Beichte
Ich habe gebetet, glauben Sie mir.
Hab’ doch dieses schöne Gesicht gesehen,
diesen Mund, der
auf die allerzärtlichste Weise geschlossen war,
diese glatte, vorurteilsfreie Stirn.
Alles an dem Mädchen erschien mir so rein.
Darum verstehe ich auch nicht,
warum er nichts getan hat.
Ich habe ihm gesagt, wenn es dich gibt,
wirst du das verhindern.
Du wirst, habe ich ihm gesagt,
es nicht zulassen.
Da hatte ich schon den Lauf
in ihren unschuldigen Mund geschoben und
mich gewundert, dass sie nicht aufwachte.
Er aber schwieg, als wäre es ihm egal. Oder,
als wäre er tatsächlich nur ein Traum,
den unsere Vorväter einst träumten.
Und ich drückte ab, weil ich mir dachte,
wenn es ihn nicht gibt,
welchen Platz hat dann die Schönheit in dieser Welt.
Beichte
Hallo Sam,
das Effekthäschen ist eigentlich nur wegen Denny im Kaffeeforum reingekommen. Ich bin ja selbst schuld, war schon mit Augenzwinkern geschrieben, nur sieht man halt so schlecht (auch meine Schuld: ich mag keine Emoticons!).
Auf jeden Fall vielen Dank für deine lange Antwort. Ich finde es nach wie vor sehr schwer, im Forum miteinander zu reden. Man sieht die Menschen nicht, kein Augenzwinkern, man kennt sie noch nicht einmal. Und viele vertipprn sich ständig. Als Autor hat man ja doch hin und wieder eine emotionale Bindung an seinen Text, als Leser will man ja nicht dumm da stehen und hilfreich sein und der Rest. Also verstanden werden.
Und wo sich bei einem Glas Wein (an einem zufälligen Ort) vielleicht ein sehr interessantes Gespräch über Text und Metatext ereignen würde, bleibt manches an den Tasten kleben. Lost in transmission, oder so. Manchmal kommt es mir so vor, als müsste hier jedes Detail verhandelt werden, und wo in einem Gespräch allein durch das Geräusch des Luftholens Verständigung entsteht, verwirbelt der Lüfter jede Feinstofflichkeit.
Jenseits aller Textkritik: ich mag diesen Text besonders gerne, weil es nur scheinbar um Gott geht. Derdiedas Theodizee spielen für mich hier nur eine sehr untergeordnete Rolle. Gott als MacGuffin - ha, das gefällt mir.
Ach, diese lauen Nächte....
Viele Grüße
Y.
das Effekthäschen ist eigentlich nur wegen Denny im Kaffeeforum reingekommen. Ich bin ja selbst schuld, war schon mit Augenzwinkern geschrieben, nur sieht man halt so schlecht (auch meine Schuld: ich mag keine Emoticons!).
Auf jeden Fall vielen Dank für deine lange Antwort. Ich finde es nach wie vor sehr schwer, im Forum miteinander zu reden. Man sieht die Menschen nicht, kein Augenzwinkern, man kennt sie noch nicht einmal. Und viele vertipprn sich ständig. Als Autor hat man ja doch hin und wieder eine emotionale Bindung an seinen Text, als Leser will man ja nicht dumm da stehen und hilfreich sein und der Rest. Also verstanden werden.
Und wo sich bei einem Glas Wein (an einem zufälligen Ort) vielleicht ein sehr interessantes Gespräch über Text und Metatext ereignen würde, bleibt manches an den Tasten kleben. Lost in transmission, oder so. Manchmal kommt es mir so vor, als müsste hier jedes Detail verhandelt werden, und wo in einem Gespräch allein durch das Geräusch des Luftholens Verständigung entsteht, verwirbelt der Lüfter jede Feinstofflichkeit.
Jenseits aller Textkritik: ich mag diesen Text besonders gerne, weil es nur scheinbar um Gott geht. Derdiedas Theodizee spielen für mich hier nur eine sehr untergeordnete Rolle. Gott als MacGuffin - ha, das gefällt mir.
Ach, diese lauen Nächte....
Viele Grüße
Y.
Lieber Sam,
ich habe mal eine Geschichte geschrieben (meine zweite überhaupt), die sollte das schaffen, was dieser Text schafft - ich beneide dich .-P. Du hast es mithilfe des Rhythmuses &Co geschafft mit einer ganz schlichten Sprache ein schmerzhaftes,drängendes, süßes, "müssendes" Lied in den Geist zu drücken. Ich schaffe es gerade nicht, einen längeren Kommentar zu schreiben. Ich wollte das aber hierlassen, vor allem aber auch, um noch etwas anderes dazulassen: ich würde dir gerne sagen, wie gelungen (noch mehr als diesen Text hier .-P²) ich deine letzten beiden Publicustexte finde. Ich hoffe, ich komme spät dazu, dort noch Kommentare zu schreiben. Ich finde sie wirklich ganz ganz toll!
liebe Grüße,
Lisa
ich habe mal eine Geschichte geschrieben (meine zweite überhaupt), die sollte das schaffen, was dieser Text schafft - ich beneide dich .-P. Du hast es mithilfe des Rhythmuses &Co geschafft mit einer ganz schlichten Sprache ein schmerzhaftes,drängendes, süßes, "müssendes" Lied in den Geist zu drücken. Ich schaffe es gerade nicht, einen längeren Kommentar zu schreiben. Ich wollte das aber hierlassen, vor allem aber auch, um noch etwas anderes dazulassen: ich würde dir gerne sagen, wie gelungen (noch mehr als diesen Text hier .-P²) ich deine letzten beiden Publicustexte finde. Ich hoffe, ich komme spät dazu, dort noch Kommentare zu schreiben. Ich finde sie wirklich ganz ganz toll!
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Hallo Yorrick,
bei dem, was du über den Unterschied zwischen einer Forendiskussion und einem wirklichen Gespräch sagst, kann ich dir nur Recht geben. Ich würde so ein persönliches Gespräch auch immer vorziehen - und hoffe, dass es sich irgendwann einmal ergibt.
Dann könnte man mal darüber sprechen, inwiefern Gott hier ein MacGuffin ist.
Aber trotz dieser "Behinderung" der Konversation durchs Netz, freue ich mich immer sehr, deine Meinung hier zu lesen. Vielen Dank dafür!
Hallo Lisa,
vielen Dank für dein Lob. Die Geschichte, die du erwähnst würde ich ja zu gerne mal lesen...
Natürlich freut es mich auch, dass dir die Texte im Publicus gefallen. Und das mit dem Kommentieren ist nicht schlimm. Lass dir Zeit. Ich lasse sie mir auch gerne. Für mich ist der Publicus ein Lesezimmer, dessen Ruhe und gelassene Schrittgeschwindigkeit ich sehr schätze.
Euch Beiden leibe Grüße
Sam
bei dem, was du über den Unterschied zwischen einer Forendiskussion und einem wirklichen Gespräch sagst, kann ich dir nur Recht geben. Ich würde so ein persönliches Gespräch auch immer vorziehen - und hoffe, dass es sich irgendwann einmal ergibt.
Dann könnte man mal darüber sprechen, inwiefern Gott hier ein MacGuffin ist.
Aber trotz dieser "Behinderung" der Konversation durchs Netz, freue ich mich immer sehr, deine Meinung hier zu lesen. Vielen Dank dafür!
Hallo Lisa,
vielen Dank für dein Lob. Die Geschichte, die du erwähnst würde ich ja zu gerne mal lesen...
Natürlich freut es mich auch, dass dir die Texte im Publicus gefallen. Und das mit dem Kommentieren ist nicht schlimm. Lass dir Zeit. Ich lasse sie mir auch gerne. Für mich ist der Publicus ein Lesezimmer, dessen Ruhe und gelassene Schrittgeschwindigkeit ich sehr schätze.
Euch Beiden leibe Grüße
Sam
Lieber Sam,
ich finde den Text sehr spannend, gerade weil er sich auf einem Terrain bewegt, das ich nie betreten kann.
Während ich beinahe nur über mich schreibe - und das auch nur im günstigsten Falle ehrlich - versetzt Du Dich in eine andere Person. Wie weit dir das gelingt, ist natürlich sehr schwer zu beurteilen, wenn man selbst nicht die Person ist, in die Du Dich hineinbegibst. Ich kann phasenweise sehr gut den gedanken folgen, was immerhin heißt, dass Du mein Empfinden der Situation gut triffst. Die Stellen, bei denen ich zögere ist das
denn obwohl ich das Adjektiv originell finde, passt es für mich nicht zu dem Sprachstil, die ich mr beim Lyr. Ich vorstelle.
Die zweite Stelle ist das schon andiskutierte
Das ist schon ziemlich farbkräftig aufgetragen und ich weiß auch nicht, ob ich mir das nicht mit mehr
gefühlsmäßiger Beteilugung vorstelle ...
ch finde das aber mal ein erfrischend anderes Gedicht!
Liebe Grüße
Max
ich finde den Text sehr spannend, gerade weil er sich auf einem Terrain bewegt, das ich nie betreten kann.
Während ich beinahe nur über mich schreibe - und das auch nur im günstigsten Falle ehrlich - versetzt Du Dich in eine andere Person. Wie weit dir das gelingt, ist natürlich sehr schwer zu beurteilen, wenn man selbst nicht die Person ist, in die Du Dich hineinbegibst. Ich kann phasenweise sehr gut den gedanken folgen, was immerhin heißt, dass Du mein Empfinden der Situation gut triffst. Die Stellen, bei denen ich zögere ist das
vorurteilsfreie Stirn
denn obwohl ich das Adjektiv originell finde, passt es für mich nicht zu dem Sprachstil, die ich mr beim Lyr. Ich vorstelle.
Die zweite Stelle ist das schon andiskutierte
Da hatte ich schon den Lauf
in ihren unschuldigen Mund geschoben
Das ist schon ziemlich farbkräftig aufgetragen und ich weiß auch nicht, ob ich mir das nicht mit mehr
gefühlsmäßiger Beteilugung vorstelle ...
ch finde das aber mal ein erfrischend anderes Gedicht!
Liebe Grüße
Max
Hallo Sam,
ich frage mich schon die ganze Zeit, was es für einen Unterschied macht, ob man über den Autor eines solchen Gedichtes ein Hintergrundwissen hat, oder glaubt zu haben, das einen dann in der Interpretation und Anschauung in Sicherheit wiegt, einen auf diese Ebene lässt, dass man darüber diskutiert und miteinander hübsch philosophiert. Keiner geht davon aus, dass das eine Gewaltfantasie eines Mörders ist, oder gar auf Erlebtem beruht. Und was geschieht, wenn es veröffentlicht würde und dieses Autorenwissen dann wegfällt, oder wenn das Gedicht in einen anderen Kontext gestellt wird? Von einem Täter für sich vereinnahmt wird? Ich denke es ist ein gefährlicher Grat, den du da versuchst zu begehen.
Ich kann mich dafür nicht begeistern, weil das Gedicht selbst keinerlei kritische, oder verurteilende Stellung bezieht, die Tat darin sogar im Gegenteil „legitimiert“ wird, die Schuld abgeschoben.
Ja, das gelingt und hier frage ich mich dann, warum das so von dir angelegt wurde?
Dieses Gedicht überlässt alles dem Leser, und ich möchte gar nicht wissen, was da dann manchmal bei rauskommt, bis zum „boah ist das geil“. Das gruselt mich dann wirklich. Und ich finde man hat gerade wenn man sich so einem Thema zuwendet auch eine Verantwortung für seinen Text und was er selbst sagt und kann sich nicht nur darauf berufen, dass er doch gerade durch seine Provokation und Konsequenz Ausgangspunkt für eine Diskussion sein könnte.
Liebe Grüße
Flora
ich frage mich schon die ganze Zeit, was es für einen Unterschied macht, ob man über den Autor eines solchen Gedichtes ein Hintergrundwissen hat, oder glaubt zu haben, das einen dann in der Interpretation und Anschauung in Sicherheit wiegt, einen auf diese Ebene lässt, dass man darüber diskutiert und miteinander hübsch philosophiert. Keiner geht davon aus, dass das eine Gewaltfantasie eines Mörders ist, oder gar auf Erlebtem beruht. Und was geschieht, wenn es veröffentlicht würde und dieses Autorenwissen dann wegfällt, oder wenn das Gedicht in einen anderen Kontext gestellt wird? Von einem Täter für sich vereinnahmt wird? Ich denke es ist ein gefährlicher Grat, den du da versuchst zu begehen.
Ich kann mich dafür nicht begeistern, weil das Gedicht selbst keinerlei kritische, oder verurteilende Stellung bezieht, die Tat darin sogar im Gegenteil „legitimiert“ wird, die Schuld abgeschoben.
Lisa hat geschrieben:Du hast es mithilfe des Rhythmuses &Co geschafft mit einer ganz schlichten Sprache ein schmerzhaftes,drängendes, süßes, "müssendes" Lied in den Geist zu drücken.
Ja, das gelingt und hier frage ich mich dann, warum das so von dir angelegt wurde?
Dieses Gedicht überlässt alles dem Leser, und ich möchte gar nicht wissen, was da dann manchmal bei rauskommt, bis zum „boah ist das geil“. Das gruselt mich dann wirklich. Und ich finde man hat gerade wenn man sich so einem Thema zuwendet auch eine Verantwortung für seinen Text und was er selbst sagt und kann sich nicht nur darauf berufen, dass er doch gerade durch seine Provokation und Konsequenz Ausgangspunkt für eine Diskussion sein könnte.
Liebe Grüße
Flora
Hi Flora,
Ich kann Deine Gedankengänge nachvollziehen. Aber – ist diese Gefahr nicht immer gegeben? Wenn in den Nachrichten grauenvolle Bilder eines Selbstmordattentates gezeigt werden, besteht dann nicht auch die Gefahr, das irgendwo jemand vor dem Fernseher sitzt und die Bilder bejubelt? Hört der dann auf zu jubeln, wenn der Sprecher die Situation kritisch kommentiert?
Ich denke, man kann den Leser nicht bevormunden, man muss es ihm überlassen, sich zu dem Gelesenen eine Meinung zu machen. Denn selbst wenn im Text ein erhobener Zeigefinger, eine kritische Stimme zu lesen wäre, wäre ja immer noch fraglich, ob der Leser diese annimmt.
Sicher, die Gefahr, dass vom LI auf den Autor geschlossen wird, ist immer sehr groß. Ich denke, dies ist gerade im Internet so, da viele Schreiberlinge dort reine „Befindlichkeitslyrik“ posten und oftmals dies auch als Psychiater-Couch-Ersatz verwendet wird. (Siehe z.B. „keinverlag.de“. Postet dort jemand ein unglückliches Liebesgedicht, kommen zumeist Kommentare wie „ich wünsch Dir viel Stärke“, „ich drück dich“, „ Du schaffst das schon“.) Sam geht sicherlich mit diesem Gedicht auch die Gefahr ein, dass man Rückschlüsse auf seine Person zieht, ihn für einen verkappten Kindsmörder hält. Damit fürchte ich, muss er einfach leben.
Und ich hoffe, das ein solches Gedicht, selbst wenn es der Autor ganz genauso gemeint hätte, wie es dort steht, immer zu kritischen Stimmen und Abwehrreaktionen führt.
LG, Nicole
Ich kann Deine Gedankengänge nachvollziehen. Aber – ist diese Gefahr nicht immer gegeben? Wenn in den Nachrichten grauenvolle Bilder eines Selbstmordattentates gezeigt werden, besteht dann nicht auch die Gefahr, das irgendwo jemand vor dem Fernseher sitzt und die Bilder bejubelt? Hört der dann auf zu jubeln, wenn der Sprecher die Situation kritisch kommentiert?
Ich denke, man kann den Leser nicht bevormunden, man muss es ihm überlassen, sich zu dem Gelesenen eine Meinung zu machen. Denn selbst wenn im Text ein erhobener Zeigefinger, eine kritische Stimme zu lesen wäre, wäre ja immer noch fraglich, ob der Leser diese annimmt.
Sicher, die Gefahr, dass vom LI auf den Autor geschlossen wird, ist immer sehr groß. Ich denke, dies ist gerade im Internet so, da viele Schreiberlinge dort reine „Befindlichkeitslyrik“ posten und oftmals dies auch als Psychiater-Couch-Ersatz verwendet wird. (Siehe z.B. „keinverlag.de“. Postet dort jemand ein unglückliches Liebesgedicht, kommen zumeist Kommentare wie „ich wünsch Dir viel Stärke“, „ich drück dich“, „ Du schaffst das schon“.) Sam geht sicherlich mit diesem Gedicht auch die Gefahr ein, dass man Rückschlüsse auf seine Person zieht, ihn für einen verkappten Kindsmörder hält. Damit fürchte ich, muss er einfach leben.
Und ich hoffe, das ein solches Gedicht, selbst wenn es der Autor ganz genauso gemeint hätte, wie es dort steht, immer zu kritischen Stimmen und Abwehrreaktionen führt.
LG, Nicole
Hallo Nicole
Ich denke schon, dass die Art der Präsentation und Kommentare sich auswirken auf die Rezeption der Leser/Zuschauer. Nachrichten haben sicher auch noch einmal eine Sonderstellung, aber auch hier kommt es auf die Berichterstattung und den Kontext an, in den sie gestellt werden. Der Leser/Zuschauer ist beeinflussbar. Und hier in diesem Gedicht wird einem das „Grauen“ ja auf sehr ästhetische Weise vorgeführt, Sam spielt mit der Faszination des „Schreckens“ und setzt diesen sehr bewusst ein um, ja um was zu vermitteln? Ein Nachrichtensender, der ein Attentat oder Mord so zeigen, aufbereiten würde und der verdrehten Argumentation, Vorstellung des Attentäters unkommentiert Gehör verschaffen würde, würde mich ebenfalls befremden.
Ich glaube, da hast du mich falsch verstanden, oder ich habe es falsch formuliert. Ich denke, dass man es dann eben mit wesentlich mehr Erschrecken, Ablehnung und Kritik lesen würde. Durch die Annahme, dass Sam es bewusst so geschrieben hat, um diese Abwehrreaktion auszulösen, wird das Gesagte sozusagen gesellschaftsfähig, man lässt sich faszinieren, die Kunst wird zu einem Deckmantel, unter dem man scheinbar alles sagen und zeigen kann, ohne „Empörung“ auszulösen. Und darin sehe ich eine Gefahr. Es erinnert mich ein wenig an die „Madonna con Coin“. Auch dort habe ich die Notwendigkeit und den Sinn des Zeigens nicht verstanden.
liebe Grüße
Flora
Aber – ist diese Gefahr nicht immer gegeben? Wenn in den Nachrichten grauenvolle Bilder eines Selbstmordattentates gezeigt werden, besteht dann nicht auch die Gefahr, das irgendwo jemand vor dem Fernseher sitzt und die Bilder bejubelt? Hört der dann auf zu jubeln, wenn der Sprecher die Situation kritisch kommentiert?
Ich denke schon, dass die Art der Präsentation und Kommentare sich auswirken auf die Rezeption der Leser/Zuschauer. Nachrichten haben sicher auch noch einmal eine Sonderstellung, aber auch hier kommt es auf die Berichterstattung und den Kontext an, in den sie gestellt werden. Der Leser/Zuschauer ist beeinflussbar. Und hier in diesem Gedicht wird einem das „Grauen“ ja auf sehr ästhetische Weise vorgeführt, Sam spielt mit der Faszination des „Schreckens“ und setzt diesen sehr bewusst ein um, ja um was zu vermitteln? Ein Nachrichtensender, der ein Attentat oder Mord so zeigen, aufbereiten würde und der verdrehten Argumentation, Vorstellung des Attentäters unkommentiert Gehör verschaffen würde, würde mich ebenfalls befremden.
Ja, es wäre fraglich, ob der Leser sie annimmt, aber das wäre dann nicht dem Text anzulasten, oder dem Autor.Ich denke, man kann den Leser nicht bevormunden, man muss es ihm überlassen, sich zu dem Gelesenen eine Meinung zu machen. Denn selbst wenn im Text ein erhobener Zeigefinger, eine kritische Stimme zu lesen wäre, wäre ja immer noch fraglich, ob der Leser diese annimmt.
Und ich hoffe, das ein solches Gedicht, selbst wenn es der Autor ganz genauso gemeint hätte, wie es dort steht, immer zu kritischen Stimmen und Abwehrreaktionen führt.
Ich glaube, da hast du mich falsch verstanden, oder ich habe es falsch formuliert. Ich denke, dass man es dann eben mit wesentlich mehr Erschrecken, Ablehnung und Kritik lesen würde. Durch die Annahme, dass Sam es bewusst so geschrieben hat, um diese Abwehrreaktion auszulösen, wird das Gesagte sozusagen gesellschaftsfähig, man lässt sich faszinieren, die Kunst wird zu einem Deckmantel, unter dem man scheinbar alles sagen und zeigen kann, ohne „Empörung“ auszulösen. Und darin sehe ich eine Gefahr. Es erinnert mich ein wenig an die „Madonna con Coin“. Auch dort habe ich die Notwendigkeit und den Sinn des Zeigens nicht verstanden.
liebe Grüße
Flora
Hallo ihr,
mir persönlich stösst es ein wenig auf, dass man bei sensiblen Themen, Dingen, die einer gewissen Brisanz nicht entbehren, plötzlich kritischer als Autor betrachtet wird, dass Werke über solche Themen die Art von Diskussion hervorruft, wie sie im Moment hier gegen Ende aufkommt.
Sollte nicht nachwievor nur das Primärziel sein, die Güte des Werks zu beurteilen, die dadurch auftretende Wirkintensität auf mich als Leser, die Gesamtqualität des vermittelten Bildes? Ich glaube, dass der Gedanke falsch ist, ob sich ein Autor wohl mit dem niedergeschriebenen Sachverhalt auskennt, es recherchiert hat, sich identifiziert etc. pp. Die persönliche Verbindung des Autors mit der Thematik bzw. Mutmaßung darüber, ist m.E.n. nicht Gegenstand einer Diskussion bzw. sollte es nicht sein.
Außerdem, nur weil es ein besonders "heißes" Thema oder Eisen ist, was der Autor anpackt, muss es dewegen gleich kritisch sein oder gar anklagend? Für mich hört sich das an, als müsste man ab einer gewissen Themenhärte bestimmte Konventionen beachten. Lasse ich hier also, so wie es Sam tat, die kritische Komponente weg, wird es dadurch schlechter? Wird es weniger legitim sowas zu veröffentlichen, wenn ich es nicht durch solche Mittel etwas "dämpfe"?
Wenn nun, wie es täglich passiert, andere Lyrik geschaffen wird, die sich um Depression, Liebe, andere klassische Themen dreht, warum hinterfragt man da nicht den genaueren Bezug des Autors zu seiner gezeigten Thematik? Nur, weil das eben "normale" Themen sind, frei jeder Brisanz?
Ich habe dieses Werk auch gelesen und ich finde es schlicht brilliant, nicht weil ich etwa in irgendeiner Weise in der Textthematik ambitioniert wäre, sondern weil Sam eine wahre Gänsehautstimmung schafft. Inbesondere die Art von Wahnsinn, die scheinbaren Tatmotive, der Druck, die das lyr.Ich erfährt, sind sehr stark in Szene gesetzt.
Grüße
Andreas
mir persönlich stösst es ein wenig auf, dass man bei sensiblen Themen, Dingen, die einer gewissen Brisanz nicht entbehren, plötzlich kritischer als Autor betrachtet wird, dass Werke über solche Themen die Art von Diskussion hervorruft, wie sie im Moment hier gegen Ende aufkommt.
Sollte nicht nachwievor nur das Primärziel sein, die Güte des Werks zu beurteilen, die dadurch auftretende Wirkintensität auf mich als Leser, die Gesamtqualität des vermittelten Bildes? Ich glaube, dass der Gedanke falsch ist, ob sich ein Autor wohl mit dem niedergeschriebenen Sachverhalt auskennt, es recherchiert hat, sich identifiziert etc. pp. Die persönliche Verbindung des Autors mit der Thematik bzw. Mutmaßung darüber, ist m.E.n. nicht Gegenstand einer Diskussion bzw. sollte es nicht sein.
Außerdem, nur weil es ein besonders "heißes" Thema oder Eisen ist, was der Autor anpackt, muss es dewegen gleich kritisch sein oder gar anklagend? Für mich hört sich das an, als müsste man ab einer gewissen Themenhärte bestimmte Konventionen beachten. Lasse ich hier also, so wie es Sam tat, die kritische Komponente weg, wird es dadurch schlechter? Wird es weniger legitim sowas zu veröffentlichen, wenn ich es nicht durch solche Mittel etwas "dämpfe"?
Wenn nun, wie es täglich passiert, andere Lyrik geschaffen wird, die sich um Depression, Liebe, andere klassische Themen dreht, warum hinterfragt man da nicht den genaueren Bezug des Autors zu seiner gezeigten Thematik? Nur, weil das eben "normale" Themen sind, frei jeder Brisanz?
Ich habe dieses Werk auch gelesen und ich finde es schlicht brilliant, nicht weil ich etwa in irgendeiner Weise in der Textthematik ambitioniert wäre, sondern weil Sam eine wahre Gänsehautstimmung schafft. Inbesondere die Art von Wahnsinn, die scheinbaren Tatmotive, der Druck, die das lyr.Ich erfährt, sind sehr stark in Szene gesetzt.
Grüße
Andreas
Flora hat geschrieben:Ich kann mich dafür nicht begeistern, weil das Gedicht selbst keinerlei kritische, oder verurteilende Stellung bezieht, die Tat darin sogar im Gegenteil „legitimiert“ wird, die Schuld abgeschoben.
Der Text stellt die Moralfrage. Das "Grauen" bleibt im Beicht-Kontext nicht unreflektiert, kann es gar nicht bleiben.
Viel eher wird das Nicht-Greifen einer Moralvorstellung oder der Verlust einer solchen an die Lust, an die Ästhetik thematisiert (wenn man unter dieser Perspektive liest). Somit wird der Verlust der Moral selbst wieder zu einer Lust; dem Protagonisten, der sich nicht in einer sinnvoll eingerichteten Welt fühlt, gelingt es durch das bewusste Handeln gegen diesen Sinn, sich wieder zum Teil eines solchen zu machen. Die Ästhetik der Schuld besteht im Verlangen, schuldig zu sein. Reue tritt an die Stelle der Sinnlosigkeit.
Liest man darin nur eine Legitimation, übersieht man, wie der Beichtkontext und der Rechtfertigungston den Ball an den Leser zurückspielen. Der Leser muss selbst Position ergreifen zur Sinnlosigkeit seiner Welt einerseits, zur Ästhetik der Schuld andererseits. Der Leser ist der Beichtvater, er wird darauf hingewiesen, dass sein Urteil eine Antwort auf Sinnfragen ist. Sowohl wenn man verzeihen kann, als auch wenn man verurteilt. Der Text wirft also die Frage nach der Moral im Kleinen und nach der Ethik im Großen auf. Er sagt nicht, "das ist schlecht!", sondern: "Wenn das schlecht ist, dann..."
Mir ist das kritisch genug.

LG
Last
Oh, das ist doch mal eine spannende Dikussion! Euch Allen vielen Dank!
Zunächst zu dir, lieber Max,
die von dir erwähnten Kritikpunkte der Sprache des LyrI und auch des etwas dick aufgetragenen in Verbindung mit dem unschuldigen Mund hat Yorrick auch schon erwähnt. Vielleicht magst du lesen, was ich ihm dazu geschrieben habe.
Was das hineinfühlen angeht, so ist es weniger ein Hindenken in die Persönlichkeit eines Kindsmörders gewesen, sondern ein Hineindenken in einen moralisch-, ethisch- und auch ästethischen Konflikt. Ich verstehe dies hier nicht als ein psychologisches Gedicht.
Nun zu dem, was du, flora, geschrieben hast. Ich dank dir für deinen Kommentar!
Und da Ihr, Nicole, Andreas und Last in euren Bemerkungen auf floras Kommentar Bezug nehmt, antworte ich euch allen zusammen. Ich hoffe, das ist O.K. Euch Dreien ebenfalls herzlichen Dank!
Flora, vieles von dem, was ich dir entgegnen könnte, haben Nicole, Andreas und Last schon erwähnt. Deswegen beschränke ich mich auf einige wenige Punkte.
Zum Thema einander kennen:
Was mich betrifft, so kennt mich außer Nicole hier niemand, auch wenn ich den ein oder anderen schon mal gesehen habe. Die Leichen in meinem Keller habe ich zu den Treffen allerdings nicht mitgebracht. Bis auf eine Person in diesem Forum hier kann also keiner wissen, ob ich in diesem Text (und manchen anderen) nicht doch einfach meine perversen Fantasien auslebe.
So ein bisschen degradierst du diesen Faden zur geselligen Plauderei unter Freunden, wo man über die ein oder andere dumme Äußerung mit einem Lächeln hinwegsieht – man kennt sich ja.
Ich sehe das nicht so. Auch wenn das nur ein Internetforum ist, eine semikulturelle Erscheinung an der äußersten Peripherie der gesellschaftlichen Wahrnehmung, so dreht es sich doch um Literatur – und genau darum geht es mir hier.
Du schreibst:
Durch die Annahme, dass Sam es bewusst so geschrieben hat, um diese Abwehrreaktion auszulösen, wird das Gesagte sozusagen gesellschaftsfähig, man lässt sich faszinieren, die Kunst wird zu einem Deckmantel, unter dem man scheinbar alles sagen und zeigen kann, ohne „Empörung“ auszulösen. Und darin sehe ich eine Gefahr.
und
Und hier in diesem Gedicht wird einem das „Grauen“ ja auf sehr ästhetische Weise vorgeführt, Sam spielt mit der Faszination des „Schreckens“ und setzt diesen sehr bewusst ein um, ja um was zu vermitteln?
Ich habe das hier nicht geschrieben, um irgendwelche bestimmten Reaktionen auszulösen. Das Gedicht ist doch kein Thriller, der dem Leser eine Gänsehaut erzeugen soll. Er ist eine Auseinandersetzung, die Folge einer emotionalen und intellektuellen Bewegung, die ich versucht habe in einem bestimmten Bild und einer bestimmten Form einzufangen. Inwiefern und in welcher Form die Energie, die in dem Text steckt, an den Leser übergeht, kann ich weder beeinflussen, noch beurteilen.
Was verstehst du überhaupt unter Empörung? Ein lautes: Das ist aber Böse!?
Nein, ich glaube eher, du erwartest ein: „Das kann man so nicht machen!
Was möchtest du? Literatur mit Gebrauchsanweisung. Warnhinweise wie auf Zigarettenpackungen, die Bemerkung „aber bitte nicht nachmachen“.
Apropos nachmachen: Selbst in den guten Buchläden stehen die Tische, auf denen sich die blutrünstigsten Thriller stapeln gleich am Eingang. Da kann man sich Anregungen zu genüge holen.
Ich gebe zu, der Vorwurf, ich würde die Kunst als Deckmantel benutzen, ärgert mich ein wenig, aber das ist mein Problem. Freilich frage ich mich: Deckmantel wofür? Also doch Effekthascherei? Applaus abholen weil man ein heißes Eisen angefasst hat? Oder einfach nur Aufmerksamkeit erzwingen?
Dein Problem ist, dass du genau an dieser Oberfläche des Schreckens hängen bleibst. Die Diskrepanz zwischen Grauen und der Äsethik der Darstellung schreckt dich ab, weil du sie als Legimitation desselben empfindest. So als müsse ein Text über so etwas Hässliches wie Gewalt, ebenso hässlich sein.
Aber geht es hier denn wirklich um Gewalt? Ist es wirklich nur eine lyrisch bepinselte Gewaltfantasie, oder steht hier nicht das Schöne, das Äsethische im Vordergrund, in Verbindung mit der Frage nach dem Sinn?
Wenn das Schöne seinen Sinn nur rein aus seiner Existenz bezieht, hat dann auch alles andere das gleiche Anrecht auf einen Sinn aus sich selbst – auch das Hässliche, das Böse?
So hast du in dem Gedicht das Schöne (oder eben das Mädchen als Inbegriff des Guten/Reinen), welches vom Bösen zerstört wird. Und in der Gestaltung spiegelnd die ästhetische Form, die vom Inhalt (gleich dem in den Mund geschobenen Lauf der Waffe, die abgedrückt wird) zum explodieren gebracht wird.
Das ist, um es jetzt mal ganz überheblich zu sagen, nicht Kunst als Deckmantel. Das ist Kunst -jedenfalls so wie ich sie für mich verstehe.
Dies ist nur ein Aspekt, der dem Gedicht zugrunde liegt.
Weitere Punkte hat ja Last schon wunderbar herausgearbeitet, so z.B. den Punkt der Rolle des Beichtnehmers, in welche der Leser gezwungen wird.
Natürlich erwarte ich nicht von jedem Leser, dass er das so erkennt, oder den Text gar für gut befindet.
Auch mit deiner Ablehnung kann ich gut leben und freue mich über deine Offenheit. Unser Verständnis von Kunst geht offenbar sehr auseinander.
Das einzige was mich wirklich stört, ist dein unterschwellig ausgedrückter Wunsch nach Zensur.
Nochmals vielen Dank euch allen!
Liebe Grüße
Sam
Zunächst zu dir, lieber Max,
die von dir erwähnten Kritikpunkte der Sprache des LyrI und auch des etwas dick aufgetragenen in Verbindung mit dem unschuldigen Mund hat Yorrick auch schon erwähnt. Vielleicht magst du lesen, was ich ihm dazu geschrieben habe.
Was das hineinfühlen angeht, so ist es weniger ein Hindenken in die Persönlichkeit eines Kindsmörders gewesen, sondern ein Hineindenken in einen moralisch-, ethisch- und auch ästethischen Konflikt. Ich verstehe dies hier nicht als ein psychologisches Gedicht.
Nun zu dem, was du, flora, geschrieben hast. Ich dank dir für deinen Kommentar!
Und da Ihr, Nicole, Andreas und Last in euren Bemerkungen auf floras Kommentar Bezug nehmt, antworte ich euch allen zusammen. Ich hoffe, das ist O.K. Euch Dreien ebenfalls herzlichen Dank!
Flora, vieles von dem, was ich dir entgegnen könnte, haben Nicole, Andreas und Last schon erwähnt. Deswegen beschränke ich mich auf einige wenige Punkte.
Zum Thema einander kennen:
Was mich betrifft, so kennt mich außer Nicole hier niemand, auch wenn ich den ein oder anderen schon mal gesehen habe. Die Leichen in meinem Keller habe ich zu den Treffen allerdings nicht mitgebracht. Bis auf eine Person in diesem Forum hier kann also keiner wissen, ob ich in diesem Text (und manchen anderen) nicht doch einfach meine perversen Fantasien auslebe.
So ein bisschen degradierst du diesen Faden zur geselligen Plauderei unter Freunden, wo man über die ein oder andere dumme Äußerung mit einem Lächeln hinwegsieht – man kennt sich ja.
Ich sehe das nicht so. Auch wenn das nur ein Internetforum ist, eine semikulturelle Erscheinung an der äußersten Peripherie der gesellschaftlichen Wahrnehmung, so dreht es sich doch um Literatur – und genau darum geht es mir hier.
Du schreibst:
Durch die Annahme, dass Sam es bewusst so geschrieben hat, um diese Abwehrreaktion auszulösen, wird das Gesagte sozusagen gesellschaftsfähig, man lässt sich faszinieren, die Kunst wird zu einem Deckmantel, unter dem man scheinbar alles sagen und zeigen kann, ohne „Empörung“ auszulösen. Und darin sehe ich eine Gefahr.
und
Und hier in diesem Gedicht wird einem das „Grauen“ ja auf sehr ästhetische Weise vorgeführt, Sam spielt mit der Faszination des „Schreckens“ und setzt diesen sehr bewusst ein um, ja um was zu vermitteln?
Ich habe das hier nicht geschrieben, um irgendwelche bestimmten Reaktionen auszulösen. Das Gedicht ist doch kein Thriller, der dem Leser eine Gänsehaut erzeugen soll. Er ist eine Auseinandersetzung, die Folge einer emotionalen und intellektuellen Bewegung, die ich versucht habe in einem bestimmten Bild und einer bestimmten Form einzufangen. Inwiefern und in welcher Form die Energie, die in dem Text steckt, an den Leser übergeht, kann ich weder beeinflussen, noch beurteilen.
Was verstehst du überhaupt unter Empörung? Ein lautes: Das ist aber Böse!?
Nein, ich glaube eher, du erwartest ein: „Das kann man so nicht machen!
Was möchtest du? Literatur mit Gebrauchsanweisung. Warnhinweise wie auf Zigarettenpackungen, die Bemerkung „aber bitte nicht nachmachen“.
Apropos nachmachen: Selbst in den guten Buchläden stehen die Tische, auf denen sich die blutrünstigsten Thriller stapeln gleich am Eingang. Da kann man sich Anregungen zu genüge holen.
Ich gebe zu, der Vorwurf, ich würde die Kunst als Deckmantel benutzen, ärgert mich ein wenig, aber das ist mein Problem. Freilich frage ich mich: Deckmantel wofür? Also doch Effekthascherei? Applaus abholen weil man ein heißes Eisen angefasst hat? Oder einfach nur Aufmerksamkeit erzwingen?
Dein Problem ist, dass du genau an dieser Oberfläche des Schreckens hängen bleibst. Die Diskrepanz zwischen Grauen und der Äsethik der Darstellung schreckt dich ab, weil du sie als Legimitation desselben empfindest. So als müsse ein Text über so etwas Hässliches wie Gewalt, ebenso hässlich sein.
Aber geht es hier denn wirklich um Gewalt? Ist es wirklich nur eine lyrisch bepinselte Gewaltfantasie, oder steht hier nicht das Schöne, das Äsethische im Vordergrund, in Verbindung mit der Frage nach dem Sinn?
Wenn das Schöne seinen Sinn nur rein aus seiner Existenz bezieht, hat dann auch alles andere das gleiche Anrecht auf einen Sinn aus sich selbst – auch das Hässliche, das Böse?
So hast du in dem Gedicht das Schöne (oder eben das Mädchen als Inbegriff des Guten/Reinen), welches vom Bösen zerstört wird. Und in der Gestaltung spiegelnd die ästhetische Form, die vom Inhalt (gleich dem in den Mund geschobenen Lauf der Waffe, die abgedrückt wird) zum explodieren gebracht wird.
Das ist, um es jetzt mal ganz überheblich zu sagen, nicht Kunst als Deckmantel. Das ist Kunst -jedenfalls so wie ich sie für mich verstehe.
Dies ist nur ein Aspekt, der dem Gedicht zugrunde liegt.
Weitere Punkte hat ja Last schon wunderbar herausgearbeitet, so z.B. den Punkt der Rolle des Beichtnehmers, in welche der Leser gezwungen wird.
Natürlich erwarte ich nicht von jedem Leser, dass er das so erkennt, oder den Text gar für gut befindet.
Auch mit deiner Ablehnung kann ich gut leben und freue mich über deine Offenheit. Unser Verständnis von Kunst geht offenbar sehr auseinander.
Das einzige was mich wirklich stört, ist dein unterschwellig ausgedrückter Wunsch nach Zensur.
Nochmals vielen Dank euch allen!
Liebe Grüße
Sam
Das einzige was mich wirklich stört, ist dein unterschwellig ausgedrückter Wunsch nach Zensur.
So habe ich Flora jetzt nicht verstanden. M.E. hat sie nur Bedenken, ob die Wofür-Frage im Text ausreichend beantwortet wird. Das Prädikat Kunst ist eben noch nicht Anlass dafür, diese Frage ungestellt zu lassen. Gerade wenn es Kunst sein will, sollte das selbstreflektive Moment enthalten sein (gerade bei "moderner" Kunst).
Inwiefern dieses Moment sehr wohl enthalten ist, wurde nun ja schon von verschiedener Perspektive aus dargelegt. Ich bin gespannt, was Flora darauf erwidert (und hoffe ehrlich gesagt auf weiteren Einspruch).

Oh, das ist doch mal eine spannende Dikussion! Euch Allen vielen Dank!
Ja!

LG
Last
Lieber Sam,
stimmt, ich hatte nicht die Zeit alle Kommentare vorher zu lesen und dachte mir schon beim schreiben, dass dies bestimmt schon ein Vorgänger bemerkt hat. Also: Danke für den Hinweis.
Interessant finde ich Deine Selbsteinschätzung des Gedichts, denn ich habe es wohl etwas anders gelesen. Ich werd' mir nochmal Gedanken dazu machen.
Liebe Grüße
Max
stimmt, ich hatte nicht die Zeit alle Kommentare vorher zu lesen und dachte mir schon beim schreiben, dass dies bestimmt schon ein Vorgänger bemerkt hat. Also: Danke für den Hinweis.
Interessant finde ich Deine Selbsteinschätzung des Gedichts, denn ich habe es wohl etwas anders gelesen. Ich werd' mir nochmal Gedanken dazu machen.
Liebe Grüße
Max
Lieber Sam, lieber Tom und ihr, die ihr euch alle an der Diskussion beteiligt.
Ich möchte die Frage aufwerfen, warum Dichter lügen (Enzensberger).
Und ich möchte sie aus diesem Text heraus zu beantworten versuchen. Bzw. diesen Versuch zur Diskussion stellen.
Vorab noch eine Kleinigkeit zur Textkritik. Es betrifft das letzte Satzzeichen. Sollte das nicht ein Fragezeichen sein?
Der Sprecher stellt an den Leser eine Frage. Er ist sich nicht sicher (sonst wäre auch keine Beichte nötig). Das Fragezeichen "Könnte es vielleicht doch sein, dass ich Unrecht habe?" macht die Entscheidung noch schlimmer, die schon gefallen ist für jemanden, der gar nicht gefragt wurde.
Jetzt zum Inhalt:
Du stellst, Sam, in einem Kommentar an Flora folgende Frage: Wenn sich der Sinn von Schönheit aus sich selbst ergibt, gilt dann das Gleiche nicht auch für das Böse, Hässliche?
Dein Gedicht ist selbst eine Antwort nach einem sehr alten Prinzip. Die Negation braucht eine Position, die sie verneinen kann. Wenn es nichts mehr gibt, was verneint, zerstört werden kann, dann hört das Böse auf zu sein. Wenn es nichts Schönes zum Vergleich gibt, ist das Hässliche auch nicht mehr hässlich.
Die Position dagegen braucht keine Rechtfertigung. Die älteste Metapher dafür ist die schlafende Unschuld.
Schlafend (sich ihrer selbst nicht bewusst) ist sie sich selbst genug (passiv). Sie lässt mit sich machen (daher das Kindliche, obwohl von einem Kind nicht die Rede ist).
Und ruft damit sofort ihre Verneinung auf den Plan.
Die schwülstigen Adjektive würde niemand seine Geliebten zu schreiben wagen. Aber im Kontext des Gedichtes sind sie notwendig. Sie erzeugen die Fallhöhe.
Erst aus dieser Fallhöhe bezieht das Gedicht seinen "Zuch", wie Tom schreibt.
Es ist der Zug der Entropie, der erst aufhört, wenn die Höhe der Bordsteinkante erreicht ist.
Dabei bleibt die Frage unterschlagen, wie die Gestalthöhe vorher eigentlich zustande kam.
Wie genau wird hier die Fallhöhe aufgebaut? Durch die klassischen drei Wichs-Vorlagen:
1. Die ausgelieferte Schönheit
2. Die Penetration
3. Der Orgasmus als Gewaltakt
Jetzt könnt ihr mich wegen meiner perversen Fantasie tadeln.
Nur: Ist das wirklich auf meinem Mist gewachsen?
Robert Steinhäuser (dem Amokschützen von Ehrfurt) wird ein "libidinöses Verhältnis zu seiner Pumpgun" attestiert.
Dass Töten regelmäßig als orgiastisch beschrieben wird, brauche ich nicht zu erwähnen.
Und dass er ihr den Lauf in den Mund schiebt: Leute, ich bitte euch!
Kommen wir zu einem möglichen philosophischen Gehalt: Nihilismus ist es nicht, entgegen der Schlussbehauptung des Gedichtes.
Warum brechen Amokläufer nicht klammheimlich nachts in die Schulkantine ein und vergiften den Kakao? Der Effekt wäre zigfacher höher als das Rumgeballer und man hätte sogar gute Chancen davon zu kommen.
Warum überfallen Terroristen nicht morgens um 4 das Wasserwerk von Berlin, vergiften das Trinkwasser mit Plutoniumchlorat und sogen dafür, dass niemand bis 8 Uhr was davon mitkriegt? Geschätzte Zahl der Toten: eine Million, mit etwas Glück auch Frau Merkel.
Die Antwort ist in beiden Fällen dieselbe: weil das Nihilismus wäre.
Es hätte keinerlei symbolische Bedeutung.
Man könnte auch sagen: keine ästhetische Bedeutung.
Es hätte keinerlei Aussagekraft, außer: Das Leben ist nichts. Solche Leute bringen sich selber um, aber nicht andere.
Es geht hier um eine pubertäre Fantasie, die ästhetisch aufgeladen wird (die auch wir erwachsene Männer haben, sacht ja keiner, dass wir aus der Pubertät je rauskommen, nech?).
Das meine ich sogar bezogen auf die Gotteskrieger, so pervers wie es im ersten Augenblick klingt: Gott sei Dank legen die Wert auf Symbolik! Auf einen Sinn des Tötens. Ja, auf eine Ästhetik des Todes.
Genau das hindert sie am effektiven Töten...
(Ma ehrlich: Leute vergiften macht doch keinen Spaß! Das ist was für Weiber!)
Aber im Ernst: das banale Gegenbild ist Eichmann, für den millionenfacher Mord nur ein Verwaltungsproblem ist. Und der sich damit zu Recht vor Gericht verteidigt.
Also: juvenile Fantasien.
Einem 18jährigen würde ich sagen: diese Fantasien hat jeder. Nix besonderes. Und du hast den ersten Schritt zur kreativen Transformation gemacht, Glückwunsch! Schreiben als Ersatzhandlung: genau richtig. Da gehts weiter!
Jetzt sind wir, Sam, Tom und ich, aber deutlich über vierzig, und wenn ich auch von keinen Kindern weiß, müsste ich mir eigentlich vorstellen können, wie meine Tochter mit einem Typen, der sonne Gedichte schreibt, in die Schule geht...
Soviel zum "Sitz im Leben", falls jemand meint, das sei doch nun mal die Realität! Das Fernsehen zeige sie doch jeden Tag!
Jetzt zum Thema: warum Dichter lügen.
Ein Monismus ist für keinen Dichter möglich.
"wenn der abgrund einmal aufschaut/ ist niemand da noch zu berichten/ nichts redet nicht mehr."
Der Dichter muss wenigstens einen Gegenpol aufbauen, nennen wir ihn mal symbolisch "Glaube, Liebe, Hoffnung", hier die schlafende Unschuld, um ihn effektvoll verneinen zu können. Ganz intressant, wie Enzensberger das macht. Einmal ist er sich nicht zu schade, sogar einen Engel "niedereste Charge" einzuführen um ihn dann nihilistisch totzuschweigen. Kann man ja mal drüber reden...
Das halte ich für eine mögliche Definition von Lüge.
Was nicht heißt, Sam, dass du nicht lügen darfst, oder dass das kein gelungenes Gedicht ist.
Zerstörung ist auch eine Kunst.
Die Wahrheit sagen wäre, wenn man zwar auch keinen Halt hat und zu versinken droht, aber trotzdem einen Wurfanker auswirft. In der Hoffnung, er möge irgendwo Halt finden. Halt jenseits dessen, was man zu überschauen und zu hoffen in der Lage ist. Das wäre für mich die Funktion eines Gedichtes. Und eine mögliche Definition von Transzendenz.
Von daher plädiere ich nochmal für den Wurfanker Fragezeichen.
Liebe Grüße, euer Carl
Ich möchte die Frage aufwerfen, warum Dichter lügen (Enzensberger).
Und ich möchte sie aus diesem Text heraus zu beantworten versuchen. Bzw. diesen Versuch zur Diskussion stellen.
Vorab noch eine Kleinigkeit zur Textkritik. Es betrifft das letzte Satzzeichen. Sollte das nicht ein Fragezeichen sein?
Der Sprecher stellt an den Leser eine Frage. Er ist sich nicht sicher (sonst wäre auch keine Beichte nötig). Das Fragezeichen "Könnte es vielleicht doch sein, dass ich Unrecht habe?" macht die Entscheidung noch schlimmer, die schon gefallen ist für jemanden, der gar nicht gefragt wurde.
Jetzt zum Inhalt:
Du stellst, Sam, in einem Kommentar an Flora folgende Frage: Wenn sich der Sinn von Schönheit aus sich selbst ergibt, gilt dann das Gleiche nicht auch für das Böse, Hässliche?
Dein Gedicht ist selbst eine Antwort nach einem sehr alten Prinzip. Die Negation braucht eine Position, die sie verneinen kann. Wenn es nichts mehr gibt, was verneint, zerstört werden kann, dann hört das Böse auf zu sein. Wenn es nichts Schönes zum Vergleich gibt, ist das Hässliche auch nicht mehr hässlich.
Die Position dagegen braucht keine Rechtfertigung. Die älteste Metapher dafür ist die schlafende Unschuld.
Schlafend (sich ihrer selbst nicht bewusst) ist sie sich selbst genug (passiv). Sie lässt mit sich machen (daher das Kindliche, obwohl von einem Kind nicht die Rede ist).
Und ruft damit sofort ihre Verneinung auf den Plan.
Die schwülstigen Adjektive würde niemand seine Geliebten zu schreiben wagen. Aber im Kontext des Gedichtes sind sie notwendig. Sie erzeugen die Fallhöhe.
Erst aus dieser Fallhöhe bezieht das Gedicht seinen "Zuch", wie Tom schreibt.
Es ist der Zug der Entropie, der erst aufhört, wenn die Höhe der Bordsteinkante erreicht ist.
Dabei bleibt die Frage unterschlagen, wie die Gestalthöhe vorher eigentlich zustande kam.
Wie genau wird hier die Fallhöhe aufgebaut? Durch die klassischen drei Wichs-Vorlagen:
1. Die ausgelieferte Schönheit
2. Die Penetration
3. Der Orgasmus als Gewaltakt
Jetzt könnt ihr mich wegen meiner perversen Fantasie tadeln.
Nur: Ist das wirklich auf meinem Mist gewachsen?
Robert Steinhäuser (dem Amokschützen von Ehrfurt) wird ein "libidinöses Verhältnis zu seiner Pumpgun" attestiert.
Dass Töten regelmäßig als orgiastisch beschrieben wird, brauche ich nicht zu erwähnen.
Und dass er ihr den Lauf in den Mund schiebt: Leute, ich bitte euch!
Kommen wir zu einem möglichen philosophischen Gehalt: Nihilismus ist es nicht, entgegen der Schlussbehauptung des Gedichtes.
Warum brechen Amokläufer nicht klammheimlich nachts in die Schulkantine ein und vergiften den Kakao? Der Effekt wäre zigfacher höher als das Rumgeballer und man hätte sogar gute Chancen davon zu kommen.
Warum überfallen Terroristen nicht morgens um 4 das Wasserwerk von Berlin, vergiften das Trinkwasser mit Plutoniumchlorat und sogen dafür, dass niemand bis 8 Uhr was davon mitkriegt? Geschätzte Zahl der Toten: eine Million, mit etwas Glück auch Frau Merkel.
Die Antwort ist in beiden Fällen dieselbe: weil das Nihilismus wäre.
Es hätte keinerlei symbolische Bedeutung.
Man könnte auch sagen: keine ästhetische Bedeutung.
Es hätte keinerlei Aussagekraft, außer: Das Leben ist nichts. Solche Leute bringen sich selber um, aber nicht andere.
Es geht hier um eine pubertäre Fantasie, die ästhetisch aufgeladen wird (die auch wir erwachsene Männer haben, sacht ja keiner, dass wir aus der Pubertät je rauskommen, nech?).
Das meine ich sogar bezogen auf die Gotteskrieger, so pervers wie es im ersten Augenblick klingt: Gott sei Dank legen die Wert auf Symbolik! Auf einen Sinn des Tötens. Ja, auf eine Ästhetik des Todes.
Genau das hindert sie am effektiven Töten...
(Ma ehrlich: Leute vergiften macht doch keinen Spaß! Das ist was für Weiber!)
Aber im Ernst: das banale Gegenbild ist Eichmann, für den millionenfacher Mord nur ein Verwaltungsproblem ist. Und der sich damit zu Recht vor Gericht verteidigt.
Also: juvenile Fantasien.
Einem 18jährigen würde ich sagen: diese Fantasien hat jeder. Nix besonderes. Und du hast den ersten Schritt zur kreativen Transformation gemacht, Glückwunsch! Schreiben als Ersatzhandlung: genau richtig. Da gehts weiter!
Jetzt sind wir, Sam, Tom und ich, aber deutlich über vierzig, und wenn ich auch von keinen Kindern weiß, müsste ich mir eigentlich vorstellen können, wie meine Tochter mit einem Typen, der sonne Gedichte schreibt, in die Schule geht...
Soviel zum "Sitz im Leben", falls jemand meint, das sei doch nun mal die Realität! Das Fernsehen zeige sie doch jeden Tag!
Jetzt zum Thema: warum Dichter lügen.
Ein Monismus ist für keinen Dichter möglich.
"wenn der abgrund einmal aufschaut/ ist niemand da noch zu berichten/ nichts redet nicht mehr."
Der Dichter muss wenigstens einen Gegenpol aufbauen, nennen wir ihn mal symbolisch "Glaube, Liebe, Hoffnung", hier die schlafende Unschuld, um ihn effektvoll verneinen zu können. Ganz intressant, wie Enzensberger das macht. Einmal ist er sich nicht zu schade, sogar einen Engel "niedereste Charge" einzuführen um ihn dann nihilistisch totzuschweigen. Kann man ja mal drüber reden...
Das halte ich für eine mögliche Definition von Lüge.
Was nicht heißt, Sam, dass du nicht lügen darfst, oder dass das kein gelungenes Gedicht ist.
Zerstörung ist auch eine Kunst.
Die Wahrheit sagen wäre, wenn man zwar auch keinen Halt hat und zu versinken droht, aber trotzdem einen Wurfanker auswirft. In der Hoffnung, er möge irgendwo Halt finden. Halt jenseits dessen, was man zu überschauen und zu hoffen in der Lage ist. Das wäre für mich die Funktion eines Gedichtes. Und eine mögliche Definition von Transzendenz.
Von daher plädiere ich nochmal für den Wurfanker Fragezeichen.
Liebe Grüße, euer Carl
Hallo Sam,
danke für deine ausführliche Antwort! Ja, eine interessante Diskussion, bei der ich eigentlich nicht mehr leisten kann, als Fragen zu stellen, oder Gedanken in den Raum zu werfen. Denn Antworten im Sinne einer Gewissheit habe ich leider keine. Ich denke es ist aber wichtig sensibel zu bleiben, nicht abzustumpfen und zumindest das Gefahrenpotential und die Macht der Worte und ihrer Verführungskunst nicht aus den Augen zu verlieren, nicht nur als Autor sondern auch als Leser, sich auch vor Kritik nicht zu scheuen, auch an den eingesetzten Mitteln und den gewählten Bildern, obwohl „Kunst“ darüber steht. Und ich schrieb ja, es ist eine gefährliche Gratwanderung, die du versuchst, nicht, dass du tatsächlich abstürzt und auch nicht, dass man sie nicht gehen sollte, oder darf. Es muss für mich nur auch die Frage möglich sein, ob sie dann im Kontext gerechtfertigt ist, eine wirkliche Berechtigung aus dem Text heraus hat.
Das ist interessant für mich, ich denke aber nicht, dass du diesen Aspekt ausklammern kannst, wenn du von Menschen und ihrem Verhalten schreibst.
Irgendetwas sagt mir aber, dass man davon ausgeht, dass du deine Texte bewusst so gestaltest und sie nicht eine Frucht deiner unausgelebten oder ausgelebten Fantasie sind. Mag sein, dass ich da von mir auf andere schließe. Aber ich vermute die Reaktionen wären sonst ganz anders ausgefallen, was ja dann wieder zu meiner Eingangsfrage führt.
Nein, ich degradiere den Faden nicht und eine dumme Äußerung ist dein Gedicht sicher nicht, sonst würde ich mich ja nicht darüber aufregen müssen..gif)
Wie du siehst, geschieht das aber. Und dass du das Gedicht völlig ohne Erwartungshaltung bezüglich der Reaktion der Leser geschrieben hast, wage ich einfach mal zu bezweifeln.
Mmmh, hiermit verweigerst du aus meiner Sicht die Verantwortung für deinen Text. Beeinflussen kannst du das natürlich, nämlich in dem du den Text entsprechend gestaltest, sowohl sprachlich als auch inhaltlich und beurteilen, was im Leser vorgehen könnte, kannst du denke ich auch ganz gut. Ich finde, da machst du es dir zu einfach. Und da du es zumindest für möglich hältst, dass eine Energie auf den Leser übergeht, solltest du dich vielleicht bei dieser Thematik doch auch fragen was für eine Energie das ist? Mein Hauptproblem ist wahrscheinlich, dass ich die emotionale und intellektuelle Bewegung hier nicht recht nachvollziehen kann, ich weiß nicht, wohin das Gedicht führen soll. Was Ausgangspunkt und Ziel dieser Bewegung ist und warum es dieser Drastik und Thematik bedarf, um sie für den Leser umzusetzen.
Unter Empörung verstehe ich, dass man über das, was da steht noch erschrecken darf und kann, dass man nicht einfach darüber hinweggeht, fraglos akzeptiert und sofort in die übertragene Ebene springt, oder sich übers gelungene Gruseln freut, dass man Kritik üben, sich aufregen darf darüber, dass zum Beispiel eigene Moralvorstellungen oder Empfindlichkeiten überschritten werden, und äußern, dass man Bedenken bezüglich der Wirkung und möglichen Interpretation hat.
Jetzt degradierst du aber gerade deine Antwort..gif)
Ich möchte vieles und wie wir schon öfter festgestellt haben, meist etwas anderes als du. Hier würde ich mich freuen, wenn ich verstehen würde, warum dieses Gedicht für dich so sein muss und hinter seine Aussage käme.
Das ist ein interessanter Gedanke. Aber warum sollte Gewalt ästhetisch schön aufbereitet werden? Und warum sollte ein Text über Gewalt diese nicht auch negativ und „hässlich“ (was ja dann nicht heißt handwerklich schlecht) zeigen?
Ja, wenn ein Mord beschrieben wird, geht es um Gewalt. Da kann man noch soviel Lyrisches, Ästhetisches oder Sinnfragendes hineinlegen. Und da komme ich wieder an den Punkt, wenn es nicht wie du schreibst um den Effekt, heißes Eisen, Aufmerksamkeit, Gänsehaut und Gewalt geht, wozu musst du sie dann hier einsetzen? Wäre das, was du eigentlich sagen möchtest nicht auch anders sagbar gewesen?
Ist das eine Frage, die du dir stellst, der Text stellt, oder die du mir stellst? Falls sie an mich gerichtet ist: Nein, Gewalt hat überhaupt kein Anrecht und auf Sinn schon gar nicht.
Die ästhetische Form wird doch aber durch den Inhalt gar nicht zwingend zum explodieren gebracht, sie gehen unter Umständen sogar eine fatale Liaison ein.
Ich sehe es nicht zwingend so, dass man sich als Leser angesprochen fühlen muss. Wenn ich die Beichte hier in einem religiösen Kontext verstehe und da es auch um Gott geht, liegt das nahe, kann ich gar nicht die Rolle des Beichtvaters übernehmen, ich kann höchstens ein Lauscher an der Tür des Beichtstuhls sein. Und es ist sicherlich dann auch eine spannende Frage, was die Kirche dazu sagt, wie viele Ave Maria oder ??? dann gebetet werden müssen, um „Vergebung“ zu erlangen und was das dann konkret bedeutet, im Hinblick auf Schuld und Reue. Aber auch das wird hier nicht thematisiert, sondern allein dem Leser überlassen, was er sich im „Beichtkontext“ vorstellt. Es könnte auch genausogut eine Beichte sein, die rein das Verlangen des Täters befriedigt mit seiner Tat zu prahlen, den Priester in seiner Gläubigkeit auf die Probe zu stellen und er diesen Moment der „Schockierung“ des Gegenübers genießt unter der zusätzlichen Prämisse, dass dieser zum Schweigen verurteilt ist. Ob ich hier nun Reue höre, oder Wahnsinn oder Lust kann ich mir aussuchen. Ein Fragezeichen würde das vielleicht wirklich in Richtung Reue oder zumindest Unsicherheit verschieben.
Die Frage wäre doch, ob es nicht gerade bei einem derartigen Thema wichtig wäre möglichst so zu schreiben, dass man zumindest als Autor erwartet, verstanden zu werden, auch wenn es dann trotzdem im Einzelfall nicht gelingen mag.
Ja.
Das hat ja nun wiederum Last schon schön beantwortet.
Soweit mal der Versuch einer Antwort, vielleicht ist noch ein Gedankenanstoß für dich dabei.
liebe Grüße
Flora
Hallo Andreas,
Na ja, dass sich ein Autor mit seiner Thematik, dem Sachverhalt, über den er schreibt auskennt oder recherchiert hat, erwarte ich ehrlich gesagt schon.
Ähm ja, es gibt für mich ganz persönliche Grenzen, die muss ich nicht zu allgemeingültigen erheben, aber ich muss sie doch aufzeigen können.
Mmmh und genau das ist das Problem, du siehst gar keine kritische Komponente. Sam und Last wohl schon.
Wollte er aber wohl gar nicht und genau das ist einer der Knackpunkte.
Das bestreite ich auch nicht, im Gegenteil. Aber kommt der Text so an wie er konzipiert war, und wäre das nicht wirklich bei dieser Thematik wichtiger, als wenn es um die üblichen „unbrisanten“ Themen geht?
liebe Grüße
Flora
danke für deine ausführliche Antwort! Ja, eine interessante Diskussion, bei der ich eigentlich nicht mehr leisten kann, als Fragen zu stellen, oder Gedanken in den Raum zu werfen. Denn Antworten im Sinne einer Gewissheit habe ich leider keine. Ich denke es ist aber wichtig sensibel zu bleiben, nicht abzustumpfen und zumindest das Gefahrenpotential und die Macht der Worte und ihrer Verführungskunst nicht aus den Augen zu verlieren, nicht nur als Autor sondern auch als Leser, sich auch vor Kritik nicht zu scheuen, auch an den eingesetzten Mitteln und den gewählten Bildern, obwohl „Kunst“ darüber steht. Und ich schrieb ja, es ist eine gefährliche Gratwanderung, die du versuchst, nicht, dass du tatsächlich abstürzt und auch nicht, dass man sie nicht gehen sollte, oder darf. Es muss für mich nur auch die Frage möglich sein, ob sie dann im Kontext gerechtfertigt ist, eine wirkliche Berechtigung aus dem Text heraus hat.
Ich verstehe dies hier nicht als ein psychologisches Gedicht.
Das ist interessant für mich, ich denke aber nicht, dass du diesen Aspekt ausklammern kannst, wenn du von Menschen und ihrem Verhalten schreibst.
Bis auf eine Person in diesem Forum hier kann also keiner wissen, ob ich in diesem Text (und manchen anderen) nicht doch einfach meine perversen Fantasien auslebe.
Irgendetwas sagt mir aber, dass man davon ausgeht, dass du deine Texte bewusst so gestaltest und sie nicht eine Frucht deiner unausgelebten oder ausgelebten Fantasie sind. Mag sein, dass ich da von mir auf andere schließe. Aber ich vermute die Reaktionen wären sonst ganz anders ausgefallen, was ja dann wieder zu meiner Eingangsfrage führt.
So ein bisschen degradierst du diesen Faden zur geselligen Plauderei unter Freunden, wo man über die ein oder andere dumme Äußerung mit einem Lächeln hinwegsieht – man kennt sich ja.
Nein, ich degradiere den Faden nicht und eine dumme Äußerung ist dein Gedicht sicher nicht, sonst würde ich mich ja nicht darüber aufregen müssen.
.gif)
Ich habe das hier nicht geschrieben, um irgendwelche bestimmten Reaktionen auszulösen. Das Gedicht ist doch kein Thriller, der dem Leser eine Gänsehaut erzeugen soll.
Wie du siehst, geschieht das aber. Und dass du das Gedicht völlig ohne Erwartungshaltung bezüglich der Reaktion der Leser geschrieben hast, wage ich einfach mal zu bezweifeln.
Er ist eine Auseinandersetzung, die Folge einer emotionalen und intellektuellen Bewegung, die ich versucht habe in einem bestimmten Bild und einer bestimmten Form einzufangen. Inwiefern und in welcher Form die Energie, die in dem Text steckt, an den Leser übergeht, kann ich weder beeinflussen, noch beurteilen.
Mmmh, hiermit verweigerst du aus meiner Sicht die Verantwortung für deinen Text. Beeinflussen kannst du das natürlich, nämlich in dem du den Text entsprechend gestaltest, sowohl sprachlich als auch inhaltlich und beurteilen, was im Leser vorgehen könnte, kannst du denke ich auch ganz gut. Ich finde, da machst du es dir zu einfach. Und da du es zumindest für möglich hältst, dass eine Energie auf den Leser übergeht, solltest du dich vielleicht bei dieser Thematik doch auch fragen was für eine Energie das ist? Mein Hauptproblem ist wahrscheinlich, dass ich die emotionale und intellektuelle Bewegung hier nicht recht nachvollziehen kann, ich weiß nicht, wohin das Gedicht führen soll. Was Ausgangspunkt und Ziel dieser Bewegung ist und warum es dieser Drastik und Thematik bedarf, um sie für den Leser umzusetzen.
Was verstehst du überhaupt unter Empörung? Ein lautes: Das ist aber Böse!?
Nein, ich glaube eher, du erwartest ein: „Das kann man so nicht machen!
Unter Empörung verstehe ich, dass man über das, was da steht noch erschrecken darf und kann, dass man nicht einfach darüber hinweggeht, fraglos akzeptiert und sofort in die übertragene Ebene springt, oder sich übers gelungene Gruseln freut, dass man Kritik üben, sich aufregen darf darüber, dass zum Beispiel eigene Moralvorstellungen oder Empfindlichkeiten überschritten werden, und äußern, dass man Bedenken bezüglich der Wirkung und möglichen Interpretation hat.
Was möchtest du? Literatur mit Gebrauchsanweisung. Warnhinweise wie auf Zigarettenpackungen, die Bemerkung „aber bitte nicht nachmachen“.
Jetzt degradierst du aber gerade deine Antwort.
.gif)
Ich möchte vieles und wie wir schon öfter festgestellt haben, meist etwas anderes als du. Hier würde ich mich freuen, wenn ich verstehen würde, warum dieses Gedicht für dich so sein muss und hinter seine Aussage käme.
Dein Problem ist, dass du genau an dieser Oberfläche des Schreckens hängen bleibst. Die Diskrepanz zwischen Grauen und der Äsethik der Darstellung schreckt dich ab, weil du sie als Legimitation desselben empfindest. So als müsse ein Text über so etwas Hässliches wie Gewalt, ebenso hässlich sein.
Das ist ein interessanter Gedanke. Aber warum sollte Gewalt ästhetisch schön aufbereitet werden? Und warum sollte ein Text über Gewalt diese nicht auch negativ und „hässlich“ (was ja dann nicht heißt handwerklich schlecht) zeigen?
Aber geht es hier denn wirklich um Gewalt? Ist es wirklich nur eine lyrisch bepinselte Gewaltfantasie, oder steht hier nicht das Schöne, das Äsethische im Vordergrund, in Verbindung mit der Frage nach dem Sinn?
Ja, wenn ein Mord beschrieben wird, geht es um Gewalt. Da kann man noch soviel Lyrisches, Ästhetisches oder Sinnfragendes hineinlegen. Und da komme ich wieder an den Punkt, wenn es nicht wie du schreibst um den Effekt, heißes Eisen, Aufmerksamkeit, Gänsehaut und Gewalt geht, wozu musst du sie dann hier einsetzen? Wäre das, was du eigentlich sagen möchtest nicht auch anders sagbar gewesen?
Wenn das Schöne seinen Sinn nur rein aus seiner Existenz bezieht, hat dann auch alles andere das gleiche Anrecht auf einen Sinn aus sich selbst – auch das Hässliche, das Böse?
Ist das eine Frage, die du dir stellst, der Text stellt, oder die du mir stellst? Falls sie an mich gerichtet ist: Nein, Gewalt hat überhaupt kein Anrecht und auf Sinn schon gar nicht.
Ich fände zum Beispiel das Gedicht in Verbindung mit einem anschließenden Prosatext, der diese Fragen aufgreift wesentlich eindrücklicher und auch unproblematischer, weil dann der Bezug zu Ästhetik und Moral und der Sinnfrage, den du ja irgendwie doch hergestellt haben möchtest? deutlich wird. Was dabei dann natürlich ein Stück weit verloren geht, ist dieser Grusel/Gänsehauteffekt, der Zug, zugunsten aber einer gezwungenermaßen näheren Beschäftigung und Auseinandersetzung mit dem Thema. (Denn man darf nicht vergessen, dass auch Lyrik meist nur konsumiert wird und nicht immer wie hier hinterfragt, analysiert und interpretiert wird.) Ein Fragezeichen, wie Carl es vorschlug würde tatsächlich auch für mich hier etwas verändern.So hast du in dem Gedicht das Schöne (oder eben das Mädchen als Inbegriff des Guten/Reinen), welches vom Bösen zerstört wird. Und in der Gestaltung spiegelnd die ästhetische Form, die vom Inhalt (gleich dem in den Mund geschobenen Lauf der Waffe, die abgedrückt wird) zum explodieren gebracht wird.
Das ist, um es jetzt mal ganz überheblich zu sagen, nicht Kunst als Deckmantel. Das ist Kunst -jedenfalls so wie ich sie für mich verstehe.
Die ästhetische Form wird doch aber durch den Inhalt gar nicht zwingend zum explodieren gebracht, sie gehen unter Umständen sogar eine fatale Liaison ein.
Dies ist nur ein Aspekt, der dem Gedicht zugrunde liegt.
Weitere Punkte hat ja Last schon wunderbar herausgearbeitet, so z.B. den Punkt der Rolle des Beichtnehmers, in welche der Leser gezwungen wird.
Ich sehe es nicht zwingend so, dass man sich als Leser angesprochen fühlen muss. Wenn ich die Beichte hier in einem religiösen Kontext verstehe und da es auch um Gott geht, liegt das nahe, kann ich gar nicht die Rolle des Beichtvaters übernehmen, ich kann höchstens ein Lauscher an der Tür des Beichtstuhls sein. Und es ist sicherlich dann auch eine spannende Frage, was die Kirche dazu sagt, wie viele Ave Maria oder ??? dann gebetet werden müssen, um „Vergebung“ zu erlangen und was das dann konkret bedeutet, im Hinblick auf Schuld und Reue. Aber auch das wird hier nicht thematisiert, sondern allein dem Leser überlassen, was er sich im „Beichtkontext“ vorstellt. Es könnte auch genausogut eine Beichte sein, die rein das Verlangen des Täters befriedigt mit seiner Tat zu prahlen, den Priester in seiner Gläubigkeit auf die Probe zu stellen und er diesen Moment der „Schockierung“ des Gegenübers genießt unter der zusätzlichen Prämisse, dass dieser zum Schweigen verurteilt ist. Ob ich hier nun Reue höre, oder Wahnsinn oder Lust kann ich mir aussuchen. Ein Fragezeichen würde das vielleicht wirklich in Richtung Reue oder zumindest Unsicherheit verschieben.
Natürlich erwarte ich nicht von jedem Leser, dass er das so erkennt, oder den Text gar für gut befindet.
Die Frage wäre doch, ob es nicht gerade bei einem derartigen Thema wichtig wäre möglichst so zu schreiben, dass man zumindest als Autor erwartet, verstanden zu werden, auch wenn es dann trotzdem im Einzelfall nicht gelingen mag.
Auch mit deiner Ablehnung kann ich gut leben und freue mich über deine Offenheit. Unser Verständnis von Kunst geht offenbar sehr auseinander.
Ja.
Das einzige was mich wirklich stört, ist dein unterschwellig ausgedrückter Wunsch nach Zensur.
Das hat ja nun wiederum Last schon schön beantwortet.
Soweit mal der Versuch einer Antwort, vielleicht ist noch ein Gedankenanstoß für dich dabei.
liebe Grüße
Flora
Hallo Andreas,
Ich glaube, dass der Gedanke falsch ist, ob sich ein Autor wohl mit dem niedergeschriebenen Sachverhalt auskennt, es recherchiert hat, sich identifiziert etc. pp.
Na ja, dass sich ein Autor mit seiner Thematik, dem Sachverhalt, über den er schreibt auskennt oder recherchiert hat, erwarte ich ehrlich gesagt schon.
Außerdem, nur weil es ein besonders "heißes" Thema oder Eisen ist, was der Autor anpackt, muss es dewegen gleich kritisch sein oder gar anklagend? Für mich hört sich das an, als müsste man ab einer gewissen Themenhärte bestimmte Konventionen beachten.
Ähm ja, es gibt für mich ganz persönliche Grenzen, die muss ich nicht zu allgemeingültigen erheben, aber ich muss sie doch aufzeigen können.
Lasse ich hier also, so wie es Sam tat, die kritische Komponente weg, wird es dadurch schlechter? Wird es weniger legitim sowas zu veröffentlichen, wenn ich es nicht durch solche Mittel etwas "dämpfe"?
Mmmh und genau das ist das Problem, du siehst gar keine kritische Komponente. Sam und Last wohl schon.
Ich habe dieses Werk auch gelesen und ich finde es schlicht brilliant, nicht weil ich etwa in irgendeiner Weise in der Textthematik ambitioniert wäre, sondern weil Sam eine wahre Gänsehautstimmung schafft.
Wollte er aber wohl gar nicht und genau das ist einer der Knackpunkte.
Inbesondere die Art von Wahnsinn, die scheinbaren Tatmotive, der Druck, die das lyr.Ich erfährt, sind sehr stark in Szene gesetzt.
Das bestreite ich auch nicht, im Gegenteil. Aber kommt der Text so an wie er konzipiert war, und wäre das nicht wirklich bei dieser Thematik wichtiger, als wenn es um die üblichen „unbrisanten“ Themen geht?
liebe Grüße
Flora
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