dein gelächter zerblutet ( war: röter als zinnober)

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 01.12.2007, 13:38

3. Fassung

dein gelächter zerblutet

jegliche hoffnung
achja hoffnung was für ein plattes wort
an die ich mich klammerte

verblödet vor liebe
jahr um jahr in weiß gekleidet

das half wirklich gegen dein brüllen

nachbarliche augenblitze schüttelte ich
von den schultern ehe sie sich einbrannten
alles wird gut – flüsterte ich

bis zu diesem morgen
mit deinem zinnoberlachen


gestrichen: verbrämt stellte ich sie
auf den altar (danke, aram)



2. Fassung

rot

zerblutet dein gelächter
jede weitere hoffnung
(achja hoffnung: was für ein plattes wort)
an die ich klammerte

schmückte sie mit kränzen
aus vergissmeinnicht
jahr um jahr in weiß gekleidet
das half wirklich gegen dein brüllen

nachbarlichen augenblitzen entwich ich
ehe sie sich einbrannten

alles wird gut – flüsterte ich
mit winziger stimme
bis zu diesem morgen heute
mit deinem zinnoberlachen

es frisst das quäntchen liebe auf
macht mich erschreckend frei




danke an Gerda und smile!




1. Fassung

röter als zinnober
zerblutet dein gelächter
jede weitere hoffnung (was für ein plattes wort)
an die ich klammerte: äffchengleich

schmückte sie mit kränzen aus vergiss-mein-nicht
jahr um jahr in weiß gekleidet
das half wirklich gegen dein brüllen
(nachbarliche augenblitze schüttelte ich von den
schultern ehe sie sich einbrannten)

alles wird gut – flüsterte ich mit winziger stimme
bis zu diesem morgen heute mit deinem zinnoberlachen

es frisst das quäntchen liebe auf (macht mich erschreckend frei)
die kränze nehme ich mit mir und laufe davon


[size=90](c)Elsa Rieger
Zuletzt geändert von Elsa am 15.02.2008, 23:36, insgesamt 4-mal geändert.
Schreiben ist atmen

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 17.02.2008, 10:58

Lieber Jürgen,

fein, das freut mich!

Achja, hm, ich schreib das immer zusammen, tut man das nicht?

Schönen Sonnensonntag auch,
ELsa
Schreiben ist atmen

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 17.02.2008, 11:03

Hallo Elsa,

Jepp. hier scheint auch die Sonne und gleich gehen wir spazieren :-)

Ich schreibe es immer auseinander. Wirklich wichtig ist es wahrscheinlich nicht.

Schöne Grüße

Jürgen

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 17.02.2008, 11:20

Lieber Jürgen, dann viel Spaß euch dabei!

Achja, ein Frühlingsahnen! ;-)
Ich lasse es mal zusammen geschrieben stehen.

Lieben Gruß
ELsa
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Beitragvon Klara » 17.02.2008, 17:27

Hallo Elsa,

ich glaube, das ist noch nicth fertig. Entweder, da steht zu wenig oder zu viel. Da ist etwas, das stark ist, aber es stimmt glaub ich noch nicht.
(Nebenbei: Das Thema macht mich unglaublich wütend, aber das führt hier jetzt zu weit.)

Die Wortschöpfung "zerbluten" empfinde ich als unglücklich. Zu dramatisch. Ich stelle mir einfach kein Bild vor, in dem sich das Lachen und Blut und "zer" verbinden könnten.

Diesen Absatz find ich am stärksten:
nachbarliche augenblitze schüttelte ich
von den schultern ehe sie sich einbrannten
alles wird gut – flüsterte ich

Und doch ist gerade er chrono-unlogisch. Brannten sich die Blitze nun ein oder nicht? Das Lyrich kann sie do ch nicht abschütteln, ehe sie sich einbrannten. Was ist gemeint: Ehe sie sich einbrennen konnten? (Ehe "ich" darüber hätte nachdenken müssen?) Ist da übrigens kein Ärger über die Nachbarn, die nicht helfen, die nur hinterm Rücken reden, Voyeure, hilflose Feiglinge allesamt? Oder brennen sie sich doch ein? Dann kann man sie nicht abgeschüttelt haben!

Ich würde schreiben (aber das ist dann nicht dein Text, ich weiß ja), und ich würde wahrscheinlich Prosa draus machen:

dein gelächter zerhackt jede hoffnung, endlich, achja hoffnung was für ein plattes wort, eine schmilzende eisscholle, an die ich mich lange klammerte, lange.

verblödet vor liebe jahr um jahr in weiß gekleidet, aber das
das half wirklich gegen dein brüllen! und die augeblitze der nachbarn, ihr stummes mithacken, schüttelte ich mir von den schultern ehe sie sich einbrennen konnten, hab genug gebrannt allein, ich brauchte sie nicht, diese memmen, ich brauchte sie nicht, was für eine hoffnung, brauchte ich, flüsterte alles wird gut, bis zu diesem morgen mit deinem blutlachen. endlich.


lieber gruß
klara

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 17.02.2008, 17:40

Liebe Klara,

das ist ein wunderbarere Prosatext, ja genau, genau, das will ich sagen.

Aber ich lasse es nun mal so stehen, vielleicht krieg ich noch mehr in meinen Elsa-Bildern zusammen, und ja, wütend macht es mich auch.

Augenblitze: ja, ehe sie darüber nachdenken müsste, schüttelt sie die besorgten Blicke ab, sie will es nicht sehen, nicht hören, sie will nur die Illusion aufrecht erhalten, dass sie sich nicht getäuscht hat in ihm, das doch was Gutes, Liebes, Wahres hinter allem sein muss.

zerblutet steht für: zerfetzt, macht blutleer, was sie an Hoffnung nährte. Hm ...

Vielen Dank für deine Überlegungen, mal sehen, ob ich es noch genauer machen kann.

Lieben Gruß
Elsa
Schreiben ist atmen

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 17.02.2008, 19:29

Hallo Elsa,

für mich ist die Prot. in den ersten beiden Versionen glaubwürdiger. Die Wut, die durch das "verblödet" anklingt und in Klaras Prosafassung die Zeilen bestimmt, scheint mir nicht zu der Persönlichkeitsstruktur der Prot. zu passen. Gerade deshalb fand ich die letzten beiden Zeilen spannend, weil sie eben nicht diese plötzliche Kraft/ Wut/ Stärke herbeizitierten, sondern das Erschrecken, das im Erkennen der Situation liegt.

liebe Grüße smile
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 17.02.2008, 23:43

Liebe smile,

danke für deine Sicht. Wie gesagt, ich muss noch etwas überlegen.
Ja, die Prot. hat sich verändert, stimmt. Vielleicht ist ist sie stärker geworden durch den Leidensdruck?

Im Moment ist das die richtige Version für mich, kann sich aber wieder ändern. Das ist ein "Niemals fertig Gedicht", ich seh das schon :-)

Lieben Gruß
Elsa
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