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wider den wilden flug

Verfasst: 25.10.2009, 02:46
von Mucki
.
2. Fassung

wider den wilden flug

und dann kommst du
fährst deine krallen
lausig in meine nische
nimmst dir bärig raum

und ich schüttle mich beiseite
gebe den bienenstock frei
weiche deinem übergrenzen
federe meine flügel wund

und wenn du dich sattgestohlen
flügge ich mich müde auf
in die nächste klotzbeute
für den wilden flug



1. Fassung

wider den wilden flug

und dann kommst du
fährst deine krallen
lausig in meine nische
nimmst dir bärig raum

und ich schüttle mich beiseite
gebe den bienenstock frei
weiche deinem übergrenzen
federe meine flügel wund

und wenn du dich sattgestohlen
flügge ich mich müde auf
erschaffe neue klotzbeute
für den wilden flug


© Gabriella Marten Cortes 2009

In Ewigkeit ...

Verfasst: 25.10.2009, 08:31
von DonKju
... und immer neu der alte Kampf; In einem interessanten Bild und sehr eindrücklich eingefangen. In der Zeile "und wenn du dich sattgestohlen" würde ich allerdings ruhig das 'hast' explizit mit hineinnehmen, der Satz wirkt sonst als einziger irgendwie abgebrochen ...

Mit lieben frühen Sonntagsgrüßen an Gabriella von Hannes

Verfasst: 25.10.2009, 10:42
von Mucki
Moin Hannes,

ja, der alte Kampf ...
Mit dem zusätzlichen "hast" bin ich noch unschlüssig, mir gefällt der Klang so gut. ,-) Mal abwarten.
Danke dir!

Saludos
Mucki

Verfasst: 25.10.2009, 19:26
von Lisa
Liebe Gabriella,

irgendetwas an diesem Text erscheint mir nicht "fertig", zugleich aber hat der Text eine gelungene fast autistisch sprechende Sprache - obwohl das Erzählte ja ganz einfach ist, habe ich zweimal lesen müssen, um überhaupt zu verstehen, wovon der Text, bzw. die Bilder handeln. Dadurch bleibt dann für die folgende Übertragung ein Störgeräusch beim Erzeugen der Bedeutung in mir, dass eine interessante Wirkung zum Errgebnis hat.

Der wilde Flug - ist das eigentlich der Moment, in dem die Biene sozusagen vom Bären, der den Bienenstock schüttelt, herumgeschüttelt wird? Aus dem sich dann das erneute ergibt?

Für mich könnte der Text sprachlich noch absurder/geschüttelter sein (analog zur Biene), ich finde man sieht, dass der Text gegen Ende immer mehr dort hin will.

Als Ideeverdeutlichung (nicht Vorschlag! und überhaupt nicht ausgreift!):

Titel noch zu überlegen

und dann kommst du
fährst deine lausigkrallen
in meine nische
nimmst dir bärenraum

und ich schüttle mich beiseite
gebe den heimstock
freiweiche deinem übergrenzen
federe meine flügel wund

und wenn du dich sattgestohlen
flügge ich mich müde auf
erschaffe neue klotzbeute
für den wilden flug

Verfasst: 25.10.2009, 20:00
von leonie
Liebe Mucki,

ich bin zu wenig in der "Bienenthematik". Aber was mich verwundert ist, dass der Titel "wider" den wilden Flug heißt und es am Ende "für den wilden Flug" heißt.

Vielleicht habe ich einfach noch nicht genau verstanden, was der "wilde Flug" ist. Ist das, wenn die Bienen ausschwärmen, um ein neues Volk zu bilden?

Das andere leuchtet mir ein, da kann ich auch mitgehen.

Liebe Grüße

leonie

Verfasst: 25.10.2009, 20:00
von Mucki
Hallo Lisa,

es geht hier um ein LI und ein sich bärig verhaltendes LyrDu. LI möchte gerne eine "Wildbiene" sein, doch das Du lässt es nicht zu, LI ist zu schwach, kann sich der Übergrenzung des Du nicht widersetzen. (Deshalb der Titel) So schafft LI erneut eine Klotzbeute, in der Hoffnung, endlich doch irgendwann einmal eine "Wildbiene" zu sein (der letzte Satz). Das fast stereotype Versagen des LI, dieses Vergebliche ist das "autistische Element".
Ich könnte evtl. den letzten Satz etwas klarer gestalten, indem ich ein Wort dazusetze, mit dem diese Hoffnung auf den endlich wilden Flug deutlicher wird. Muss ich drüber nachdenken.
Danke dir für deinen Kommentar.

Saludos
Mucki

Verfasst: 25.10.2009, 20:02
von Mucki
Hallo leonie,

hat sich gerade mit meinem posting an Lisa überschnitten. Dadurch wird es klarer, glaube ich, oder?

Saludos
Mucki

Verfasst: 25.10.2009, 20:03
von leonie
Liebe Mucki,

jetzt habe ich Klotzbeute nachgegoogelt. Es ist eine vom Menschen geschaffene künstliche Behausung für Bienen, steht bei Wiki.
Aber wenn Du das meinst, kriege ich nicht mehr zusammen, wer das lyrIch ist. Zum einen ist da die Identifikation mit der Wildbiene, aber die kann sich doch die künstliche Behausung nicht selbst erschaffen?

Verwirrte Grüße
leonie

Verfasst: 25.10.2009, 20:07
von Mucki
Hallo leonie,

LI fühlt sich gezwungen, in dieser "künstlichen Behausung" zu leben, kommt da nicht raus, nicht gegen das DU an, lässt das Verhalten des DU geschehen und "schafft" deshalb erneut diese Klotzbeute.
LI ist ein Mensch, wie auch das DU. LI möchte aber wild und frei sein, kann es aber nicht.

Saludos
Mucki

Verfasst: 25.10.2009, 20:15
von leonie
Liebe Mucki,

aber dann stimmt es für mich auf der Bildebene nicht. Denn da wäre es ja zugleich Biene und Mensch und das ist nicht stimmig.

Liebe Grüße

leonie

Verfasst: 25.10.2009, 20:55
von Mucki
Hallo leonie,

die künstliche Behausung soll doch eine Metapher sein für die Nicht-Freiheit des LIs, eben das gekünstelte, vorgegebene Leben, in das sich LI gezwungen sieht.
Also für mich funktioniert es. ,-)

Saludos
Mucki

Verfasst: 26.10.2009, 09:46
von Lisa
Liebe Gabriella,

also mit dem variierenden Titel zur Endzeile habe ich keine Probleme, das finde ich sogar spannend, weil dann der Versuch der Biene (ich habe das Gedicht auch so verstanden wie du schriebst) zugleich Freiheit und Flucht bedeutet und eben beides gesprochen wird.
Ich wusste allerdings nicht, dass Klotzbeute ein Fachbegriff ist - hier würde ich leonie zustimmen, die kann die Biene sich ja nicht erschaffen. Warum lässt du sie nicht durch ein geeignetes Verb einfach in die nächste Klotzbeute einziehen? Das würde das Problem auf der Bildebene sofort aufheben. Dass die Wildbiene das lyr. Ich ist, wird meines Erachtens sofort klar. KOnntest du denn mit meinem Vorschlag, den ganzen text ruhig noch etwas autistischer zu gestalten, etwas anfangen oder ist der jetzige Grad für dich stimmig?

liebe Grüße,
Lisa

Verfasst: 26.10.2009, 13:48
von african queen
liebe Gariella,
sei wie eine Wildbiene, fliege wohin du willst, auch wenn der süße Honig lockt,
die Bären sind stark, die wilde Biene aber listig .
Bärenstark der Text, ohne deine Erklärung schwer in die eigentlich Thematik
hineinzufinden.
Allerdings sind mir sofort deine Bilder eingefallen, wo ich meine die gleichen Elemte
zu sehen, wäre das Rot auf dem letzten Bild zum Beispiel Honiggelb, süß und klebrig.
das Schwarz, die Klauen des Bären.
der Kampf um die Freiheit,( innere Freiheit )las ich in deinem Text heraus,
auch in deinen Bildern sehe ich den Zusammenhang.
Mein erster Eindruck.
lg
african queen

Verfasst: 26.10.2009, 14:04
von Mucki
Hallo Lisa,

dass du den Text so verstanden hast, wie ich ihn meinte, finde ich schon mal gut. :)
Warum lässt du sie nicht durch ein geeignetes Verb einfach in die nächste Klotzbeute einziehen? Das würde das Problem auf der Bildebene sofort aufheben.

Ja, das wäre ein Idee. Ich könnte es ja einfach so schreiben (brauche dafür nicht mal ein Verb):

und wenn du dich sattgestohlen
flügge ich mich müde auf
in die nächste klotzbeute
für den wilden flug


KOnntest du denn mit meinem Vorschlag, den ganzen text ruhig noch etwas autistischer zu gestalten, etwas anfangen oder ist der jetzige Grad für dich stimmig?

Es ist für mich stimmig, da ich glaube, dass dieses Autistische deutlich genug herauskommt. Es muss ja auch noch klar bleiben, dass LI zwar in einem fort alles über sich ergehen lässt, aber eben dennoch innerlich kämpft ("schüttle mich beiseite"/federe meine flügel wund").

Ich setze die 2. Variante mal oben ein. Danke dir.

Saludos
Mucki