Ich seh dich

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 05.09.2006, 17:16

Ich seh dich.

Sanddünen
quellen aus meinem Mund
im Angesicht deines
gestrandeten Bootes
mit den dünnen Segeln,
den zerfetzten Planken
auf der einen Seite,
der zerbrochenen Reling
auf der anderen.

Und doch willst du
weiterfahren über den Grund
deiner Seele
deiner Wünsche
deiner Ferne.

Niemand
wird dich bergen

------------------

Ich habe den Titel von 'Als ich dich seh'' geändert.
Zuletzt geändert von moshe.c am 16.09.2006, 18:37, insgesamt 2-mal geändert.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 06.09.2006, 20:02

Liebe Trixie,
ich habe die Agave auch ohne Wald gesehen, und das könnte noch so seine Auswirkungen haben.

:banana_1:

Diesmal

moshe.b

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 06.09.2006, 20:14

Liebe Madame LZ

Das Fahren bedeutet in diesem Falle ein Überfahren der in sich gegründeten Seele, der Tiefe der Identität.

Wie: Eine Zitrone muß eine Gurke sein.

mc

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 06.09.2006, 21:08

Als ich dies lese, bleibt mir fast der Atem stehen...

Als er mir die Tür einladend aufhält, trete ich langsam näher...

Als ich dich sehe... *lächel*

Nicht nur ein poetischer Titel !

Herzlichst, KÖ

aram
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Beitragvon aram » 06.09.2006, 21:21

hallo königin, kannst du mir die frage von heut morgen bitte noch beantworten?


königindernacht hat geschrieben:
Dieses "Als ich dich seh" ist eine durchaus gebräuchliche Redewendung,



guten morgen königin - was bedeutet sie denn?



ich kennne diese redewendung nicht -

bedeutet sie das gleiche, was grammatisch korrekt "wie ich dich sehe" oder "da ich dich sehe" heißt, oder noch etwas anderes?

ist es wirklich eine "redewendung" oder nur grammatisch saloppe umgangssprache?

abendgrüße,
aram

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 06.09.2006, 22:55

Ich habe diese Formulierung kennengelernt im Zusammenhang mit der Nacherzählung von Geschichten, die im Präsens erfolgen und wenn es darum geht, einen besonderen Augenblick in seiner Wirkung festzuhalten.
Ich selbst verwende sie, wenn auch selten, wenn ich ausdrücken möchte, was ich in dem Moment tue, da... sich die Tür öffnet, da er hinüberschaut, da sie mich anbrüllt, da wir uns begegnen...

Ob dies deshalb als "grammatikalisch salopp" zu bezeichnen ist, glaube ich nicht, lieber aram.

Herzlichst, KÖ

aram
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Beitragvon aram » 06.09.2006, 23:01

danke kö,

jetzt verstehe ich dich.

ich bezeichne es deshalb als 'grammatisch salopp', weil es 'offiziell regelwidrig ist' (hihi - bin aber kein sprachpolizist, keine angst ;-) - die korrekte variante wäre einfach, 'als' durch 'wie' zu ersetzen.

(das wörtchen 'wie' kann auch rein zeitlich verwendet werden - das ist für viele glaube ich gefühlsmäßig nicht so klar)

liebe grüße,
aram

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 06.09.2006, 23:05

Liebster aram,

als ich deine Worte lese, wird mir warm ums Herz und ich beschließe, dir dies auch zu schreiben :-)).
Mögen uns Gedichte dieser Art noch oft zum Diskutieren anregen,

herzlichst, KÖ

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 06.09.2006, 23:16

Ich wäre ja für:

Wenn ich dich seh...


Was du zu aram schreibst, stimmt, moshe - genau so geht es mir auch....(auch das andersrum).

Mir gefallen an diesem Text ja die letzen beiden Verse am besten...sie sind offen wie eine Wunde, die man bereit ist, hinzunehmen.

Liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 07.09.2006, 18:18

Liebe Lisa,
danke für dein Gedanken und Bewertung.

'Wenn ich dich seh' bringt mir leider nicht die zeitliche Exaktheit. (s.o.), dann da steckt drinn 'Immer...'.

Moshe

selina

Beitragvon selina » 07.09.2006, 19:24

hi moshe c. , da ich erst seit heute hier im Salon bin und deinen Texte lese, kann ich nicht mehr viel dazu sagen, da alles schon gesagt wurde. Nur so viel: Er ist wirklich stark und ich habe ihn gerne gelesen. Nur der Titel mag nicht in meinen Kopf, aber da gehen die Ansichten auch auseinander.

lg selina

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 07.09.2006, 19:38

Hallo Selina,

erstmal freue ich mich, daß du hier bist und gleich ins Geschehen eingreifst. Prima!

Nun sage mir doch mal wie du das Problem mit dem Titel lösen würdest.

Ich wills ja auch lösen, aber ich finde bisher keine bessere Lösung.

Mit liebem Gruß

moshe.c

Birute

Beitragvon Birute » 13.09.2006, 10:14

Hallo moshe,

dieses Gedicht gefällt mir sehr!
Der Titel klingt in meinen Ohren auch schief, doch das mag ich hier gerade. Es macht neugierig. Mich jedenfalls.
"da ich dich seh"
hätte ich auch vorgeschlagen, wenn du den Titel denn unbedingt ändern möchtest.

Lieb grüßt Birute

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 13.09.2006, 11:05

Lieber moshe,
ich blicke durch das hin und her in dem thread hier nicht mehr durch, entshculdige, in dem "wenn" steckt zu viel immer? Oder willst du viel immer und denkst im als ist mehr immer enthalten? ich frage, um weiter nachdenken zu können :-)

Liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
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Zefira
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Beitragvon Zefira » 13.09.2006, 11:29

Huhu,

ich denke: Wenn ich dich seh ... bezeichnet etwas sich Wiederholendes ("jedes Mal, wenn ich dich seh"). Wie ich dich seh ... bezeichnet etwas Qualitatives ("ich seh das so!"). Da ich dich seh ... beinhaltet eine kausale Verknüpfung (so wie "weil ich dich seh"). Die einzige Formulierung, die auf einen einmaligen Zeitpunkt verweist, ist "als".

Etwas befremdlich klingt mir der Titel zwar auch, aber ich würde ihn so lassen.

lieben Gruß
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)


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