die jahre lassen mich
mager zurück
kind um kind
füllt seinen koffer
gürtet ihn
mit einem rest nabelschnur
es rollt die fracht
zur haltestelle
über den berg
geht
soll landschaften urbar machen
die jahre ...
Du brauchst nur das Glück, einen ungewöhnlichen Kommentar zu bekommen, der zu weiteren Kommentaren reizt, die zu weiteren Kommentaren reizen. Kommentar um Kommentar. Füllen den Faden.Amanita hat geschrieben:Hätte ja nie gedacht, so viel Diskussionsstoff zu bieten ...
Zefira, da steht doch „die Jahre lassen mich mager zurück“. Hat nun das LyrI ihre Kraft in die Kinder investiert und sich selbst vernachlässigt? Aber ich meine, Kinder zu haben und zu erziehen ist selbst eine Erfüllung. Und da kann man im Nachhinein nicht sagen, die „Kinderjahre“ lassen mich mager zurück. Mager zurück bleibt man vielleicht, wenn die Kinder der eigene Lebensinhalt bedeuteten. Dann wäre das „mager zurückbleiben“ auf einen individuellen Lebensführungsfehler zurückzuführen und nicht auf die anstrengenden „Kinderjahre“. Denn es ist doch NICHT so, dass wer Kinder hat, seine eigene Person aufgeben muss, im Gegenteil, man sollte seine starke Persönlichkeit den Kindern vorleben. Wenn man nur für seine Kinder da ist, sie quasi ein großer Teil von einem selbst sind, wäre es eine bedenkliche, ja pathologische Entwicklung.
LG Kurt
LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
ich mag den text auch und kann ihn auch gut nachvollziehen. dieses "mager" ist nicht nur negativ zu verstehen, die mutter hat eben viel gegeben, viel geleistet, eben damit die kinder ihre koffer füllen können!
"will" landschaften urbar machen, wäre für mich auch eine passende lesart.
"will" landschaften urbar machen, wäre für mich auch eine passende lesart.
Nera, es ist doch eine kitschige Aussage, die Kindererziehung ließe einen erschöpft zurück. Diese Vorstellung von aufopfernder Mutter. Es ist doch so, dass man sich ständig auch wieder regeneriert.
LG Kurt
LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
Hallo Diana,
"will" war meine erste Version, das klang für mich aber zu "kleinkindhaft" - "ich" will, präsentiere mich vielleicht sogar als peinlicher Kraftmeier. Das fände ich dann doch missverständlich.
Kurt, wir reden aneinander vorbei. Beziehungsweise unsere beiden Positionen stimmen vermutlich. Allerdings glaube ich eher nicht, dass Du die Erfahrung gemacht hast, die ich meine: etwa zwanzig Jahre hat man sich - auf veränderliche Weise, klar - ums Kind gekümmert. Und dann schwirrt es ab, in die Welt hinaus. Ich habe das jetzt zweimal durch und kann sagen: Man fühlt sich komisch. Ja, "abgemagert" und in einem unbegreiflichen Zeitraffer gealtert. Und genau zu diesem Zeitpunkt spürt man auf ganz eigenartige Weise, wie anstrengend die zurückliegende Zeit wirklich war. Mag sein, dass es auch Erfüllung bedeutet, wenn die Kinder selbstständig werden - denn das war ja das Ziel -, aber diese Empfindung tritt denn doch zeitweise zurück. Ich habe dieses Gemenge, das in sich durchaus alles andere als logisch ist, versucht im Gedicht auszudrücken.
"will" war meine erste Version, das klang für mich aber zu "kleinkindhaft" - "ich" will, präsentiere mich vielleicht sogar als peinlicher Kraftmeier. Das fände ich dann doch missverständlich.
Kurt, wir reden aneinander vorbei. Beziehungsweise unsere beiden Positionen stimmen vermutlich. Allerdings glaube ich eher nicht, dass Du die Erfahrung gemacht hast, die ich meine: etwa zwanzig Jahre hat man sich - auf veränderliche Weise, klar - ums Kind gekümmert. Und dann schwirrt es ab, in die Welt hinaus. Ich habe das jetzt zweimal durch und kann sagen: Man fühlt sich komisch. Ja, "abgemagert" und in einem unbegreiflichen Zeitraffer gealtert. Und genau zu diesem Zeitpunkt spürt man auf ganz eigenartige Weise, wie anstrengend die zurückliegende Zeit wirklich war. Mag sein, dass es auch Erfüllung bedeutet, wenn die Kinder selbstständig werden - denn das war ja das Ziel -, aber diese Empfindung tritt denn doch zeitweise zurück. Ich habe dieses Gemenge, das in sich durchaus alles andere als logisch ist, versucht im Gedicht auszudrücken.
ach kurt, wieviele kinder haste? und es gaht gar nicht nur um mütter, sondern auch um väter und schon gar nicht um aufopferung. es geht manchmal schlicht um erschöpfung. zb. weil du nächtelang nicht schläfst. oder weil du dir sorgen machst und und und... meine sind groß und ich mache mir immer noch sorgen. iss nun mal so.
Da ich wie Nera eine Vierkind-Mutter bin, gehen wir da ziemlich konform in unseren Erfahrungen. Nix Aufopferung, nix Kitsch - dafür ständiges Entscheidenmüssen (wie Herumeiern auf'm Schwebebalken - was kannste verantworten, was nicht mehr? Genau: Sorgen, die hat man dann einfach, ob man will oder nicht, und die können wirklich zehren ...)
Da ich zweifachvater bin, der die ersten 9 Jahre der babyaufzucht widmete, weiß ich zu berichten, dass die Kinder einen mager zurücklassen. Es hat nichts mit Aufopferung und sich selbst vergessen zu tun. Kinder sind nun mal anstrengend und als aufziehender hast du einen 24 Stunden Job. Du bist einfach jetzt nicht dran, sondern die Kinder. Und nichts davon bereut man. Im Gegenteil!
Beste Grüße - Niko
Beste Grüße - Niko
Na gut, angenommen es ist so. Nun wurde es dann literarisch eins zu eins übertragen. Ich schaue mir ja immer die Bachmannpreis-Lesungen an, um der Literatur auf die Schliche zu kommen. Und da hat eine mal etwas vorgetragen, wo ich mir gleich sagte wie im richtigen Leben. Die Jury allerdings meinte, literarisch ginge das garnicht. Ich fürchte hier mit diesem Text würden sie genauso verfahren. Abba det is auch für mich ein Grund, an der hohen Literatur zu rütteln.
LG Kurt
LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
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Lach, Kurt, ich habe den Text weder dort noch sonstwo eingereicht.
Fände aber generell das Argument "wie im richtigen Leben geht gar nicht" ziemlich daneben.
Selbst hier spielte das ja zunächst auch gar nicht die entscheidende Rolle. In immerhin 4 Seiten haben wir im Übrigen ganz nett geplaudert - solch ein Wort-Gefolge kann nicht jedes Gedicht von sich erwarten.
Nera, ich wollts ja nicht so explizit sagen ... eine solche Verklärung der Mutterschaft wäre für mich auch Kitsch pur! Mein erster Gedanke!
Fände aber generell das Argument "wie im richtigen Leben geht gar nicht" ziemlich daneben.
Selbst hier spielte das ja zunächst auch gar nicht die entscheidende Rolle. In immerhin 4 Seiten haben wir im Übrigen ganz nett geplaudert - solch ein Wort-Gefolge kann nicht jedes Gedicht von sich erwarten.
Nera, ich wollts ja nicht so explizit sagen ... eine solche Verklärung der Mutterschaft wäre für mich auch Kitsch pur! Mein erster Gedanke!
Mamamia, da kommen se der Reihe nach und erzählen mir, dass Kindererziehung einen auslaucht, alles dreht sich nur um die Blagen, und gehen die ihre eigenen Wege, können alle Amanitas „die Jahre lassen mich mager zurück“ nachvollziehen. Für mich ist das eine kitschige und falsche Schlussfolgerung aus der Vergangenheit, die selbst die Vergangenheit verfälscht. Es stellt sich dieser Zusammenhang in unser Vorstellung dar. Es ist uns so geläufig, dass wir gar nicht merken, dass wir einem Trugbild aufgesessen sind.
Selbst ein Lachs der sich soeben noch flussaufwärts gequält hat, um zu Laichen, und der dann anschließend zurückbleibt zum Sterben, hat ein eigenes Leben geführt, hat anderen Fischweibern nachgeschaut, hat gut gegessen, hat geliebt und auch schlechte Zeiten durchlebt. Wenn der Filmsprecher von dem Lachsfilm uns am Ende sagt, das Leben des Lachses hätte sich darin erschöpft, die Art weiterleben zu lassen, der einzelne Fisch bliebe ausgemergelt zurück, so wäre es eine kitschige Aussage.
Und wenn Amanita die Vorstellung äußert, nach all den Jahren mager zurückgeblieben zu sein, so kommt es ihr nur so vor; in Wirklichkeit hat sie ja jede Sekunde der vergangenen Jahre gelebt, geliebt und gelitten. Da brat mir doch einer nen Storch, wenn die Frau nicht voll auf den Putz gehauen hat. Es waren also fette Jahre und die lassen einen nicht mager zurück.
Selbst ein Lachs der sich soeben noch flussaufwärts gequält hat, um zu Laichen, und der dann anschließend zurückbleibt zum Sterben, hat ein eigenes Leben geführt, hat anderen Fischweibern nachgeschaut, hat gut gegessen, hat geliebt und auch schlechte Zeiten durchlebt. Wenn der Filmsprecher von dem Lachsfilm uns am Ende sagt, das Leben des Lachses hätte sich darin erschöpft, die Art weiterleben zu lassen, der einzelne Fisch bliebe ausgemergelt zurück, so wäre es eine kitschige Aussage.
Und wenn Amanita die Vorstellung äußert, nach all den Jahren mager zurückgeblieben zu sein, so kommt es ihr nur so vor; in Wirklichkeit hat sie ja jede Sekunde der vergangenen Jahre gelebt, geliebt und gelitten. Da brat mir doch einer nen Storch, wenn die Frau nicht voll auf den Putz gehauen hat. Es waren also fette Jahre und die lassen einen nicht mager zurück.
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
Vielleicht ist mit "mager" der jetzige Verlust gemeint.
Samstag: Fette Party mit den Kindern
Sonntag: Fett
Montag: Fett
Dienstag: Fett
Mittwoch: Die Kinder gehen hinaus
Donnerstag: Mager
Freitag: Mager
Ich will damit vorschlagen: Der Wechsel zum mageren ist ein plötzlicher Einschnitt, und nicht ein langer Prozess in der Vergangenheit.
Samstag: Fette Party mit den Kindern
Sonntag: Fett
Montag: Fett
Dienstag: Fett
Mittwoch: Die Kinder gehen hinaus
Donnerstag: Mager
Freitag: Mager
Ich will damit vorschlagen: Der Wechsel zum mageren ist ein plötzlicher Einschnitt, und nicht ein langer Prozess in der Vergangenheit.
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