einem anderen Grund eingestellt, gleichzeitig mit "das Beispiel", weil ich mir über etwas bezüglich meines Schreibens klar werden möchte, oder zumindest etwas besser verstehen .-) daher ist mir das besonders wertvoll und aufzeigend.)

Rosebud, deinen Kommentar fand ich spannend, vor allem mit der Schlussfolgerung, die sich aus diesem Gedanken ergibt.
das LI aber "bleib(t)", also dem "zieh(en)" widerstrebt, dann ist sie womöglich gar nicht verliebt.
Das ist ein Punkt, an dem ich sicher anders lesen würde, weil ich denke, dass Verliebtsein sich in Vielem zeigen kann, etwas ganz Individuelles ist und ein Teil des Lebens. Der Rückschluss erscheint mir also nicht zwingend, allerdings funktioniert deine Interpretation für mich auch ohne diese Feststellung.

Aber ich möchte gar nicht viel dazu sagen, wie ich es mir dachte, da ich eure Leseweisen in sich schlüssig finde und da auch vieles für mich entdecken und gut nachvollziehen kann. Das freut mich, dass das Gedicht das für euch schafft.

Liebe Grüße
Flora
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