Loreley

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Trixie

Beitragvon Trixie » 11.08.2006, 12:48

Lauernd liegt sie
auf dem Stein
voll Silbertang das Haar
Mysterien der
Sieben Meere
schillern grün
durch ihre Haut

Sie hält die Muschel
in der Hand
das Zepter
einer Königin
so thronte sie schon
in den Sagen
die uns warnen
einmal mehr

Doch die Felsen
werden weich
auch die Strömung
Algen gleich
Wenn die Winde
Grausig heulen
Und die Wellen
Sich verbeugen
Vor dem Lied der
Loreley
Zuletzt geändert von Trixie am 14.08.2006, 20:12, insgesamt 2-mal geändert.

Trixie

Beitragvon Trixie » 06.09.2006, 18:01

Soooo

Ich habe jetzt noch ein wenig an der Ausarbeitung gewerkelt und eine kleine Vorgeschichte hinzu gedichtet. Da es ja hier bei den Erzählgedichten ist, darf es auch ein wenig mehr Prosa sein, denke ich.

Habe aber übrigens ein wenig geschichtlich geforscht und herausgefunden, dass der Rhein damals, bei der ersten Erwähnung der Sagengestalt "Loreley", was ja murmelnder Felsen heißt, tatsächlich ein wenig wie ein Meer war, beziehungsweise er viel wilder war und gefährlicher mit Strom und Wellen und so. Aber das tut ja nichts zur Sache, hier das "neue" Gedicht. Was vielleicht auch das bemängelte "Seufzend" erklärt:


Seufzend liegt sie
auf dem Stein
voll Silbertang das Haar
Mysterien der
Sieben Meere
schillern grün
durch ihre Haut

Sie hält die Muschel
in der Hand
das Zepter
einer Königin
so thronte sie schon
in den Sagen
die uns warnen
einmal mehr

Unzählbare Zeiten
Verbrachte sie in Ozeanen
Tanzte mit
den Austern
Erzählte den
Korallen
Doch sah sie nie
das Land, die Grenze
ihrer Welt
Von dem die
Wesen mit den Beinen
Wohl angefahren kamen.

Nun sitzt sie jedoch
im Rhein mit seinen Ufern
Und singt voll Trauer laut
Von grenzenloser Freiheit
Und es geschieht,
was immer war:
Die Felsen
werden weich
auch die Strömung
Algen gleich
Wenn die Winde
Grausig heulen
Und die Wellen
Sich verbeugen
Vor dem Lied der
Loreley
Zuletzt geändert von Trixie am 11.09.2006, 13:39, insgesamt 1-mal geändert.

lichelzauch

Beitragvon lichelzauch » 10.09.2006, 09:51

Hallo Trixie!

Ich gebe ja zu, als ich den Text damals in der ursprünglichen Version gelesen hatte, dachte ich so... ja, sprachlich sehr schön... aber sonst...

Nun lese ich die Überarbeitung und bin mehr als erstaunt!! Das ist wirklich eine wunderbare Idee und genau richtig eingesetzt hier, auch die Überleitung in der letzten Strophe... ist jetzt rundherum gelungen, wie ich finde. :daumen:

Einziges Problem für mich:
"Doch sah sie nie
das Land, die Grenze
ihrer Welt
Von dem die
Wesen mit den Beinen
Wohl angefahren kamen. "

das Land, die Grenze - ist für mich ein bisschen zu ausformuliert, wie wärs einfach mit "die festen Grenzen" (vielleicht was besseres als "fest" :pfeifen: )

"Wesen mit den Beinen" - gefällt mir auch nicht so ganz, weil es... ja, es klingt ein bisschen nach Kindergeschichte, obwohl natürlich die Beine als Charakterisierungselement sehr schön sind! (also vielleicht was anderes als "Wesen")

Aber das ist nur so ne Gefühlssache, richtig begründen kann ich's nicht (könnte man noch was anderes für "Unzählbare Zeiten" sagen? Zeiten sind für mich sowieso schon unzählbar...). Ah, wieso ist jetzt wieder "warnten"?

Der Text hat durch den Zusatz auf jeden Fall sehr gewonnen (vor allem mein Interesse :mrgreen: ) und gerade der Schluss, der ja schon vorher so wunderschön war, wird nochmal verstärkt.
(Achso, hihi, das "seufzend" ist auch besser!)

Liebe Grüße,
lichelzauch

Trixie

Beitragvon Trixie » 11.09.2006, 01:19

Hi lichelchen!

Ich hab deine Antwort vorhin schon gelesen und wollte erst mal drüber nachdenken. Ja und jetzt bin ich aber immernoch nicht ganz soweit, dir schon richtig antworten zu können, aber ich denke, morgen auf jeden Fall! Also nicht verzagen, ich bin noch da :mrgreen: ...

Lieben Grüße zurück
Trixie

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 11.09.2006, 11:28

Liebe trixie,
dann schiebe ich mal eben unauffällig dazwischen, dass mir die überarbeitete Version auch noch mehr gefällt und was ich besonders gut finde, ist das sie ihren muschelklaren Rhthmus nicht verloren hat...das ist bei Änderungen (gerade bei verlängerungen) ja wirklich nicht leicht und bestimmt hast du lange dran gearbeitet.

Schön!

Liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Gast

Beitragvon Gast » 11.09.2006, 11:42

Hallo Trixie,

ich kann mich lichelzauch mit Freude anschließen.
Das "Lauernd" am Beginn...
fand ich schlimm;-)
Seufzend liegt sie ...auf dem Stein

Heißt das denn, dass die Ursprungsform geändert ist, oder sollen beiden nebeneinander bestehen?
Sorry- ich blick es nicht, weil ursprünglich von Erweitung die Rede war, möglichweise habe ich das aber auch falsch interpretiert, in dem Glauben du wolltes noch ein zweites, Gedicht zum Thema schreiben.

Einen schönen Tag
LGG

Trixie

Beitragvon Trixie » 11.09.2006, 13:39

Hallo ihr!!!

Schön, dass ihr euch doch noch mal meines Textchens annehmt, der ja inzwischen zu einem ganzen Text erweitert wurde!! Nein, ich denke, dass es nur dieses Gedicht gibt, die erweiterte Version also das Gesamergebnis ist. Ich bin zwar irgendwie doch noch nicht ganz zufrieden damit, aber sei es denn so. Von der Arbeit her und von der Verbesserung her habt ihr schon recht, dass es nun auf jeden Fall fortgeschrittener ist. Nun möchte ich doch mal auf Lichels Kritik eingehen:

-Das Land, die Grenze war mir schon wichtig, weil für uns Menschen die Grenze eher das Wasser ist, das Ufer. Für Madame Lore ist es ja das Land. Und wie du auch selbst sagst, ist fest nicht genau das, was ich sagen möchte, hmmmm. Das Land war mir eben auch wichtig im Zusammenhang mit den

-Wesen, die ich anfangs als "Menschen mit den Beinen" stehen hatte, was völliger Quatsch war :mrgreen:. Wesen passte für mich ganz gut, denn umgekehrt sehen wir die Nixen und Kobolde und Elfen und so auch als Wesen oder? Daher dachte ich, sei dieser umgekehrte Realitätsbezug gegeben. Weiß Madame Lore, dass es Menschen sind? Vielleicht. Aber dahingehend hast du unbewusst mich auf ein weiteres Problem gebracht: Wenn sie nicht weiß, was Menschen sind, weiß sie wahrscheinlich auch nicht, was ein Land ist. Es sei denn, ihre Delphin-Freunde erzählen ihr vielleicht davon. Hast du einen Lösungsvorschlag?

-die unzählbaren Zeiten waren vorher stets mit einer Zahl beschrieben. Das Ganze erstreckte sich eh über einen viel größeren Zeit-und Bildschirmraum :mrgreen:. Von wegen 7x7 Jahre auf jedem Meer, aber das war irgendwie für mich dann wieder zu kindergeschichtenartig. Unzählbare Zeiten fand ich gerade deswegen reizvoll, weil es nicht "unendlich" "ewig" "Jahrelang" oder andere geläufige Zeitangaben nutzt, sondern der Leser eigentlich klar weiß, wovon die Rede ist und sich doch ein wenig vorstellen muss, wie lang das nun ist. Unzählbare Jahre ist mir wieder zu begrenzt. Lösungsvorschlag?

-warnten? Wo steht da warnten :eusa_whistle:

Danke jedenfalls für die intensive Beschäftigung mit dem Text, lichel!!

Falls jemand was dazu sagen will, gerne!! Vielleicht kommt es doch noch in die Werkstatt?

Lisa und Gerda, euch auch nochmal Danke, dass ihr mir die Anregungen gegeben habt und nochmal das Vorher-Nachher-Bild kommentiert habt!!!

So, dann werde ich noch ein wenig weiterdenken.

Schönen Tag euch,
Trixie


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