herrgottsbscheißerle

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 11.11.2009, 09:10

herrgottsbscheißerle

manchmal
zwischen all dem
sorgfältig ausgewellten
schmunzeln wir
über uns

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leonie
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Beitragvon leonie » 11.11.2009, 10:02

Das stimmt! :-)

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 11.11.2009, 13:08

:daumen:

JA!
Schreiben ist atmen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.11.2009, 18:00

zum Glück ist es so! ;-)

Saludos
Mucki

Max

Beitragvon Max » 11.11.2009, 21:36

Liebe Flora,

rein textlich gefällt mir wie Du mit der geschickt gewählten Überschrift mit einem Augenzwinkern die Selbstüberhöhung kritisierst und dem Text gleichzeitig einen Namen gibst, der ihm eine zusätzliche Ebene verleiht. Das ist sehr geschickt gemacht.

Inhaltlich stimme ich natürlich sowieso zu ...

Liebe Grüße
Max

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 12.11.2009, 09:18

Liebe Flora,

rein sprachlich gefällt mir das "schmunzeln" nicht, das liegt daran, dass ich dieses Wort nicht mag. Wenn ich es höre (oder lese), spüre ich immer etwas darin, was gerade das bedrückt, was frei gegeben sein soll. ich mag es zum Beispiel auch nicht, wenn Weihnachtsmänner oder sonstwer gutmütiges schmunzelt, ich glaube fest, dass alle Schmunzler mir seit Kinderzeiten verdächtig waren :pfeifen: . Das kann jetzt wieder ein Wahn sein, den keiner teilt, aber ich wollte zumindest erwähnen, dass mir ein anderes Wort an der Stelle lieber wäre, dann ginge der Text ganz für mich auf. Die Suche ist natürlich schwierig, aber zur Not würde ich tatsächlich lächeln vorziehen.

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 12.11.2009, 10:37

Hallo Ihr,

danke. Ja, muss auch mal sein. Und ich denke auch, dass das mit dem Titel diesmal gut funktioniert, das finde ich ja meist schwierig. (Außerdem ist es ja auch wieder was zum Essen, Max. :-))

Lisa, :eek: also „Schmunzeln“ ist mir noch nie verdächtig gewesen, auch Weihnachtsmänner nicht, oder gar Gutmütiges. Ich empfinde es eher als liebevoll, umgangssprachlich, vertraut und ein bisschen neckend, was dann für mich gut zum Titel passt. Außerdem gefällt es mir hier auch sprachklanglich. (Ich benutze das Wort auch öfter und eigentlich finde ich das immer ziemlich frei oder befreiend... :o)) Das Negativ wäre dann für mich eher „grinsen“. „Lächeln“ ist für mich etwas anderes, da fehlt mir eine Komponente. (edit: Vielleicht die, dass beim Schmunzeln meist noch eine Erkenntnis, oder Entdeckung mitheineinspielt.) Aber danke, dass du das geschrieben hast, weil ich auf den Gedanken ja gar nicht gekommen wäre.

Geht es euch Anderen auch so mit dem Schmunzeln?

liebe Grüße
Flora
Zuletzt geändert von Ylvi am 12.11.2009, 11:02, insgesamt 1-mal geändert.

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 12.11.2009, 10:39

Liebe Flora,

ich habe bei dem Titel sehr gerätselt und da alle Vorkommentator/Innen sofort Bescheid wussten, dachte ich zunächst, mir entgeht eine faustdicke Anspielung. Beim näheren Hinschauen und Suchen hat sich wieder mal etwas geweitet und getan ..

herrgottsbscheißerle


Wenn ich also jetzt verstehe, dass die Maultaschen eine schwäbische List sind, um den Herrgott um die Fastenzeit zu betrügen, dass sich also der Gläubige klüger dünkt als der Herr, dann frag ich mich, was mir das sagen soll oder sagen kann. Bin ich schon soweit vom Epizentrum der Poesie entfernt, dass ich die universale Aussage nicht verstehen kann?

manchmal
zwischen all dem
sorgfältig ausgewellten


Das Bild spricht mich sehr an: die Mühe bei der Herstellung, das Bemühte, das Ausgewalkte, da verstehe ich dann wieder den immer wieder den Felsen den Berg hinaufrollenden Sisyphos, das Absurde der Sorge, des Faltens, des Auswellens, solche Wortvertiefungen, die deinen Stil ausmachen, mag ich sehr.

schmunzeln wir
über uns


Das Problem mit schmunzeln ist, dass ich sofort ein "selbstgefällig" dazu setze, und damit ist das Schmunzeln, vermute ich jedenfalls, das Gegenteil von dem, was du ausdrücken willst.

Denn du wolltest doch sagen, dass es einem manchmal gelingt, sich nicht allzu ernst zu nehmen und über sich zu lachen, sich selbst auf die Schippe nehmen ...

Insgesamt stört mich das Peter Roseggersche Lächeln mit dem Herrgott im Blickwinkel.

Andere Gedichte von dir haben mich mehr beeindruckt.

liebe Grüße
Renate

Mucki
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Beitragvon Mucki » 12.11.2009, 11:38

Hallo Flora,
Geht es euch Anderen auch so mit dem Schmunzeln?

nein, das Schmunzeln find ich genau richtig.

Saludos
Mucki

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 12.11.2009, 12:24

Hallo Renée,

schön, dass du hier vorbeischaust und mir Rückmeldung gibst, das freut mich.
Wenn ich also jetzt verstehe, dass die Maultaschen eine schwäbische List sind, um den Herrgott um die Fastenzeit zu betrügen, dass sich also der Gläubige klüger dünkt als der Herr, dann frag ich mich, was mir das sagen soll oder sagen kann. Bin ich schon soweit vom Epizentrum der Poesie entfernt, dass ich die universale Aussage nicht verstehen kann?

*lach* Und das erheitert mich gerade sehr: "die Maultasche als das Epizentrum der Poesie"
Ich finde es schön, dass sich durch den Titel für dich Fragen auftun. Dass die Mönche innerhalb ihrer Glaubensvorstellung des allmächtigen und allwissenden Gottes sich klüger dünkten, oder ihn tatsächlich betrügen wollten, wäre ja eine absurde und unsinnige Vorstellung. Es ist wohl eher das Wissen um die eigenen Unzulänglichkeiten und Schwächen, das Menschliche, ein gemeinsames Augenzwinkern, vielleicht rauf zu Gott und auch zum Nachbarn, der auch pfeifend so tut, als wisse er von nichts. (So wäre zumindest meine Interpretation.)
Ich fand das schon immer spannend darüber nachzudenken, wie das mit dem Verstecken und dem Wissen darum so ist. Auch auf das Schreiben und Lesen angewandt.
Aber eigentlich möchte dieser kleine Text wirklich nicht so schwergewichtig sein. Man muss ihn denke ich auch mit einem Schmunzeln, oder Augenzwinkern lesen. :o) Ich muss zugeben, dass er mir nach diesen ganzen ernsten Diskussionen und Themen einfach Freude gemacht hat.
Das Problem mit schmunzeln ist, dass ich sofort ein "selbstgefällig" dazu setze, und damit ist das Schmunzeln, vermute ich jedenfalls, das Gegenteil von dem, was du ausdrücken willst.

Mmmh, ich kann mir vorstellen, dass man es als „selbstgefällig“ empfindet, wenn jemand über einen selbst schmunzelt, wenn man es falsch versteht, sich angegriffen fühlt, aber wenn man über sich selbst schmunzelt?

Insgesamt stört mich das Peter Roseggersche Lächeln mit dem Herrgott im Blickwinkel.
Da kann ich leider wenig dazu sagen, da ich sein Lächeln nicht kenne. .-) Nicht, dass ich was dagegen hätte, wenn der Herrgott im Blickwinkel ist, aber hier muss man das denke ich nicht als religiösen Text lesen oder als Auseinandersetzung mit dem Glauben. Zumindest habe ich das nicht hineingelegt und ich weiß auch gar nicht, was er in der Hinsicht leisten könnte.

Andere Gedichte von dir haben mich mehr beeindruckt.
Das freut mich für meine anderen Gedichte, danke!

liebe Grüße
Flora

Max

Beitragvon Max » 12.11.2009, 13:21

Liebe Flora,

ich verstehe, was Lisa und Renée mit dem "schmunzeln" meinen, auch wenn es bei mir nicht als erste Assoziation da war.
Man kann, so denke ich, auch über sich selbstgefällig schmunzeln. In dem Sinne, dass man zwar amüsiert ist, wie m,an denn nun gestrickt ist, es einen aber nicht im geringsten hindern würde, dieselbe Tat wieder zu begehen- Hm, ist das gemeint? Andererseits finde ich "lächeln" auch nicht wirklich besser, weil es so ausgetretene Schuhe besitzt - mir mag kein besseres Wort einfallen.

Liebe Grüße
Max

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 12.11.2009, 14:46

Hallo Max,

Man kann, so denke ich, auch über sich selbstgefällig schmunzeln. In dem Sinne, dass man zwar amüsiert ist, wie m,an denn nun gestrickt ist, es einen aber nicht im geringsten hindern würde, dieselbe Tat wieder zu begehen- Hm, ist das gemeint?
Das würde ich jetzt gar nicht als selbstgefällig (darunter verstehe ich eingebildet, eitel, selbstzufrieden, überheblich...) bezeichnen.
Aber ich glaube es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, und wäre doch sehr menschlich, dass die Erkenntnis nicht immer dazu führt, dass sie einen davor bewahrt, man wird sich sicher immer mal wieder ertappen und unter Umständen ist man sich darüber sogar während "der Tat" bewusst.
Aber solange man noch darüber schmunzeln kann, kann es ja auch nicht gar zu schlimm sein. ;-)

liebe Grüße
Flora
Zuletzt geändert von Ylvi am 12.11.2009, 15:10, insgesamt 1-mal geändert.

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 12.11.2009, 14:58

Liebe alle,

Man kann, so denke ich, auch über sich selbstgefällig schmunzeln. In dem Sinne, dass man zwar amüsiert ist, wie m,an denn nun gestrickt ist, es einen aber nicht im geringsten hindern würde, dieselbe Tat wieder zu begehen- Hm, ist das gemeint?


Das wäre für mich nicht Selbstgefälligkeit, sondern eher das Gegenteil davon - die Erkenntnis, dass man von sich selbst ein bisschen Nachsicht braucht. Ein Sich-selbst-Verzeihen, und dass man bereit und in der Lage ist, die eigenen Schwächen mit Nachsicht zu sehen, ist schon einen Schmunzler wert ...
Mir gefällt das Schmunzeln übrigens; vielleicht verstehe ich das Wort anders als andere, für mich ist Schmunzeln ein In-sich-hinein-Lächeln, nur für sich selbst, nicht zu einem anderen hin. Deshalb finde ich es genau richtig.

Schönen Gruß von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 12.11.2009, 15:11

Danke Zefi, ja genau, so sehe ich das auch.

liebe Grüße
Flora


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