der teufel liegt im detail

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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noel
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Beitragvon noel » 10.11.2009, 18:37

„der teufel liegt im detail“

ein lichtFunken regte sich sicher
ob der wOrte, die
bilder gaben ihre farben
& doch blieb nichts
als darben. gewiss,
du trugST mir
wOrte zu gehör die ich ersehnte,
doch dazumal war allzu oft
- bei solcher wort&kraft -
hernach nUr fahler, schaler,
nUr banaler beigeschmack.

absolut für augen
_blicke legte ich mich
zwischen deine worte, ohne scham
rieb ich mich an ihnen
warm. fraglos, für eine weile
trugST du mir zur freude bei,
bis ich versank
im einerlei.
doch weiszt du… weiszt du nICHt,
ich sehne mich nach beredten augen,
die im schweigen allES sagen, die stille
wagen, weil sie allUMfassEnd ist.

ein lichtFunken regte sich sicher
ob der wOrte, die
bilder gaben ihre farben
& doch blieb nichts
als darben – todsicher-.
Zuletzt geändert von noel am 11.11.2009, 17:39, insgesamt 1-mal geändert.
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 11.11.2009, 08:10

Hallo noel,

das musste ich mir erst einmal „normal“ schreiben, weil mich das viele Groß- und Klein und Fett und die Zeichensetzung dann optisch zu sehr abgelenkt und verwirrt hat, so dass ich mich gar nicht auf den Text selbst konzentrieren konnte. Der ist noelisch kraftvoll, auch reimender Gesang... was ich sehr mag, ist die Nähe und Weichheit, die hier plötzlich auftaucht (auch wenn mir die fette Schrift (die für mich immer laut ist) da irgendwie dagegenspricht, als wäre es dir dann zu nah am fahlen, schalen, banalen? Dabei ist es doch soooo schön :-) )

doch weißt du… weißt du nicht,
ich sehne mich nach beredten augen,
die im schweigen alles sagen, die stille
wagen, weil sie allumfassend ist.

Dass sich hier etwas aufspannt zwischen „sicher blieb nichts gewiss und todsicher“ finde ich spannend, obwohl mir das „todsicher“ am Ende dann irgendwie zu viel erschien, oder für mich auch einen ironischen Klang hineinträgt. Und ich entdecke immer mehr... vielleicht auch wie der Teufel (LIch, man selbst im Lesen .-)) sich da zwischen die Worte legt und man dort seine Details findet, das, was darüber hinaus gesagt wird, in der Stille zwischen den Worten. Sind es die Worte, die wärmen, oder ist man es selbst, weil man sich an ihnen reibt... das ist ein guter Gedanke. Auch der Funke, der dann doch entsteht, und die Farben und ob wirklich nichts bleibt, ob die Worte nie genug sein können.

Über die Zeichensetzung am Ende rätsele ich ein bisschen... hast du bewusst einen langen und einen kurzen Gedankenstrich genommen? Und braucht es den Punkt? Er verführt mich fast, innerlich einen Zwinkersmiley draus zu machen. .-)
Überhaupt würde ich die Zeichen jeweils am Ende der Zeile einfach weglassen.
Der Titel macht natürlich wach und aufmerksam, wie auch der Text selbst durch seine unruhige Formatierung. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube für mich wäre da etwas weniger mehr gewesen, aber vielleicht ist das auch gerade gut so. Braucht es die Anführungszeichen beim Titel?

Ein spannender Text.

liebe Grüße
Flora

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.11.2009, 14:50

Hola noel,

die Komposition, die Überhänge und die Binnenreime finde ich sehr gelungen, deine Handschrift erkennt man wirklich sofort, nicht nur an den Großbuchstaben zwischen drin, sondern an der Art und Weise, wie du die Gedanken verwebst.
Dein Gedicht lese ich als Weiterführung von "Scheidelinie". Hier ist das LI weicher geworden, erkennt und beschreibt genauer, was es am LyrDu hat, was das Du beim LI auslöst. LI ist "ehrlicher" zum Du, weniger anklagend, auch wenn es nach wie vor aufzeigt, was das Du alles anrichtet beim LI, aber eben liebevoller, zugeneigter.
Gut könnte ich mir eine weitere Fortsetzung vorstellen, indem das Wir dann spricht.

Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 11.11.2009, 17:03

liebe noel,

ein starker text über leben/beziehung/wünsche/verlorenheit/wissen und ganz viel sehnsucht nach dem, von dem man einfach weiß, es brächte erfüllung, wenn es nicht im detail so divergierte.

sehr gut herausgearbeitet auch, dass man auf die richtigen worte anspringen kann, es sich dann aber in den taten als belanglos und eigentlich furchtbar enttäuschend heraustellt, nach dem motto:
worte können lügen, aber körper sprechen stets die wahrheit. schön und beeindruckend durchdacht und ausgeführt!


liebe grüße
elsa
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noel
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Beitragvon noel » 11.11.2009, 17:35

Flora hat geschrieben:Hallo noel,

das musste ich mir erst einmal „normal“ schreiben, weil mich das viele Groß- und Klein und Fett und die Zeichensetzung dann optisch zu sehr abgelenkt und verwirrt hat, so dass ich mich gar nicht auf den Text selbst konzentrieren konnte. Der ist noelisch kraftvoll, auch reimender Gesang... was ich sehr mag, ist die Nähe und Weichheit, die hier plötzlich auftaucht (auch wenn mir die fette Schrift (die für mich immer laut ist) da irgendwie dagegenspricht, als wäre es dir dann zu nah am fahlen, schalen, banalen? Dabei ist es doch soooo schön :-) )

doch weißt du… weißt du nicht,
ich sehne mich nach beredten augen,
die im schweigen alles sagen, die stille
wagen, weil sie allumfassend ist.

Dass sich hier etwas aufspannt zwischen „sicher blieb nichts gewiss und todsicher“ finde ich spannend, obwohl mir das „todsicher“ am Ende dann irgendwie zu viel erschien, oder für mich auch einen ironischen Klang hineinträgt. Und ich entdecke immer mehr... vielleicht auch wie der Teufel (LIch, man selbst im Lesen .-)) sich da zwischen die Worte legt und man dort seine Details findet, das, was darüber hinaus gesagt wird, in der Stille zwischen den Worten. Sind es die Worte, die wärmen, oder ist man es selbst, weil man sich an ihnen reibt... das ist ein guter Gedanke. Auch der Funke, der dann doch entsteht, und die Farben und ob wirklich nichts bleibt, ob die Worte nie genug sein können.

Über die Zeichensetzung am Ende rätsele ich ein bisschen... hast du bewusst einen langen und einen kurzen Gedankenstrich genommen? Und braucht es den Punkt? Er verführt mich fast, innerlich einen Zwinkersmiley draus zu machen. .-)
Überhaupt würde ich die Zeichen jeweils am Ende der Zeile einfach weglassen.
Der Titel macht natürlich wach und aufmerksam, wie auch der Text selbst durch seine unruhige Formatierung. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube für mich wäre da etwas weniger mehr gewesen, aber vielleicht ist das auch gerade gut so. Braucht es die Anführungszeichen beim Titel?

Ein spannender Text.

liebe Grüße
Flora


werte blume.... ich kann dich riechen jawollja...
nerven will ich nicht mit den texten im text & wenn ich es lese,
spielt es auch keine geige (schönes instrument) aber ich möchte gerade im rausch der vielworte nicht ein zu gefälliges "einfaches schreiben" haben & vor allem durch manche komplexität auch an die einfachheit, den laut der worte, ihren klang, ihre entstehung erinnern
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noel
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Beitragvon noel » 11.11.2009, 17:38

Gabriella hat geschrieben:Hola noel,

die Komposition, die Überhänge und die Binnenreime finde ich sehr gelungen, deine Handschrift erkennt man wirklich sofort, nicht nur an den Großbuchstaben zwischen drin, sondern an der Art und Weise, wie du die Gedanken verwebst.
Dein Gedicht lese ich als Weiterführung von "Scheidelinie". Hier ist das LI weicher geworden, erkennt und beschreibt genauer, was es am LyrDu hat, was das Du beim LI auslöst. LI ist "ehrlicher" zum Du, weniger anklagend, auch wenn es nach wie vor aufzeigt, was das Du alles anrichtet beim LI, aber eben liebevoller, zugeneigter.
Gut könnte ich mir eine weitere Fortsetzung vorstellen, indem das Wir dann spricht.

Saludos
Mucki


einfach nUr küszchen
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Beitragvon noel » 11.11.2009, 17:39

Elsa hat geschrieben:liebe noel,

ein starker text über leben/beziehung/wünsche/verlorenheit/wissen und ganz viel sehnsucht nach dem, von dem man einfach weiß, es brächte erfüllung, wenn es nicht im detail so divergierte.

sehr gut herausgearbeitet auch, dass man auf die richtigen worte anspringen kann, es sich dann aber in den taten als belanglos und eigentlich furchtbar enttäuschend heraustellt, nach dem motto:
worte können lügen, aber körper sprechen stets die wahrheit. schön und beeindruckend durchdacht und ausgeführt!


liebe grüße
elsa


jaaaaaaaaaaaa so ist es, aber dazu gehört eben auch die eigenArt des lyrI
der komma fehler wird gleich beseitigt... wie an anderer stelle fein gesehen
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Louisa

Beitragvon Louisa » 11.11.2009, 22:16

Hallo Noel!

Das du eine eigene Stimme und einen eigenen Sound entwickelt hast finde ich auch sehr löblich.

Ich würde aber wie so oft überlegen, ob man dies nicht noch etwas verdichten könnte. Wieso ist eigentlich der Titel am Anfang in Anführungszeichen, ist das ein Zitat, das ich nicht kenne :eek: ? „der teufel liegt im detail“


ein lichtFunken regte sich sicher
ob der wOrte, die
bilder gaben ihre farben
& doch blieb nichts
als darben. gewiss,
du trugST mir
wOrte zu gehör die ich ersehnte,
doch dazumal war allzu oft
- bei solcher wort&kraft -
hernach nUr fahler, schaler,
nUr banaler beigeschmack.

Mm...ich mag, dass die Bilder ihre Farben hergeben, aber mir ist das am Ende zu viel des Beschreibenden und zu wenig des wortmalerisch Abbildenden. Ich hätte wahrscheinlich einfach geschrieben: ...als darben. gewiss, / du trugst mir / worte zu gehör die ich ersehnte /

- Stopp! An dieser Stelle würde ich einmal überlegen, ob dir nicht auch ein schöneres Wort einfällt als "ersehnte", denn du verschenkst hier meiner Meinung nach eine nette Metapher, wenn du bedenkst, dass der andere die Worte dir ans Gehör "trägt" - man könnte überlegen, wie man auf andere Gegenstände regiert, die zu einem "getragen werden" - da klingt auch so etwas mit wie "ich nehme dir das schwere Gepäck ab, indem ich dir zuhöre" - etc. - Daraus könnte man mehr machen, glaube ich - und danach:

doch dazu war allzu oft / bei solcher wort&kraft / hernach nur banaler beigeschmack /

Also du kannst dir auch ein anderes Wort als "banal" aussuchen - damit wollte ich nur veranschaulichen, was ich mit "verdichten" meine. Das gilt glaube ich für den gesamten Text an einigen Stellen.

absolut für augen
_blicke legte ich mich
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rieb ich mich an ihnen
warm.

- Gut geschrieben!

...fraglos, für eine weile
trugST du mir zur freude bei,
bis ich versank
im einerlei.
doch weiszt du… weiszt du nICHt,
ich sehne mich nach beredten augen,
die im schweigen allES sagen, die stille
wagen, weil sie allUMfassEnd ist.

ein lichtFunken regte sich sicher
ob der wOrte, die
bilder gaben ihre farben
& doch blieb nichts
als darben – todsicher-.

- Das "todischer" ist mir auch zu viel... Vielleicht kannst du ja am Ende des Teufel noch einmal einbringen? - Sonst mochte ich die letzten Strophen ganz gerne.

Ansonsten mag ich den Text gerne. Ich habe glaube ich eine gute Idee davon, was du erzählen wolltest. Für mich geht es hier zumindest darum wie schwer es ist sich in jemand zu Verlieben, da oftmals wirklich nur eine unpassende Angewohnheit oder ein falscher Satz jegliche Sympathie schon am Anfang auslöschen können. Es sei denn man verknallt sich wahnsinnig innerhalb von zehn Sekunden - dann sind Hopfen und Malz verloren! Aber ich sollte aufhören aus dem Nähkästchen zu plaudern!

Schönes Thema, schönen Abend!
l

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noel
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Beitragvon noel » 13.11.2009, 15:52

ciao louisa

vielen dank für deine kritischen worte :)
ich verstehe, dass dir die reime zu viel erscheinen
zu verspielt & dass du mit dem stabreim"banaler beigeschmack" zufrieden bist
nun... ich mag das verspielte in all dem ernst & ich mag auch klanggefüge in lyrik (Lyra)

das todsicher ist mir eine nuance mehr als nur darben, derenhalben, auch dieses mag ich nicht missen mögen
küszchen
noel
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fenestra
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Beitragvon fenestra » 14.11.2009, 18:18

Hi noel,

mir klingt der Rhythmus sehr fein im Ohr, ich mag auch die optischen Haltepunkte. Sie sind mir Zeichen zum Hin- und Herschwingen in deinem Text, zum Extrakte erzeugen und neu lesen. Der Inhalt scheint mir relativ eindimensional, das ist eigentlich schade, weil du eigentlich sonst so gut verschiedene Bedeutungsebenen verweben kannst.

Hier finde ich den Rhythmus nicht perfekt:
ein lichtFunken regte sich sicher


ein lichtFunken regt sich sicher

oder
ein lichtFunken regte SICHer

würden mir flüssiger klingen.

Das "todsicher" am Schluss ist auch mir zu dramatisch.

Eingedenkt deiner Antworten auf bisherige Kommentare habe ich aber den Eindruck, dass dieser Text für dich selbst ganz rund ist. Warum also nicht mal in den Publicus damit?

lg
fenestra


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