Liebe Louisa,
auf Grundsatzdebatten habe ich grundsätzlich keine Lust, aber du sprichst hier ein paar Dinge an, die mich momentan interessieren, deshalb fürchte ich... muss ich dir doch widersprechen
Ich glaube wir beide haben vielleicht grundsätzlich eine andere Wahrnehmung vom Kunstwerk "Gedicht". Ich hatte den Eindruck, du willst mir von dieser Zeile abraten, weil sie "redundant" sei - Wieso dies? Weil danach erklärt wird, was denn "Erinern" sei? Deshalb ist ja nicht gesagt, was es nicht ist.
Ich finde sie nicht redundant.
Du rätst davon auch ab, weil sie wohl unklarer als die anderen scheint. Kein Bild, das man übersetzen kann, deshalb unterschiedlich zu den anderen.
OK. Nur noch: Denken ist ein schwaches Wort für mein Gefühl, den polemischen Gegensatz kann
ich hier eben nicht erspüren, und ich finde den Gedanken dahinter drückt auch Zeile 2 aus.
Ich meinte: "Ich möchte nicht, dass jeder meiner eigenen Intention gehorcht, sondern seine eigene Bedeutung findet."
...und du antwortest, dass es doch hier eine Hilfe gäbe, um "gute Gedichte" zu schreiben.
Ich fürchte, du machst hier selbst Grundsatzdebatten auf, den ich schrieb:
Aber das hier ist doch keine Fabrik zur Herstellung guter Gedichte (oder?) sondern eher so etwas wie eine Hilfestellung bei der Umsetzung deiner Wünsche (natürlich immer unter dem Gesichtspunkt, dass dein maßgebliche Intention ist, gute Gedichte zu schreiben).
Ich gehe davon aus, dass jeder Mensch, was er freiwillig, mit Spaß an der Sache und dazu noch vor Publikum tut, gut tun will - was auch immer er darunter versteht. Wenn du vor dem Wort "gut" Angst hast, weil es für dich objektivierend, die Lyrik anäst(et)h(i)esierend klingt, okay - ich warte seit drei Kommentaren nur darauf, dass ich sehe, dass du verstehst, dass unterschiedliche Schreibweisen etwas anderes bedeuten. Denn nur darum geht es mir ja; wenn du das ignorieren willst, sag es mir bitte (oder wenn du es schon verstanden hast und ich dich nerve usw.)
Was sind gute gedichte?
Ist ein Gedicht deiner Meinung nach "gut", wenn eine klare Aussage des Künstlers aus den Zeilen springt?
Nein.
Ich wollte nur erwähnen, dass ich glaube, wenn es sich hier um Prosa handeln würde, könnte ich dir wol ganz zustimmen. In einem großen Prosawerk will ich auch eine allumfassende Idee klarherauslesen können.
Unsinn.
Ich kann immer noch nicht nachvolliehen, wieso dich die Mehrdeutigkeit dieser Zeile stört, aber es macht mir auch nichts aus.
Ich wüsste nicht, wo ich gesagt hätte, dass die erste Zeile mehrdeutig sei. Vielmehr hast du mir das gerade unterstellt. Insofern teile ich deinen Nicht-Nachvollzug deiner eigenen Interpretation, denn die erste Zeile ist doch überhaupt nicht mehrdeutig. Erinnern =/= Denken. Wenn du damit die Möglichkeit meinst, den Satz auch anders zu lesen wenn man die Schreibweise verändert, dann liegst du damit ebenfalls falsch: dadurch dass dein Gedicht sonst nicht mehr zu einer grammatik-missachtenden Lesart einlädt, ist die erste Zeile determiniert. Dies hast du selbst durch das unsägliche Komma in der dritten Zeile hinter "Immer" verursacht (aber ich verstehe schon, dass es dir, was diese Zeile jedenfalls angeht, schon um die Übertragung einer klaren Bedeutung geht).
Aber ich glaube bei der Lyrik ist das so wie bei Gemälden. Du brauchst heute keine eindeutige "Message", um ein "gutes gedicht" zu verfassen.
Ja und nein. (Vollständige) Eindeutigkeit steht ästhetischem Wert ebenso gegenüber wie Belanglosigkeit.
Das, was ich hier Lyrik nenne sind Schnipsel, zufälllig zueinander gewürfelt... Die haben alle ein großes Thema und jedes Wort seine Bedeutung für mich... und dann hoffe ich, dass diese kleine Colage meines Lebens irgendwen anders anspricht und irgendwer anders seine eigene bedeutung darin findet. Eben genauso wie wenn du dir in einer Ausstellung moderne Kunst ansiehst.
Man kann Lyrik nicht mit solchen sezierenden Blicken sehen, glaube ich. Ich habe das wohl schon mal gemeint, aber für mich empfindet man ein Gemälde oder man erfühlt ein Gedicht oder man tut es nicht.
Das halte ich größtenteils für Quatsch. Wenn der Intellekt ein Skalpell ist, dann sind Gefühle die Tranchiermesser - oft bitter nötig und meist etwas ungenau, wenn es ums Verständnis geht.
Es mag sein, dass dein Text so entstanden ist, aber das heißt nicht, dass er nicht auf vielfältigste - und eben auch 'intellektuelle' - Weise wirksam werden kann. Wie das bei mir funktioniert hat oder nicht, habe ich dir mitgeteilt.
Ich habe ja jetzt noch etwas an der Zeichensetzung und Wortwahl getüftelt (hoffentlich zu deinem Vergnügen).
Keinesfalls. Die für mich entscheidende dritte Zeile liegt in Ruinen und das Wortspiel danach hat sich auch noch nicht entfernt. Einzahltitel ist aber okay.
Ich schätze, dass ich irgendwo in unserer Diskussion nicht ganz verstanden habe, dass du von meiner Perspektive einfach wenig hältst (oder lieber über was anderes redest

) und deshalb auf Argumentation verzichtet hast*; wenn das kommuniziert worden wäre, hätte ich kein Problem damit gehabt.
Naja, ich hab das Gefühl, mich mit meinem insistierenden Gehabe schon etwas lächerlich gemacht zu haben und würde die Diskussion hier erstmal, wenn dir nichts weiter auf den Fingern brennt, beenden. Sehen uns bestimmt beim nächsten Text.
Lieber Max,
dank dir sehr herzlich (vielleicht dieser schon weniger, was?).
Liebe Grüße,
Albert
*Edit: Das war jetzt etwas polemisch; deinen letzten Kommentar verstehe ich schon als argumentierend, nur begreife ich den Zusammenhang zu dem, was ich sagte nicht.