Meinem Lehrer
Die letzten Wege
allein gegangen.
Das Licht der Kerzen
ist im Innern verglommen.
Müde der Rauch
über dem Docht.
Die Stimmen der Lieben
finden ihr Ziel nicht mehr,
selbst das Klavier
bleibt ohne Gesang
und seine Saiten
rosten verstimmt.
Blätterleuchten
erlischt in den Augen
und der Sog
des fernen Wassers
ist stärker als jener
aller kommenden Tage.
Erstfassung:
Meinem Lehrer
Die letzten Wege
werden allein gegangen.
Das Licht der Kerzen
ist im Innern erloschen.
Müde der Rauch
über dem Docht.
Die Stimmen der Lieben
finden ihr Ziel nicht mehr,
selbst das Klavier
bleibt ohne Gesang
und seine Saiten
rosten verstimmt.
Blätterleuchten
erlischt in den Augen
und der Sog
des Wassers der Ferne
ist stärker als jener
der Tage, die kommen könnten.
Meinem Lehrer
Liebe leonie,
das ist ein sehr trauriges Gedicht. Ein Abschiedsgedicht für den Klavierlehrer?
Alles in Molltönen geschrieben, kein Hoffnungsschimmer darin, doch das finde ich stimmig, wenn es ein Abschied ist.
Es klingt für mich ein bisschen holprig. Wie wäre als Idee:
und der Sog
des fernen Wassers
ist stärker als der noch kommenden Tage
also, so in etwa ...
Saludos
Mucki
das ist ein sehr trauriges Gedicht. Ein Abschiedsgedicht für den Klavierlehrer?
Alles in Molltönen geschrieben, kein Hoffnungsschimmer darin, doch das finde ich stimmig, wenn es ein Abschied ist.
und der Sog
des Wassers der Ferne
ist stärker als jener
der Tage, die kommen könnten.
Es klingt für mich ein bisschen holprig. Wie wäre als Idee:
und der Sog
des fernen Wassers
ist stärker als der noch kommenden Tage
also, so in etwa ...
Saludos
Mucki
Hallo Leonie!
Ich muss gestehen, dass ich immer Schwierigkeiten mit Texten habe, die mit einem Gemeinplatz einsetzen (hier dem leicht variierten "Den letzten Weg geht jeder allein") - da kommt es mir immer so vor, als ob der Text Schulden machen würde... Natürlich gelingt es deinem Text im weiteren problemlos, diese zurückzuzahlen, und auch für ein paar Zinsen reicht es locker
Lediglich den "doppelten Genitiv" des Wassers der Ferne würde ich an deiner Stelle aufzulösen bemüht sein.
Ferdigruß!
Ich muss gestehen, dass ich immer Schwierigkeiten mit Texten habe, die mit einem Gemeinplatz einsetzen (hier dem leicht variierten "Den letzten Weg geht jeder allein") - da kommt es mir immer so vor, als ob der Text Schulden machen würde... Natürlich gelingt es deinem Text im weiteren problemlos, diese zurückzuzahlen, und auch für ein paar Zinsen reicht es locker

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)
Liebe Mucki,
ja, es ist ein sehr trauriges Gedicht. Über den Schluss denke ich nochmal nach.
Lieber Ferdi,
Kennst Du "Die schwersten Wege werden allein gegangen" von Hilde Domin? Der Text nimmt es ein wenig auf, daher die erste Zeile.
Ich kenne es ansonsten als Gemeinplatz in der Einzahl. Oft ist es ja auch möglich, einen Sterbenden zu begleiten, zumindest bis an die Schwelle des Todes. Und er geht nur den letzten Weg allein.
Hier aber nicht.
Ich danke Euch beiden, später mehr, jetzt muss ich erstmal los.
Liebe Grüße
leonie
ja, es ist ein sehr trauriges Gedicht. Über den Schluss denke ich nochmal nach.
Lieber Ferdi,
Kennst Du "Die schwersten Wege werden allein gegangen" von Hilde Domin? Der Text nimmt es ein wenig auf, daher die erste Zeile.
Ich kenne es ansonsten als Gemeinplatz in der Einzahl. Oft ist es ja auch möglich, einen Sterbenden zu begleiten, zumindest bis an die Schwelle des Todes. Und er geht nur den letzten Weg allein.
Hier aber nicht.
Ich danke Euch beiden, später mehr, jetzt muss ich erstmal los.
Liebe Grüße
leonie
Liebe Leo,
Also mich rührt es sehr an, richtig in's Herz hinein. Vielleicht sind 2.+3. Strophe tatsächlich stärker als die erste. Ich habe es so empfunden, das ist ja manchmal so, dass das Gedicht ein paar Zeilen braucht, um dann richtig in Gang zukommen. Stimmung und Bilder gefallen mir sehr!
Vielleicht noch einmal mehr dazu.
Herzliche Novembergrüße an dich,
von Lydie
Also mich rührt es sehr an, richtig in's Herz hinein. Vielleicht sind 2.+3. Strophe tatsächlich stärker als die erste. Ich habe es so empfunden, das ist ja manchmal so, dass das Gedicht ein paar Zeilen braucht, um dann richtig in Gang zukommen. Stimmung und Bilder gefallen mir sehr!
Vielleicht noch einmal mehr dazu.
Herzliche Novembergrüße an dich,
von Lydie
Liebe leo,
das ist mal einerjener Texte, die ich für mich mit der Bezeichnung "leoninisch" belegt habe. Spricht mich sehr an, und auch der "Allgemeinplatz" zu Beginn stört mich nicht. Was allerdings den doppelten Genitiv betrifft, stimme ich Mucki und Ferdi zu. Muckis Vorschlag mit den "fernen Wassern" finde ich überdenkenswert. Solltest du dich jedoch nicht von den beiden Genitiven trennen können oder wollen, wäre eventuell ein geänderter Zeilenumbruch eine Lösung:
der Sog des Wassers
der Ferne
Auf die Art und Weise wären die beiden Genitive schon einmal zeilenmäßig wenigstens etwas entzerrt und es würde größeres Gewicht auf die "Ferne" fallen.
Regensintflutgrüße
Herby
das ist mal einerjener Texte, die ich für mich mit der Bezeichnung "leoninisch" belegt habe. Spricht mich sehr an, und auch der "Allgemeinplatz" zu Beginn stört mich nicht. Was allerdings den doppelten Genitiv betrifft, stimme ich Mucki und Ferdi zu. Muckis Vorschlag mit den "fernen Wassern" finde ich überdenkenswert. Solltest du dich jedoch nicht von den beiden Genitiven trennen können oder wollen, wäre eventuell ein geänderter Zeilenumbruch eine Lösung:
der Sog des Wassers
der Ferne
Auf die Art und Weise wären die beiden Genitive schon einmal zeilenmäßig wenigstens etwas entzerrt und es würde größeres Gewicht auf die "Ferne" fallen.
Regensintflutgrüße
Herby
Hm, "des Wassers der Ferne" finde ich auch sperrig, aber dieser Vorschlag geht grammatisch so nicht:
... da müsste es dann heißen "ist stärker als der der noch kommenden Tage", nämlich das erste "der" für den Sog und das zweite für den Genitiv. Das klänge aber noch sperriger. Ich denke auch, es ist ein Unterschied zwischen Tagen, die kommen, und solchen, die kommen könnten.
"... des fernen Wassers" finde ich dagegen sehr schön, es klingt wie ein entferntes Rauschen, während "des Wassers der Ferne" bei mir als reine Verortung ankommt. Oder ist es so beabsichtigt?
Sehr schönes Gedicht, sehr anrührend und traurig, aber in seiner Eindeutigkeit auch wieder ermutigend ...
schönen Gruß von Zefira
des fernen Wassers
ist stärker als der noch kommenden Tage
... da müsste es dann heißen "ist stärker als der der noch kommenden Tage", nämlich das erste "der" für den Sog und das zweite für den Genitiv. Das klänge aber noch sperriger. Ich denke auch, es ist ein Unterschied zwischen Tagen, die kommen, und solchen, die kommen könnten.
"... des fernen Wassers" finde ich dagegen sehr schön, es klingt wie ein entferntes Rauschen, während "des Wassers der Ferne" bei mir als reine Verortung ankommt. Oder ist es so beabsichtigt?
Sehr schönes Gedicht, sehr anrührend und traurig, aber in seiner Eindeutigkeit auch wieder ermutigend ...
schönen Gruß von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Liebe Lydie, lieber Herby,
ich danke Euch!
Ich habe jetzt versucht, die Anregungen aufzunehmen.
(Herby, hättest Du je gedacht, dass Du bei mir Genitive "monieren" müsstest
?).
Außerdem merkte ich, dass das doppelte "erloschen" mich doch störte, so habe ich jetzt in der ersten Strophe "verglommen" gewählt.
Liebe Mucki,
er war mein Deutsch-und Französischlehrer, aber er spielte auch wunderbar Klavier und sang dazu.
Er ist ertrunken, vermutlich war es ein Suizid. Ich bin ziemlich traurig darüber, er war mein Lieblingslehrer, ein ganz feiner, vielschichtiger und sensibler Mensch).
Mich erschüttert es, dass man an einen Punkt kommen kann, wo offensichtlich nichts mehr da ist, was einen hält oder ins Leben "saugt" und selbst das, was vielleicht einmal "tröstend" war, seine Kraft verloren hat.
Liebe Grüße
leonie
ich danke Euch!
Ich habe jetzt versucht, die Anregungen aufzunehmen.
(Herby, hättest Du je gedacht, dass Du bei mir Genitive "monieren" müsstest

Außerdem merkte ich, dass das doppelte "erloschen" mich doch störte, so habe ich jetzt in der ersten Strophe "verglommen" gewählt.
Liebe Mucki,
er war mein Deutsch-und Französischlehrer, aber er spielte auch wunderbar Klavier und sang dazu.
Er ist ertrunken, vermutlich war es ein Suizid. Ich bin ziemlich traurig darüber, er war mein Lieblingslehrer, ein ganz feiner, vielschichtiger und sensibler Mensch).
Mich erschüttert es, dass man an einen Punkt kommen kann, wo offensichtlich nichts mehr da ist, was einen hält oder ins Leben "saugt" und selbst das, was vielleicht einmal "tröstend" war, seine Kraft verloren hat.
Liebe Grüße
leonie
Liebe Leonie,
Dein Gedicht drückt die Traurigkeit in sehr eindrucksvollen Bildern aus. Ich denke, dass das Gefühl dabei sehr lebhaft zum Leser gelangt, auch wenn ich vielleicht nicht jede Facette eines jeden Bildes ergreife - oder genauer, wenn ich den Zusammenhang der Bilder nicht immer verstehe.
Die kritik an den ersten beiden Zeilen kann ich allerdings nachvollziehen. Zum einen erinnert auch die Formulierung im Passiv noch stark an "den letzten Weg geht jeder allein" (da ich die von Dir zitierte Dominzeile nicht kenne, fühlte ich mich auch nicht an sie erinnert
.. aber das ist natürlich mein Defizit, dafür kann der Text nix), zum anderen wirkt gerade das Passiv künstlich auf mich. Neben der ungewöhnlichen Formulierung rückt es ja auch formal diie Wege in den Mittelpunkt statt jender, die sie gehen, was ich nicht ganz verstehe.
Vielleicht könntest Du das Arrangement de Bilder noch einmal überdenken, zumal das Leuchten ja auch inb Strophe 1 und 3 doppelt ist.
Liebe Grüße aus dem Dunkel Schwedens
Max
Dein Gedicht drückt die Traurigkeit in sehr eindrucksvollen Bildern aus. Ich denke, dass das Gefühl dabei sehr lebhaft zum Leser gelangt, auch wenn ich vielleicht nicht jede Facette eines jeden Bildes ergreife - oder genauer, wenn ich den Zusammenhang der Bilder nicht immer verstehe.
Die kritik an den ersten beiden Zeilen kann ich allerdings nachvollziehen. Zum einen erinnert auch die Formulierung im Passiv noch stark an "den letzten Weg geht jeder allein" (da ich die von Dir zitierte Dominzeile nicht kenne, fühlte ich mich auch nicht an sie erinnert
.gif)
Vielleicht könntest Du das Arrangement de Bilder noch einmal überdenken, zumal das Leuchten ja auch inb Strophe 1 und 3 doppelt ist.
Liebe Grüße aus dem Dunkel Schwedens
Max
Lieber Max,
puh, Winter in Schweden, ich weiß nicht, ob das was für mich wäre, ich finde Norddeutschland schon dunkel genug
.
Danke für Deine Rückmeldung. Ich überlege die ganze Zeit, ob es etwas austragen könnte, wenn ich in der ersten Strophe einfach das "werden" rausnehme. Dann ist es aus dem Allgemeinen ins Besondere gewendet, auf diesen einen Menschen bezogen...
Ob ich die Bilder anders arrangieren kann, weiß ich noch nicht, das muss noch ein wenig in mir arbeiten.
Liebe Grüße, falls Du ein Nordlicht siehst, grüß es von mir (das wäre für mich einer der wenigen Gründe, die mich im Winter in Richtung Polarkreis locken könnten).
Liebe Grüße
leonie
puh, Winter in Schweden, ich weiß nicht, ob das was für mich wäre, ich finde Norddeutschland schon dunkel genug

Danke für Deine Rückmeldung. Ich überlege die ganze Zeit, ob es etwas austragen könnte, wenn ich in der ersten Strophe einfach das "werden" rausnehme. Dann ist es aus dem Allgemeinen ins Besondere gewendet, auf diesen einen Menschen bezogen...
Ob ich die Bilder anders arrangieren kann, weiß ich noch nicht, das muss noch ein wenig in mir arbeiten.
Liebe Grüße, falls Du ein Nordlicht siehst, grüß es von mir (das wäre für mich einer der wenigen Gründe, die mich im Winter in Richtung Polarkreis locken könnten).
Liebe Grüße
leonie
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