Hallo Leonie!
Ich habe als ich das gelesen habe sehr an ein anderes Gedicht aus dem Expressionismus denken müssen. Ich weiß allerdings weder Autor, noch Titel - es ging darin um die ersten Eisenbahnen und das bezauberte Schaudern darüber sie ankommen und abfahren zu sehen wie Getüme aus einer anderen Galaxie. Ich wollte es dir aus dem Netz heraussuchen, aber nachdem ich eine halbe Stunde erfolglos gesucht hatte ist der Rechner abgestürzt, weshalb ich mich jetzt wieder deinem Gedicht zuwende
Ich gehe in meinem Kommentar einmal Zeile für Zeile durch, wenn es dir angenehm ist. Das Thema des Gedichtes finde ich schon einmal reizend. (Haha, ich bin ein bisschen übermüdet, deshalb fallen mir gerade manche Worte nicht ein und ich wollte immer schreiben "reizbar"

... egal

)
Zeile1: finde ich ganz gelungen, obgleich ich den Titel so lassen würde und das Gedicht dann gleich mit: jenseits der weißen linie" beginnen würde...(vielleicht) - kannst du dir ja überlegen. Ich finde dann fährt man besser in den 'Zug des Gedichtes' ein
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Zeile2: hat mir am wenigsten gefallen, weil sich das meiner ansicht nach ziemlich doppelt. Das Takten ist ein schönes Wort, was alleine ohne Uhr und 'sekündlich' auskommen würde... Im Begriff der Uhr und der vergehenden Takte liegt ja schon die verrinnende Lebenszeit, denke ich. Deshalb ist auch das 'leben' an dieser Stelle für mich eine Dopplung/Erklärung der anderen Bilder. Vielleicht könnte man schreiben: "vertaktet die zeit" oder sowas - mm...das ist auch nicht gut, ich meine nur, dass ich mich für einen dieser Begriffe (Sekunden, Takte(n), Uhr, Leben) entscheiden und sie nicht alle hintereinander bringen würde. Sonst verblassen sie sich gegenseitig.
Zeile3: "treffen" ist so freundlich. Wieso nicht "schlägt" oder "rammt sich" ? Mochte ich ansonsten sehr.
Zeile4: Ja, die bezieht sich auf die 3. deshalb siehe oben.
zeile5: Ich glaube (auch nach meinem letzten Gedicht-Unfall) dass der Konjuktiv nicht sehr schön klingt in Gedichten. Es kann natürlich auch Ausnahmen geben, aber ich plädiere doch eher für:
"dein warten ist schon bereist/ hinter dir liegt ein bleibender fleck/...."
Zeile6: Schön finde ich das Wort "bereist" im Zusammenhang mit dem Warten.
Zeile7: wie gesagt, ich fände besser: "hinter dir liegt/ ein bleibender fleck"
Zeile8: den fleck finde ich ganz gut, aber ich verstehe nicht wieso er in
Zeile9: unter der Haut liegt, wenn er doch "hinter dir" sein soll. Das ist für mich ein Bruch im Bild - Deshalb würde ich mir da an deiner stelle wieder eines von beiden Aussuchen oder mit der Haut noch etwas anderes machen. Du könntest aber auch direkt nach "fleck" abschließen. das würde mir am besten gefallen... Ich glaube es wäre am eingänglichsten.
So. Am schönsten fand ich das bereiste Warten und das gefährlich sich nähernde Lichterdreieck. Ich hoffe du kannst damit etwas anfangen.
Schönen Abend!
l