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Wenn man versucht mit den Fliegen zu tanzen

Verfasst: 05.01.2010, 11:36
von Xanthippe
Wenn man versucht mit den Fliegen zu tanzen
Sagt sie (sage ich)
Wird man so langsam
Als sei das Leben aus Luft
(baufällig traumlose Luft)

Die Möbel und das Auto bezahlt
Aber das Leben bleibt geliehen
Ich weiß nicht mehr wo wir uns befinden
(wie geht suchen?)
Und wie wir sie fürchten
Die Zeit

Die ohne uns vorbeiläuft
Ohne Genehmigung
(und doch nicht einfach)
Vergeht
(was ist vergehen?)
Die Heuwagen und auf den
Heuballen die Kinder
War das gestern
Oder nie erlebt

Ich bin ein Hauch
(das eitle Haschen nach Wind)
Ich bin ein Wirrsal
Ich bin voller Linien
Und unerträglich leicht
(wie der Sinn)

Verfasst: 05.01.2010, 12:52
von noel
*wow
das haut mich schlichtweg um
*grtroffenversenkt

ich habe den text versucht OHNE klammern zu lesen
& dann nur die klammern
ohne ohrt er auch
aber das sie & ich
also die zweistimmigkeit
gibt dem text noch mehr melancholie

Verfasst: 05.01.2010, 16:13
von leonie
Liebe Xanthi,

schön von Dir zu lesen! Und dann so einen Text. Ich finde ihn beneidenswert gut! Vor allem die Schlussstrophe! (Die Du wunderbar vorbereitet hast!). Ganz, ganz toll!

Liebe Grüße

leonie

Verfasst: 05.01.2010, 18:36
von Heidrun
Kommentar wegen Löschung des Accounts entfernt.
Heidrun

Verfasst: 05.01.2010, 20:11
von Mucki
Hallo Elke,

dein Gedicht spricht mich sehr an. Es hat wirklich einen sehr schönen Erzählton, nimmt mich als Leser mit in die Gedanken der Erzählerin, zieht mich ins Nachdenkliche hinein, genauso, wie es der Erzählerin ergeht. Erst empfand ich die Klammern als Stolpersteine, doch nach mehrfachem Lesen sind sie für mich stimmig.
Übrigens, ich fände als Titel den ersten Satz sehr schön. "Wenn man versucht mit den Fliegen zu tanzen" ist wunderbar.
Du könntest dieses Satz ja einfach nur fett markieren, damit er als Titel fungiert.
Ein feines Gedicht, das ich noch öfter lesen werde.

Saludos
Gabriella

Verfasst: 05.01.2010, 21:41
von Xanthippe
puh. also wirklich leute, ihr haut mich um. nicht, dass mir das nicht sehr gut täte. aber ... oder ohne aber: einfach ganz herzlichen dank für eure so großzügig lobende reaktion.
danke für deine überlegungen zur klammer, noel, ja, dieses doppeldeutige schön, dass das so bei dir angekommen ist. und leonie, du bist ja nicht ganz unbeteiligt daran, dass ich wieder hier bin und diese wunderbare anthologie, in der ich auch stehen durfte/darf, ist ein weiter grund gewesen und so willkommen geheißen zu werden ist überwältigend, wirklich schön. heidrun auch dir vielen dank für dein wohlmeinende einschätzung. wie schön, dass dir der letzte absatz so gefällt. und gabriella vielen herzlichen dank für den titelvorschlag. ja, ich werde darüber nachdenken, tendiere aber jetzt schon sehr dazu, dir zuzustimmen. ich bin so schlecht im titelfinden. entweder ich habe einen schönen titel, aber keinen text dazu, oder ich habe den text, finde aber keinen titel.

Verfasst: 05.01.2010, 22:27
von Ylvi
Hallo Xanthi,

da schließe ich mich gerne an, dieser Einblick gefällt mir sehr.
Ich bin nur noch nicht dahintergekommen, was es mit der Groß- und Kleinschreibung an den Zeilenanfängen auf sich hat?

Liebe Grüße
Flora

Verfasst: 06.01.2010, 10:36
von Xanthippe
Liebe Flora,
so ein bisschen habe ich mir schon was gedacht bei der Groß- und Kleinschreibung, aber ob ich das plausibel erklären kann? ich versuche es, also die erste und letze Strophe hat ja die Großschreibung, und das wollte ich so, weil es hier um diese verworrene doppelte Sicht, also irgendwie um den "Intimbereich" (völlig blödes Wort, aber mir fällt momentan partout kein passendes ein) des lyrischen Ichs geht und in den Strophen mit kleinen Anfangsbuchstaben geht es generell um Beobachtungen, na ja und ich dachte eben, ich trenne das dann auch anhand der Zeilenanfänge...

Verfasst: 06.01.2010, 22:09
von Max
Liebe Xanthi,

das finde ich einen sehr starken Text. Spannend, wie Du die verschiedenen Ebenen mischt!

Besonders haben es mir die gesamte Strophe 1, der Anfang von Strophe 2 und die gesamte Strophe 4 - also beinahe das ganze Gedicht - angetan.

Klasse!
Max

Verfasst: 07.01.2010, 16:08
von Xanthippe
Danke Max, für diese positive Reaktion. Hm, wenn du die erste, Teile der zweiten und die vierte Strophe magst, dann ist es die dritte nicht so, oder? Und ich finde, da hast du irgendwie Recht, weil ich mag Elemente daraus schon sehr, aber so richtig rund ist sie noch nicht.

Verfasst: 07.01.2010, 22:12
von Lisa
Liebe Xanthippe,

auch ich habe dieses Gedicht mit großem Genuss und Berührung gelesen - endlich wieder einmal ein Gedicht, bei dem die Klammern einen magischen Klang erzeugen, ich habe das so gern! Das erzeugt so eine Sinnlichkeit, obwohl sehr viel Kopf dabei ist, das mag ich (sehr) .-)

Einzig die Groß-/Kleinschreibung hat mich auch irritiert - deinen Ideen dazu an Flora kann ich zwar folgen, aber ich fürchte, dass dies nicht so interpretiert/gelesen werden kann - und dann irritiert es halt "nur", ich glaube, ich würde darauf verzichten, du könntest ja als Alternative auch die beiden mittleren Strophen etwas einrücken, dann wären Anfang und Ende eine Rahmenvorgabe, und das Verhältnis stimmt so ja auch nach deiner Beschreibung?

Mehr davon bitte ,-)

Lisa

Verfasst: 08.01.2010, 09:45
von Nifl
Huhu Xanthippe.

Ich kann mich den Vorkommentatoren weitgehend anschließen. Ein altes Thema (tempus fugit) in „eigenartige“, „originelle“ starke Bilder übersetzt. Sehr schön. Mein Liebling ist die „baufällige Luft“ … sehr genial. Apropos Luft. Die ist dir –für mich- in der letzten Strophe ausgegangen. Dort fehlt mir die Bildkraft, dort liest es sich larifari, künstlich, pathetisch, hingerotzt, als hätte die Autorin keine Lust mehr gehabt, an die starken Bilder der Vorgänger anzuknüpfen.
LG
Nifl

Verfasst: 08.01.2010, 13:36
von Xanthippe
Hallo Nifl,

nein, nein, die Lust ist mir nicht ausgegangen und ich denke, es ist schon richtig, dass Du dieses Gefühl hast, nur wie du es nennst, so würde ich es eben nicht nennen. Nicht die fehlende Lust, aber schon ein Bruch, ein ganz anderer Ton, nach der Zustandsbeschreibung der versuchte Blick von außen und da die Erkenntnis es gibt ihn nicht, den Weg raus... Meinst Du, so könnte es auch gelesen werden? Der eigene Blick auf sich mit fremden Augen und das ist dann eben vielleicht pathetisch und hingerotzt (finde ich übrigens eine sehr interessante Mischung, liest sich fast wie ein Kompliment...) Danke jedenfalls für Deinen Blick.

Verfasst: 08.01.2010, 13:37
von Xanthippe
Liebe Lisa,

das ist das Problem, mein Problem, das ich (rein technisch) keinerlei Ahnung habe von Gedichten, Zeilenumbrüchen und Groß- und Kleinschreibung. Daher vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich werde darüber nachdenken und wenn ich zu Ende gedacht habe, die Änderungen vornehmen.