Hallo,
ich finde den text gelungen. Ich finde zwar auch , dass sein Aufbau noch etwas klarer (flüssiger) sein könnte, bis er in die letzte Strophe taucht, aber das ja auch zu schaffen.
Das Ende ist für mich so stimmig, wie es ist (man könnte das letzte und streichen vor „werden jung“, weil es sich um „ein“ Bild handelt.), aber das, was das Bild transportieren soll, was ich erwarte, trägt das Bild für mich - die Musik taucht plötzlich einem Tunnel auf und holt einem aus dem Moment heraus und man lauscht...um diese magie geht es doch...
Ich finde eher den Anfang noch etwas zu „ungehobelt“,
Den Perspektivenwechsel kann ich gut verstehen: Erst ist das lyr. Ich in diesem Fluss, und dann – eben durch die Musik – nicht mehr, es ist stehen geblieben, lauscht der Musik und kann dadurch zum Betrachter dessen werden, dessen Teil es vorher war. Für mich passt das, weil das Gedichte ja auf zwei Momente hingeschrieben ist – Eilen und Verweilen und so der Perspektivwechsel ausdrückt, was in dem Gedicht (mit dem lyr. Ich) geschieht.
Womit ich die meisten Schwierigkeiten habe, ist das „nervös“ und das „aus Leben und aus Arbeit“ (wenn das so bleibt wäre ich auch dafür, das „aus“ zu streichen). Ich könnte mir beiden Worten eine Streichung vorstellen, weil das pulsen alleine stärker ist als das „nervös pulsen“ finde ich...das aus Leben und Arbeit, finde ich lyrisch noch nicht perfekt umgesetzt...ich muss bei Arbeit auch immer an die Arbeit der Tunnelarbeiter denken, aber die ist ja gar nicht gemeint (denke ich?)
Aram: Diesen Einwand verstehe ich noch nicht ganz:
"am ende des tunnels aus leben und arbeit" verstehe ich nicht ...ist am ende des tunnels kein leben mehr?
ich lese den Tunnel (den U-Bahn-Schacht) AUS Leben und Arbeit (Leben = Menschen, die sich bewegen...das schließt ja nicht unbedingt aus, dass am Ende des Tunnels kein Leben ist? Also wie ein Tunnel aus Stein...dann heißt das ja auch nicht, dass wenn der Tunnel zuende ist, automatisch nichts mehr aus Steinen da ist? (man, das klingt jetzt doof..aber ich kann es nicht anders erklären )
„problematisch“ finde ich die Passage aber wie gesagt auch.
Meine Idee daher:
Mozartjahr, Chatelet, 18:15 Uhr
Wir pulsen
durch die Adern
der Stadt
Doch dann
am Ende eines Tunnels
dieses Kammerorchester
und das Salzburger Divertimento*
Menschen fluten vorbei
nur manchmal
stockt
der Fluss
und einer
bleibt stehen
Die Mauern
knien nieder und lauschen
werden jung
Das wären meine Ideen (habe die Setzung auch ein bisschen verändert). Die „Leben und Arbeit-Stelle“ könnte für mich dann noch bearbeitet werden.
Lieber Nifl,
ich finde deine Kritiken immer sehr treffend und frisch, aber ich kann in diesem Fall schon verstehen, warum ein Autor - auch einer, der nicht zart besaitet ist - dich ab einer gewissen Stelle alleine lässt (lassen will) mit deiner Kritik. Ich glaube, das Schlussbild kann nicht begründet/aufgeschlüsselt werden, wie du es verlangst. Entweder fängt es einen ein oder eben nicht. Und bei dir scheint das nicht der Fall zu sein, wie das ja oft (meistens!) der Fall ist, wenn man Lyrik liest und was auch völlig legitim ist. Ob das eine Schwäche des Bildes ist oder ob Empfindung von Leser und Bildwelt dabei einfach nur nicht zueinander kommen, ist wohl objektiv ebenso wenig auszumachen.
Ich glaube, ich hätte an Max Stelle auch ab einem gewissen Punkt gesagt: ich will das nicht erklären (weil es unmöglich ist) und es gut sein lassen wollen, vor allem, weil man das Bild in meinen Augen nicht "bearbeiten" kann, um den Fehler, den du bemängelst, zu beheben? Ich glaube, das Bild ist fertig ,wie es ist, soll
hier heißen: unveränderbar in die Richtung, die nötig wäre, es dir näher zu bringen.
Aram hat zum Beispiel in meinen Augen den Text viel grundsätzlicher infrage gestellt bzw. kritisiert als du, aber auf eine Weise, die es zulässt, darüber zu kommunizieren, etwas in Gang zu setzen. Das vermisse ich bei deiner Kritik und deshalb kann man als Autor auch darüber enttäuscht und wütend werden, sollte sich aber (Blick wechselt zu max) vielleicht doch mit etwas mehr Humor davon distanzieren können.
Aus der Antwort auf deinen Kommentar von dir dann aber zu folgern, gar nicht mehr in die Lyrik zu gucken, finde ich dann aber auch eine Verallgemeinerung, die man so nicht machen müsste (und vor allem, eine Verallgemeinerung, die selbst ein bisschen „zart besaitet“ klingt

). Bei mir zum Beispiel darfst du gerne immer herumnifleln und ich denke, das gilt auch für viele andere. Ich würde dich gerne hier mehr lesen!!
ich würde mich freuen, wenn die Diskussion noch dazu beitragen kann, dass das Gedicht noch gewinnt.
Liebe Grüße,
Lisa