Kinderleicht

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Max

Beitragvon Max » 22.12.2008, 18:37

Ein Beitrag aus dem lyr. Dialog, ich wüsste gerne, ob das was taugt.

Kinderleicht


Viel ist es nicht um das es geht
Sich die Haut ritzen zu lassen
aber nicht das Herz

Und nicht versteinern
wie der Stein

Und lachen
lachen
lachen
wenn das Weinen versiegt


Version II


Kinderleicht


Um viel geht es nicht
Sich die Haut ritzen lassen
aber nicht das Herz

Und nicht versteinern
wie der Stein

Und lachen
lachen
lachen
wenn das Weinen versiegt
Zuletzt geändert von Max am 31.12.2008, 13:04, insgesamt 1-mal geändert.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 23.12.2008, 12:59

Liebe Mucki,

Ich habe es gelesen, ja, so ist das...

Lieben Gruß
ELsie
Schreiben ist atmen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 23.12.2008, 13:04

Liebe Elsie,

es ist schwierig, für beide Seiten. Doch, wenn man, aufgrund der Umstände ... sozusagen dazu gezwungen ist, wird man Meister darin. Traurig aber wahr.
Saludos
Mucki

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 23.12.2008, 22:02

Lieber Max,

ich finde auch, dass das etwas taugt! Du hast oft den Mut zur Einfachheit und sprichst das auch im Text mit aus, ich finde, dass dies oft zu den Themen, die du wählst sehr passt, denn wie wollte man dramatisch von dieser kleinen, stillen Einsamkeit sprechen? (ich meine, du beschreibst etwas, wo es eigentlich keinen Beobachter gibt, der Mensch ist allein damit und indem du die einfache Form wählst, wirkt der "doch-beobachter" dann in der Fiktion, die diese Realität zeigen will, nicht künstlich und dir gelingt das Einfangen...

Besonders die letzte Strophe finde ich zudem sehr mehrschichtig, man kann es lesen wie Mucki, wie Elsa und noch ganz anders: wenn es überstanden ist, dann ..lachen, lachen, lachen...es hat auch Aussicht, wenn es auch traurig ist. Das ist nochmal eine Stärke.

Ich finde, es ist ein sehr kluger Text und du weißt, das Attribut klug vergebe ich selten.


liebe Mucki,

wie lautet denn bloß der zweite Vorname??? Bitte verraten!

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Catrin

Beitragvon Catrin » 27.12.2008, 13:03

Lieber Max,

ich finde auch, dass das was taucht!
Aber im Ernst! Du bist ein Meister der Untertreibung.
Am Ende schaut doch der ganze Schmerz und die Einsamkeit durch die Zeilen, die sich Mut und die Leichtigkeit des Seins zusprechen wollen.

Überleg, ob du "um das es geht" nicht weglässt. Es ist klar, worum es geht.
Und du könntest sogar noch ein "zu" streichen.

LG, Catrin


Kinderleicht

Viel ist es nicht
Sich die Haut ritzen lassen
aber nicht das Herz

Und nicht versteinern
wie der Stein

Und lachen
lachen
lachen
wenn das Weinen versiegt

Max

Beitragvon Max » 27.12.2008, 20:03

Liebe Catrin,

das halte ich für einen sehr überdenkenswerten Vorschlag. Ich werde ihn mal wirken lassen. Spontan sagt er mir zu, aber ich möchte das Chaos, was ich einigen meiner threads mit 5 oder 6 Versionen veranstaötet habe, vermeiden ...

Danke!


Liebe Lisa,

auch Dir ein danke. Er war gar nicht als kluger Text gedacht, aber manachmal ist man ja klug, ohne es sein zu wollen.

Liebe Grüße
Max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 27.12.2008, 22:07

Hi Max,

m.E. ist dieses "um das es geht" wichtig in deinem Gedicht. Es steht sozusagen für den "übergeordneten Schmerz", der in den nachfolgenden Zeilen dann selbstzweifelhaft minimiert wird. Ich würde deshalb nicht auf diesen Zusatz verzichten.
Saludos
Mucki

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 28.12.2008, 18:00

Lieber Max,

ich finde Catrins Vorschlag gut! Ich finde, es trifft deinen kurzen/schlichten, aber empfindsamen/vollen Ton. Und ich finde auch, dass die Phrase automatisch klar ist, durch die grammatisch folgende Form: ritzen lassen etc. -- (zu würde ich auch streichen).

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Max

Beitragvon Max » 30.12.2008, 21:05

Liebe Mucki,Lisa, Catrin,

ich seh, dass es mal wieder keine einhellige Meinung gibt. Ein wenig hänge ich auch daran, dass es "um etwas geht", ich sehe aber auch, dass Euch, catrin und Lisa, die Konstruktion vermutlich zu schwer ist .. wie wäre denn

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Um viel geht es nicht
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lachen
lachen
wenn das Weinen versiegt

Das 'zu' habe ich geopfert.

Liebe Grüße
Max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 30.12.2008, 21:37

Hi Max,

ja, das halte ich für einen guten Kompromiss. :daumen:
Saludos
Mucki

Max

Beitragvon Max » 31.12.2008, 13:03

Merci Mucki,
dann versuche ich das einmal.

Liebe Grüße
max

Catrin

Beitragvon Catrin » 31.12.2008, 16:33

Hallo Max,
ja, das gefällt mir auch! Ist gar kein Kompromiss...

Guten Rutsch, C

Max

Beitragvon Max » 31.12.2008, 16:41

Beste C,

rutsch Du auch gut (wo auch immer) und danke für die Vorschläge.

Liebe Grüße
M

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 02.01.2009, 19:21

Hallo Max,

hier meldet sich wieder deine treue Verfechterin der Erstversion... :o)
Ich habe dieses Gedicht schon so oft angeklickt und wollte etwas dazu schreiben, aber es lässt sich nicht einfangen. Seine Spannung entsteht für mich aus der Unauflösbarkeit, wie man auch fasziniert ein Möbiusband betrachtet. Die zentralen Steinzeilen kann ich für mich gar nicht abschließend entschlüsseln, was ich wunderbar finde, weil es so stimmt und damit viel mehr sagt, über das Leben an sich. (Ich würde auch sagen, dass das „klug“ ist.) Denn was wäre ein Stein, der nicht versteinert ist?
Wieder ein feines, zurückhaltendes, „einfaches“ Gedicht, das nicht viele Worte macht und auch nicht braucht (und das ist soooo schwer .-) ) und dem es gelingt „Schmerz“ spürbar werden zu lassen.
Ach so, die ursprünglichen ersten Zeilen klingen mir weicher, runder, weil sie für mich zu Jemandem sprechen, beinahe tröstend, wissend. Die neue Version scheint mir da härter, resignierender, wertender? (durch das fehlende „zu“ erhält es beinahe einen verächtlichen Beigeschmack, fehlt nur noch das „ey“ und es wird zum Rap :o)), wodurch aber für mich ein wichtiger Aspekt und auch der typische Max’sche Klang verloren geht.

liebe Grüße
smile

Max

Beitragvon Max » 02.01.2009, 19:40

Liebe Smile,

beinahe habe ich auf Dich gewartet, als ich die Korrektur eingab. Hätte ich nur Leser(innen) wie Dich, ich würde eingebildet, hochnäsig, weil ich ja nie etwas ändern muss ;-). Hätte ich keinen Leser wie Dich, ich würde verzweifeln.

Konkret stehen die beiden Versionen bislang für mich nebeneinander, denn ich bin gerade zu dicht dran, um ich zu entscheiden. Kommt aber noch (verspreche ich ja immer).

Vielen Dank für die lieben Worte.
Max

PS: Wenn ich es richtig verstehe, plädierts Du also für

"Sich die Haut ritzen lassen, ey"

ja?


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