Fado

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.06.2007, 16:39

Endfassung lange Version

Fado

du alte Seele Lisboas
geboren in der trostlosen Mouraria
düstere Heimat ringender Hände
lebendig durch der Aufrechten
wahrhaftige Stimme der saudade
mit jedem Mollton besungen
das Sehnen nach besseren Zeiten
umflorte Erinnerung an heftige Beben
hohe Wellen und grausame Brände
an den Schmerz, so großen Schmerz

Fado
Inbrunst und Stolz
erheben deine samtigen Klänge
vibrierst die Saiten meiner Seele
Fado
berührst längst vergessene Wunden
überflutest meine Sinne
Fado

deinen Nachhall, weinend im Ohr
streune ich aufgewühlt durch die laue Nacht
wie ein Hund, so verloren
durch die engen Gassen der Alfama
lehne mich an Häuserwände
Fado hinter jedem Fenster, jeder Türe
kühle meine Tränen an bunten Azulejos
traurige Liebe erschwert mir jeden Schritt
beim Erklimmen der so steilen Treppen
irre durch die verwinkelten Wege
Kopfsteinpflaster hallt von altem Schmerz
rostige Laternen mit gesenkten Köpfen
stauben mattes Licht müde
in meine Wehmut, so große Wehmut

Fado
Inbrunst und Stolz
erheben deine samtigen Klänge
vibrierst die Saiten meiner Seele
Fado
berührst längst vergessene Wunden
überflutest meine Sinne
Fado

kämpfe mich durch wallende Fetzen
den Hügel hinunter zur Baixa
bohêmes Labyrinth voller Anmut
verwilderter Katzen und sprödem Charme
sich langsam entblätternder Fassaden
horche voller Sehnsucht in dämmrige Hinterhöfe
die so vertrauten Klänge beleben mein Gemüt
hüte jeden Ton in meinem Herzen
verweile lange am Ufer des Tejo
versinke in deiner Tiefe, so großen Tiefe

Fado
Inbrunst und Stolz
erheben deine samtigen Klänge
vibrierst die Saiten meiner Seele
Fado
berührst längst vergessene Wunden
überflutest meine Sinne
Fado

seufzend fließt du dahin, grauer Tejo
eine Brise lässt mein langes Haar fliegen
wie meine suchenden Gedanken
Fado
bist du Spiegel meines Schicksals
streichelst mich wie eine Liebkosung
erkenne meinen Weg in dir
deine Geburt, deinen Schmerz
deine Klage wie deinen Stolz
schenkst mir Licht, endlich Licht

Fado
du lässt mich ankommen
in meiner eigenen Melodie
Seelengesang



Fado (übersetzt: Schicksal) : portugiesischer Klagegesang
Mouraria: altes Armutsviertel in Lissabon
saudade: Weltschmerz
Alfama: Altstadt Lissabons
Azulejos: farbige Fliesen (innere und äußere Wandverkleidung vieler Häuser)
Baixa: Unterstadt, liegt direkt am Tejo
Tejo: Name des Flusses, an dem Lissabon liegt



Endfassung kurze Version

Fado

du alte Seele Lissabons
Stimme des tiefen Schmerzes
Schicksal verdrängt und doch
nie vergessen

mit jedem Mollton belebt
trauriger Liebe Erinnerung
bringt Saiten der Sehnsucht
zum Schluchzen

und ich komme an
in meiner eigenen Melodie
Seelengesang



2. Version lange Fassung

Fado

du so alte Seele Lissabons
geboren in der Mouraria
dunkle Heimat leerer Hände
lebst weiter durch der Beherzten
wahrhaftige Stimme der saudade
besingst mit jedem Mollton
Sehnen nach besseren Zeiten
erinnerst umflort an heftige Beben
hohe Wellen und grausame Brände
an die Not, so große Not

Fado
voller Inbrunst und Stolz
erheben sich deine samtigen Klänge
vibrierst die Saiten meiner Seele
Fado
berührst längst vergessene Wunden
überflutest meine Sinne

aufgewühlt streune ich nachts
wie ein verlorener Hund
durch die engen Gassen der Alfama
meine Augen – von Tränen verschleiert
sehen die farbigen Azulejos nicht
traurige Liebe erschwert mir jeden Schritt
beim Erklimmen der so steilen Treppen
irre durch die verwinkelten Wege
Kopfsteinpflaster hallt von altem Schmerz
rostige Laternen mit gesenkten Köpfen
stauben mattes Licht müde
in meine Wehmut, so große Wehmut

Fado
voller Inbrunst und Stolz
erheben sich deine samtigen Klänge
vibrierst die Saiten meiner Seele
Fado
berührst längst vergessene Wunden
überflutest meine Sinne

kämpfe mich durch wallende Fetzen
den Hügel hinunter zur Baixa
bohêmes Labyrinth voller Anmut
verwilderter Katzen und sprödem Charme
sich langsam entblätternder Fassaden
horche voller Sehnsucht in dämmrige Hinterhöfe
die so vertrauten Klänge beleben mein Gemüt
hüte jeden Ton in meinem Herzen
verweile lange am Ufer des Tejo
versinke in deiner Tiefe, so großen Tiefe

Fado
du lässt mich ankommen
in meiner eigenen Melodie
Traumgesang


1. Version Lange Fassung

Fado

alte Seele Lissabons
geboren in Mouraria
dunkle Heimat derer mit leeren Händen
wiederbelebt durch der Beherzten
wahrhaftige Stimme der saudade

besingst mit jedem Mollton
Sehnen nach besseren Zeiten
erinnerst umflort
heftige Beben
hohe Wellen
grausame Brände
hilflose Pflaster der Not
ins Heute

und doch erheben sich deine Klänge
voller Inbrunst und Stolz
lässt die Saiten meiner Seele vibrieren
deine Weichheit sich in mich schmiegen
überflutest meine Sinne

aufgewühlt streune ich nachts
wie ein Hund
durch die engen Gassen der Alfama
beachte – durch Melancholie verschleiert
die Azulejos nicht
schmuckes Kleid so mancher Bauten
sehe meine traurige Liebe
von Gestern

erklimme steile Treppen
die kein Ende nehmen wollen
irre durch verwinkelte Wege
Kopfsteinpflaster hallt von altem Schmerz
rostige Laternen mit gesenkten Köpfen
stauben mattes Licht
in meine Wehmut

kämpfe mich durch wallende Wäsche
den Hügel hinunter zur Baixa
bohêmes Labyrinth voller Anmut
verwilderter Katzen und sprödem Charme
sich entblätternder Fassaden

horche in lauschige Hinterhöfe
die so vertrauten Klänge beleben mein Gemüt
verweile am Ufer des Tejo
versinke in den Tiefen des Fado
du lässt mich ankommen
in meiner eigenen Melodie
Traumgesang


3. Version Kurzfassung

Fado

du alte Seele Lissabons
Stimme des tiefen Schmerzes
Schicksal verdrängt und doch
nie vergessen

mit jedem Mollton belebt
trauriger Liebe Erinnerung
bringt Saiten der Sehnsucht
zum Schluchzen

und ich komme an
in meiner eigenen Melodie
Traumgesang


2. Kurzfassung

Fado

du alte Seele Lissabons
wahrhaftige Stimme des Schmerzes
verdrängtes Schicksal und doch
nie vergessen

wiederbelebt mit jedem Mollton
wird traurige Liebe Erinnerung
deine Melancholie bringt die Saiten
meiner Sehnsucht zum Schwingen

du lässt mich ankommen
in meiner eigenen Melodie
Traumgesang



1. Fassung

fado

du alte seele portugals
wahrhaftige stimme des schmerzes
verdrängtes schicksal und doch
nie vergessen

wiederbelebt mit jedem mollton
geleitest mich durch die gassen lissabons
traurige liebe wird erinnerung
deine melancholie bringt die saiten
meiner sehnsucht zum schwingen

traumgesang

© Mucki
Zuletzt geändert von Mucki am 25.06.2007, 13:41, insgesamt 8-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.06.2007, 22:38

Hallo Moshe,

ja, ein langer Klagegesang, wohl wahr. Ich kenne ähnliche Klagegesänge aus dem Indio-Klagegesang. Das wirkliche, echte Gefühl des Fado kann man wohl wirklich nur richtig erleben, wenn man in Portugal lebt.
Kannst du portugiesisch, Moshe? Ich würde es so gern übersetzt haben.
Schön, dass du hier reingeschaut hast,-)
Saludos
Mucki

Trixie

Beitragvon Trixie » 21.06.2007, 22:50

Ich hätte da Connections, falls Moshe es nicht kann...Ich hab mich schon informiert, weil ich es auch so gerne übersetzt hätte..Ich selber trau mich da nich ran...
Ich finde übrigens auch die Strophe mit den rostigen Laternen am schönsten. Und das mit den Katzen, hehe...

Um eine Zeile aus einem anderen Fado zu zitieren: espero a noite..
Ich warte jetzt auch auf die Nacht und mach mich bereit für mein Bett!

Adeus
Trixie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.06.2007, 22:57

Hallo Trixie,

das wäre toll. Aber warten wir erstmal ab, ob die Endversion, also Fassung 2, so bleiben wird.
Schlaf gut!
Mucki

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 21.06.2007, 22:57

Leider sind meine Kenntnisse zu rudimentär. Ich kann sehr viel verstehen, aber wenig ausdrücken und schon garnicht so eine Übersetzung machen.

Trixie, lass deine Verbindungen spielen. Ich werde auch mal schauen.

Eine gute Nacht ohne Klage wünscht

Moshe

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.06.2007, 22:58

Meinst du denn, man kann die Version 2 so lassen, Moshe?
Oder hast du Änderungs/Ergänzungsvorschläge?
Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 21.06.2007, 23:23

Liebe Mucki,

Mir gefällt das so sehr gut. Es ist stiller und erzeugt Schluchzen in mir.

Du hast es durch das Streichen von "mich", "deiner", "meine" ein bisschen distanzierter werden lassen. Eigentlich wollte ich ja gerade die "persönliche" Berührung ausdrücken.
Für mich ist die Berührung viel stärker, durch das langsame Antasten an das: und ich komme an ... da wird es dann ganz stark persönlich. Davor hört das LI den Fado, und dann am Ende das Oh! ICH komme an durch diese Melodie. Das finde ich stark.

Klingt "die Melancholie" nicht schöner als "melancholisch" und
Mir sind dort an der Stelle die Substantive zu geballt, daher mein Vorschlag. Wenn es nach mir ginge, würde ich das Wort ganz streichen, denn alles, was dort steht ist absolute Melancholie, das muss nicht explizit erwähnt werden. Dann muss es aber wieder "bringt" heißen.

mit jedem Mollton belebt
trauriger Liebe Erinnerung
melancholisch bringst Saiten
der Sehnsucht zum Schluchzen

ist "Schluchzen" nicht zu "jammernd" statt "Schwingen"?
Also ich finde der Fado schluchzt. er schluchzt rau. Das ist kein Jammern, das ist viel mehr als weinen, das ist Fado, wie ich ihn verstehe.

Lieben Gruß
ELsie
Schreiben ist atmen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 22.06.2007, 00:40

Liebe Elsie,

ok, deine Argumente leuchten mir ein. Ich stelle es als Kurzfassung oben ein. So gibt es zwei Fassungen, eine kurze und eine lange.
Danke dir!
Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 22.06.2007, 08:42

Liebe Mucki,

das ist gut! Ich mache das auch gern, wenn ich beide Versionen eines Textes mag.

Und nun mag ich das so gern von deiner sanften, melodiösen Stimme hören!

Lieben Gruß
ELsie
Schreiben ist atmen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 22.06.2007, 12:28

Liebe Elsie,

Und nun mag ich das so gern von deiner sanften, melodiösen Stimme hören!


Das werde ich gerne machen, wenn auch die lange Fassung fertig ist, dann lese ich beide.

Saludos
Mucki

Mucki
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Beitragvon Mucki » 22.06.2007, 13:01

Hallo Moshe,

hast du, gerade, weil du solch einen Bezug zum Fado hast, Änderungs- oder Ergänzungsvorschläge für mich bezüglich der langen Version?

Mein Augenmerk gilt jetzt der langen Version, die im Kopfposting ganz oben steht.

Ich habe auch überlegt, ob ich einen Refrain einbauen könnte, wie er ja auch in den Fado-Liedern vorkommt.

Nur, was für einen?

Was hältst du von dieser Idee?

Wäre dir dankbar für Vorschläge, weil ich glaube, dass die lange Fassung so noch nicht stimmig ist. Ich möchte noch mehr Gefühl da hineinbringen, ohne, dass es zu "triefend" wird.

Saludos
Mucki

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 22.06.2007, 15:23

Liebe Mucki!

Die Sache mit dem Refrain ist ohne Frage eine sehr gute Idee, und da bietet sich die dritte Strophe doch ganz prima an. (Ich finde hier wird ja den Ansatz zum Kern der ganzen Sache)
Außerdem würde ich die ersten beiden Strophen zusammenfassen, so dann die vierte und fünfte, sowie die sechste und siebente, und die dritte Strophe jeweils als Refrain dazwischen setzten.

Dann hättest du schonmal ne Grundstruktur zum einem Song.

Für eine Fein-Arbeit bitte ich um ein bischen mehr Geduld, wäre aber schön wenn du mir mitteilst, was du von meinen Ideen hälst.

Sodann müßtest du in einem letzten Schritt den Text an den Rhytmus anpassen.

So long

Moshe

Mucki
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Beitragvon Mucki » 22.06.2007, 16:34

Hallo Moshe,

danke dir!
Da hast du mir ein paar gute Anregungen gegeben. Ich werde mal damit rumspielen.
Übrigens, mir fiel, nachdem ich jetzt dauernd verschiedene Fados höre, auf, dass der Name Fado selbst, immer wieder in den Gesängen auftaucht. Deshalb werde ich versuchen, diesen Namen auch in den Refrain zu nehmen. Mal schauen,-)

Und ja, mit dem Rhythmus anpassen, das wird wohl dann zum Schluss die Feinarbeit werden und die Schwierigste zugleich.
Saludos
Mucki

Mucki
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Beitragvon Mucki » 22.06.2007, 17:58

Habe eben eine zweite Fassung der langen Version eingestellt.
Was meint ihr?
Kommt der Fado besser rüber?

Habe einiges am Text geändert, einen Refrain eingefügt und immer eine Wiederholung an den Enden der einzelnen Strophen dazwischen.
Saludos
Mucki

lagunkel

Beitragvon lagunkel » 22.06.2007, 19:05

Liebe Mucki,

ich habe zuerst deine neue Version gelesen, also die zweite, lange Fassung, allerdings nicht alle Kommentare, sorry, etwas in Zeitnot...
Ich wollte dir dennoch gerne ein paar Zeilen widmen, weil mich dein Gedicht, dein Fado, sofort angesprochen hat. Die anderen Versionen las ich auch, konnte mich jedoch für keine so begeistern, wie für die zuerst gelesene (letzte) Fassung.
Mehr wollte ich gar nicht los werden, Gefällt mir ausgesprochen gut, habe direkt Musik im Ohr und ein wehmütiges Gefühl im Herz. Schön. Danke.

Liebe Grüße

Rebekka


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