@ Stefan,
nun, einiges hatte ich doch falsch verstanden...
jondoy hat geschrieben:Es ist mir aufgefallen, dass die erste Zeile den Titel wiedergibt, aber auf die Idee, dass dieser Kunstgriff ausdrücken soll, dass das Gedicht eigentlich keinen Titel hat, bin ich nicht gekommen.

ja, vielleicht hätt ich einfach "ohne Titel" schreiben sollen, oder
Reihentitel, Teil LXLVI...
Das Wort „Pfauengarten“ hab ich bisher noch nie in den Mund genommen. Ist in meinem Sprachschatz nicht vorhanden.
Wenn der Begriff sprichwörtlich zu verstehen ist, also wo ist hier das große Auge (...nmerk) in dem Gedicht, hm..
Ok, ich hätte auf das, was offenbar nicht umsonst im Pfauengarten steht, mehr eingehen sollen, wollte es aber ganz bewusst nicht,
Tja, is halt doch Liebeslyrik, ne? Deswegen der Pfauengarten...
mir erschien dieser „Dir“ als ein langjähriger Bewohner dieser Stadt...dieses Planeten namens Beirut...
Das ist eine interessante Sichtweise, die ich so auch nicht ausschließen möchte, auch wenn es sich von mir persönlich her anders verhält.
Ich versteh (noch) nicht, warum Beirut hier in diesem...Gedicht..so wenig eine Rolle spielt; wenn die Stadt tatsächlich nur der Rahmen ist, dann ist die Örtlichkeit auch austauschbar, dass beisst sich für mich jedoch
ganz gewaltig mit den letzten beiden Zeilen des Gedichts...
Inwiefern?
Nun, Beirut weckt sicher bei jedem gewisse Assoziationen. Und diese Vorstellungen können/sollen dann ja auch in eine Interpretation leserseitens mit einfließen.
In der Reihe stellt Beirut eine bestimmte Episode in der Geschichte von LI und LD dar. Ich weiß nicht, inwieweit das etwa durch vorhergehende Teile verdeutlicht wird. ich weiß auch nicht, ob es "von der Reihe her" Beirut sein muss. Fest steht aber, dass, als ich diesen Teil schrieb, für mich nur Beirut in Frage kam. Das kann ich jetzt schwer erklären...mh, ja, also, in einer anderen Stimmung wäre Beirut sicher austauschbar gewesen, denke ich, mit Amman, oder Marrakesch etwa.
Vielleicht dient Beirut hier irgendwie als "Klischee" einer Stadt im Orient, die aber noch nicht so weit weg vom "Westen" ist wie Mosul, oder Maskat oder Sanaa.
Mir kam auch gerade in den Sinn (es ist schon ein Bisschen her, dass ich das Gedicht schrieb), dass mir vorrangig eigentlich der Duft der Zedern, und deren Farben schwirrten. Wenn ich an Zedern denke, dann wird es bei mir meistens, sollte ich eine Stadt erwähnen, Beirut oder Halab.
Wie ich aber sehe, ziehst du die Verbindung eng zwischen Beirut, Terror, Panischem und dreißig Jahren. Von daher kann ich deine Frage nach der Bedeutung Beiruts im Gedicht schon verstehen.
Es ist eben, dass Terror und Panisches in keiner Weise zeitgeschichtlich zu verstehen sind. Es ist hier arg metaphorisch und deswegen wohl auch etwas schwer zu durchdringen. Beide Begriffe sind hier Gefühlsbegriffe von LI und LD.
Vergabst nichts
Von diesem
TerrorAch,
dass es dich verwirrte…
Dass
zwischen uns fast dreißig Jahre
GelebtesOder Panisches, ich weiß
wenn ich deine Ausführungen verstehe, soll doch zumindest auch das Lyrische `sie` der Auslöser sein, für diesen lyrischen Radschlag,
lyrischer Ratschlag???
Und was für ein lyrisches "sie"??? Ist das jetzt Plural oder Singular femininum???
ich empfind beirut hier nicht nur nicht nur kulisse, erzähl dir schnell in kurzform, welcher film bei diesem Gedicht (jetzt) vor mir abläuft...
....knister, knister....
(Abendstimmung...Er, Arm in Arm (mit ihr) unter den Naturklischees (-symbolen) des Libanon flanierend...)
....Die Stadt schien ihm ernster als vor noch einem Jahr

ich finde deine Interpretation immer spannender. So hab ich mein Gedicht gar nicht gelesen, oder verstanden. Eigentlich scheint es mit dem Bekenntnis (des Verwirrtseins) und dem Vorhaben (des Gehens in ein Verlassensein) ernster...
(Sie (Worte in Gedankenblubber)
Vor einem (danke für den Hinweis!) Jahr sprach er an gleicher Stelle nicht nur von Abschied,
er nahm auch mit, was an Zärtlichkeit (zwischen uns beiden) gewesen,
und ging in ein (inneres oder äußeres) Exil (Verlassensein)
Klappe,
....ein Jahr später...
Irgendwas, während er mit ihr flaniert, erwägt er nun doch noch..(....die richtung überlassen wir mal ganz der fantasphie),
Hier verstehen wir die zeitliche Dimensionalität wohl unerschiedlich, denn eigentlich wird von den Geschehnissen vor einen Jahr doch nichts gesagt. Die Situation ist jetzt, aber man hat sich wohl länger nicht gesehen...
Ja, hier entsteht wohl eine Mehrdeutigkeit:
Dir schien es ernster
Als vor einem Jahr
Unter warmen Abendzedern
Dass du mit Abschied
In der Stimme
Sprachst…Es ist ja eigentlich
sodass
Das mit dem Exil hab ich jetzt verstanden, ja, und mit einem inneren Exil kann ich mich anfreunden, auch wenn die Situation, wenn ich mir jetzt die Reihe selbst bedenke (hier hab ich einen Vorteil, sorry

), nicht so krass ist, dass man von Exil sprechen könnte...
...was dann kommt, ist ein surrealer bildeinwurf - für mich....ein stück poesie...
Ja, von den Städten, und Gedanken
Von Dichtbarem
Von Atembarem
Ja, von mir
(....so was darf nicht näher erklärt werden, sonst ist die Wirkung der Lyrik am `A....`)
Ich habs gern surreal...
(diese 30 Jahre Altersunterschied - ich stell ihn mir 30 jahre Älter als sie vor, ne Art Humphry Burgart-Typ,
dieses Gelebtes, was sich vielleicht auch in seinem Gesicht wiederspiegelt..und ihn meiner Meinung nach geprägt haben MUSS und nach meiner Vorstellung (mit)verantwortlich ist für das, was in dem Moment so summte - ich traue ihm einfach keine flache `Bienenromantik` zu - hat er für mich 30 Jahre in DER Stadt verbracht, in der die Milizen auszogen, um das Fürchten zu lernen..)
Humphrey Bogart

ach, naja, warum nicht, aber mindestens 10-20 cm größer, bitte, sonst wird das Bild lächerlich, irgendwie...
Das ist für mich ein ganz neuer Aspekt am LD, aber nicht minder fantastisch, nur deutlich "politischer" als es sich für mich darstellt. Für mich als Autorin bedeutet Beirut überhaupt nicht so sehr Krieg und Terror und Angst und Schrecken und unruhige Geschichte. Vielleicht ist es bizarr und schwer nachvollziehbar, aber für mich birgt Beirut ebenso viel Romantik wie Paris.
Die Stimmung, die ein summendes Beirut und die abendlichen Zedern bewirken könnten, versuch ich mir vorzustellen....
aber nichts im text steht drin, was das für den Leser plastisch erlesbar werden lässt,
dazu ist das gedicht vom Aufbau her zu introvertiert...
Gut, dass du sagst, das Gedicht sei vom Aufbau her introvertiert. Ist es auch, wie überhaupt die gesamte Reihe, zu der das Gedicht gehört.
Hätte ich "es war einmal in Beirut" schreiben sollen? Das Summen deutet für mich eine gewissen Zartheit an. Es ist kein Brummen, kein Geknatter, kein Donnern, kein Tosen...noch nicht einmal ein Rauschen der Abendzedern, wie man es sich vielleicht auch vorstellen könnte. Wir, LD und LI, waren in Beirut, wie vor einem Jahr. War es Zufall? Ist wird ja auch nicht ganz klar, wie die Beziehung der beiden eigentlich ist. Ich denke, auch in 100 Teilen hab ich das noch nicht eindeutig beschrieben, eben weil es gar nicht eindeutig ist, so viel kann ich sagen. Die Beziehung an sich, ist eben seltsam, zwischen LD und LI, ja wundersam und manchmal wie abgeschlossen von der Welt, denke ich. Aber das führt jetzt zu weit.
.....damit wollte ich natürlich ein wenig provozieren, um eine gegenreaktion zu bekommen,
so daneben bin ich damit gar nicht gelegen...
versteh ich immer noch nicht. Was soll ich sagen, ist Terror hier für dich so vordergründig? Oder ist einfach das Wort zu belegt für dich, als dass es etwas anderes bedueten könnte. Ich meine, eigentlich heißt Terror doch "Schrecken", was vielleicht schon weitaus weniger politisch klingt.
....ich hatte nicht die dreißig Jahre (Altersunterschied) als Grund für das Summen in Verdacht, sondern die dreißig Jahre Lebenserfahrung IN DIESER STADT.
Also, dass hier überhaupt irgendetwas in dem Gedicht ein Summen Beiruts verursacht hat, darüber bin ich mir im Unklaren. Ist das Summen Beiruts und die Situation zwischen LI und LD nicht eigentlich unabhängig? Gut, man könnte sicher sagen, dass das Zusammentreffen zwischen LI und LD das Summen ist. Damit könnte ich persönlich konform gehen. Aber auch deine Sichtweise...sie fügt sich natürlich insgesamt in deiner Interpretation ein.
Jetzt erschließt sich mir die Intension des Gedichts (nach dem Winken mit dem Zaunpfahl `Pfauengarten`) und diversen diskreteren Hinweisen darauf schon besser. Einen Vorschlag will ich dir machen:
Such dir einen Titel für das Gedicht aus.
Titel: An den Wachsamen CXVI
Ich frag ich mich noch, wie summt es in der Stadt heute (in der Zeit, in der das Gedicht spielt (in der `Jetztzeit?),
wie hab ich mir das vorzustellen...meinst du damit die Lebensfreude in der Stadt und in ihren Bewohnern?
Wieso? Das Gedicht ist doch im Präteritum geschrieben. Das "Jetzt" schimmert immer mal wieder in anderen Teilen durch...sowieso ist Beirut nicht Zentrum der Beziehung zwischen LI und LD. Es spielen innerhalb der Reihe verschiedene Orte eine Rolle. Nicht immer sind alle namentlich genannt, wie hier. Beirut ist ein Teilaspekt der LI-LD-Emotion.
Ein wenig setzt sich die Idee dieses Teils auch im folgenden fort. Ich denke, ich hab beide sehr zeitnah geschrieben, in ähnlicher Stimmung, deswegen
Sprache dieses Abends
Rettend
Vor unsrer Einsamkeit
Vor all den verschwendeten Blicken
Und wenn wir in die Bäume lachten
Aus Scheu vor der Welt
Dem, was ungesprochen
Fluch ich nicht
Umarmst du mich nur so
Nur so…
Wie Juliklänge das Geschilf
Und als wäre ich
Viel reicher als das
Meine Angst?
Dass deine Nähe ungeheuerlich
Ich könnt bezwingbarer
Als vor einem Jahr
Herzlichst
Zafar
