Beitragvon Klara » 28.05.2010, 13:57
Hallo Louisa,
der Text ist hübsch, ohne mich vom Hocker zu reißen. Er wirkt verspielt, aber weniger "tief" als viele andere Texte von dir.
Mit dem Video habe ich ein Problem, bin mir noch nicht sicher, ob das einfach mein Problem (bzw. "Geschmackssache" ist) oder "berechtigt".
Was ist also dies (mein?) Problem? Ich versuch mal...
Ich empfinde mich selbst beim Schauen als Voyeur, nee, nicht als Voyeur, es kommt eher in die Nähe von Fremdschämen, und ich kann auch nicht davon absehen, dass da eine sehr junge Frau vermutlich nackt badet, während ein dem Anschein nach sehr viel älterer (bekleideter, im Doppelsinn angezogener) Mann um sie herumhampelt und in irgendeiner Beziehung steht, die unklar ist ... Es ist auf gewisse Art "unterhaltsam", kommt mir jedoch, pardon, aus mir selbst unerfindlichen Gründen zu privat vor. Und die Frau, die Autorin, du, Louisa, erscheinst mir darin unangemessen ausgestellt, auch wenn du das selber offenbar so willst - in der Wirkung kommt es mir nicht richtig und auch für den Text, für dessen Vorlesen und Wahrnehmung gar nicht nötig vor, ist vielleicht eher kontraproduktiv, lenkt ab. Also: vom Text, letztlich: von dir. (Das Aloxo-Dingsbmus-Problem?) Gut, ich schränke mich jetzt mal selbst kritisch ein: Ich stehe nicht allzusehr auf all diese Videoclips. Ich finde, oft nimmt es mehr als es gibt. Ich fühle mich in einer Bilder- und Video-Überschwemmung in ständiger Ertrink-Gefahr. Ich klicke das meistens gar nicht erst an, weiß aber, dass ich mich nicht dagegen wehren kann, dass die allgemeine Wahrnehmung Clip-(Bewegtbild) fixiert ist. Also auch: immer mehr die Wahrnehmung von Texten. Die für sich allein nicht mehr stehen zu können meinen, denn das Clippen geht ja weit über dokumentarische Trockenheit hinaus.
Deinen Clip habe ich aber nun angeklickt, und merke: Ich schaue sozusagen, verzeih bitte, mütterlich, irgendwie, obwohl das sicherlich das letzte ist, was von dir gewünscht wäre, schon gar von einer fast Fremden, und habe das dringende Bedürfnis, dich vor dem eigenen Exhibitionismus zu schützen, weil er dich - ausstellt. Wenn das Kunst ist, ist es halt KUnst, aber sie erzeugt mir ein Unbehagen, das nichts mit einer textlichen oder künstlerischen Provokation zu tun hat, sondern mit Grenzen von Menschen und Selbst-Ausstellung. Ich stelle mir vor, dass eine meiner Töchter, sollte eine ähnlich große lyrische Begabung vorhanden sein, ihre Lyrik im Internet mit sich selbst nackig macht. Und würde versuchen, sie davon abzuhalten - um der Lyrik willen und um der Tochter willen.
Ich fürchte, ich bin hoffnungslos altmodisch.
(Oweh. Ich hab eine Weile überlegt, ob ich das schreiben soll, weil es wahrscheinlich missverständlich rüberkommt, fühle mich aber irgendwie - verpflichtet.)
Herzlich
klara
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Klara am 28.05.2010, 16:08, insgesamt 1-mal geändert.